Augenentzündungen können sehr unangenehm sein, besonders wenn sie Schwellungen verursachen. Wenn durch eine Entzündung im Augenbereich Schmerzen entstehen oder sich ein ungewöhnliches Kügelchen im Bereich des Augenlides bildet, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine seltene und ziemlich unangenehme Entzündung des Augenlids, die als Gerstenkorn oder auch Hordeolum bekannt ist.
Wie entsteht das Gerstenkorn, welche Symptome äußern sich bei der Entzündung und wie erfolgt die Behandlung? Die wichtigsten Fragen werden im Folgenden aufgegriffen.
Was ist das Gerstenkorn und wie entsteht es?
Augenlider haben die Funktion, die Augen vor Verletzungen durch Kälte, Hitze oder starkes Licht zu schützen. Das Augenlid reagiert unwillkürlich und rasant auf schnelle Bewegungen, durch welche das Auge verletzt werden könnte.
Die im Augenlid befindlichen Drüsen produzieren Schweiß und Talk, die in Kombination mit dem Tränenfilm das Auge vor zu schnellem Austrocknen schützen. Schweiß- und Talkdrüsen befinden sich am Rand des Augenlids, während sich auf der Innenseite nur Talkdrüsen befinden. Der Talk der Meibom-Drüsen vermischt sich mit dem Tränenfilm, wodurch das Auge feucht gehalten wird.
Wenn die Drüsen verstopft oder mit Bakterien infiziert sind, verschlechtern sich die Bedingungen für die Augenfeuchtigkeit: das Auge trocknet aus und das Augenlid entzündet sich. Ein Gerstenkorn kann in dem Fall ganz am Rand des Augenlids im Bereich der Wimpern, aber auch auf der Innenseite des Augenlids in Form von einem Kügelchen erscheinen.
Als Auslöser eines Gerstenkorns werden typische Hautkeime wie Staphylokokken genannt. Da die Infektion und Entzündung durch Bakterien verursacht werden, kann Hordeolum auch ansteckend sein. Die Bakterien gelangen durch Handkontakt auf verschiedene Oberflächen und verbreiten sich dadurch leicht.
Welche Ursachen führen zur Entstehung von Gerstenkorn?
Bakterien gelangen ins Auge am häufigsten durch das Reiben der Augen mit den Händen1Gerstenkorn: Ursachen und Therapie – https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/augenkrankheiten/gerstenkorn-ursachen-und-therapie-733561.html – abgerufen am 01.12.2022. Die für die Entstehung eines Gerstenkorns verantwortlichen Erreger sind oft Staphylokokken, seltener Streptokokken. Der Schmutz an den Fingern schafft somit gute Voraussetzungen für eine Entzündung des Augenlidrandes und die Bildung eines Gerstenkorns.
Das Risiko für die Entwicklung eines Gerstenkorns steigt beim Tragen von Kontaktlinsen, vor allem bei mangelnder Hygiene. Die Erfüllung der normalen Funktion von Talg- und Schweißdrüsen wird auch durch einen unzureichenden Schweiß- und Talkabfluss behindert. Dies kann passieren, wenn die Drüsen durch ausgetrocknetes Sekret oder nicht entferntes Make-up verklebt sind.
Auch Menschen, die an Diabetes mellitus leiden, stellen eine Risikogruppe für die Entwicklung eines Gerstenkorns dar2Gerstenkorn am Auge behandeln: Das können Sie tun – https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/immunsystem/wie-sie-ein-gerstenkorn-am-auge-richtig-behandeln – abgerufen am 01.12.2022. Ein geschwächtes Immunsystem schafft genauso ideale Bedingungen für die Entwicklung dieser Art von Entzündung. Als zusätzliche Risikofaktoren werden einige Hauterkrankungen wie Rosazea, hormonelles Ungleichgewicht oder Stress genannt.
Gerstenkorn tritt häufiger bei Kindern als bei Erwachsenen auf. Daher wird Eltern empfohlen, auf die Händehygiene ihrer Kinder zu achten: Nach dem Spielen im Freien müssen die Hände immer gut gewaschen werden.
Welche Symptome zeigen sich bei einem Gerstenkorn?
Eine Entzündung des Augenlids äußert sich erstens durch eine Rötung. Ein Gerstenkorn verursacht auch geschwollene Stellen an oberen und unteren Augenlidern. Typische Symptome3Gerstenkorn (Hordeolum): Symptome, Behandlung, Ursachen – https://www.netdoktor.de/krankheiten/gerstenkorn/ – abgerufen am 01.12.2022, die für ein Gerstenkorn sprechen, sind:
- Spannungsgefühl
- starke Schwellung des Augenlids
- Rötung in der Augenpartie
- starke Schmerzen im Augenlid
- Berührungsempfindlichkeit
- Ansammlung von Eiter
Je nachdem, welche Art von Drüse verstopft und infiziert ist, treten diese Symptome in verschiedenen Bereichen des Auges auf.
Inneres Gerstenkorn tritt im inneren Teil des Augenlids auf und ist nicht leicht zu erkennen. Es wird erst durch das Umklappen des Augenlids nach außen identifiziert. Das betroffene Augenlid wird zunächst rötlich, schwillt an und verdickt sich. In seltenen Fällen beeinflusst das innere Gerstenkorn das Bindegewebe des Auges und kann eine Infektion des Bindegewebes (Konjunktivitis) oder sogar eine Schwellung des Bindegewebes (Chemosis) verursachen.
Beim äußeren Gerstenkorn sind die am Augenrand befindlichen Schweiß- und Talgdrüsen befallen. Symptome bei dieser Art der Entzündung treten im Bereich der Wimpern auf. Gleich zu Beginn der Erkrankung kommt es entlang des Lidrandes zu Rötungen, Schwellungen und am Lidrand bildet sich ein kleines, mit bloßem Auge sichtbares und mit Eiter gefülltes Knötchen.
Gerstenkörner verursachen in seltenen Fällen Symptome wie Fieber oder geschwollene Lymphknoten im Ohrbereich. Kommt es jedoch zu schweren Infektionen und Komplikationen, kann es im schlimmsten Fall zu einer Ausweitung der Entzündung auf die Augenhöhle oder einem Lidabszess kommen.
Untersuchungen und Diagnose von Gerstenkorn
Obwohl Gerstenkorn harmlos ist und innerhalb weniger Tage von sich selbst heilt, empfiehlt es sich trotzdem einen Arzt aufzusuchen, um andere Ursachen für die Entzündung auszuschließen und rechtzeitig mögliche Komplikationen zu erkennen. Insbesondere wenn das Auftreten des Gerstenkorns zur Entwicklung einer Bindehautentzündung führt, sind zusätzliche Untersuchungen erforderlich.
Gerstenkorn ist nämlich dem Hagelkorn sehr ähnlich, sodass diese beiden Arten leicht verwechselt werden können. Bei Hagelkorn handelt es sich um eine Meibom-Drüse-Entzündung, bei der die Düse weder eitert noch schmerzt.
Zunächst wird der Arzt anhand einer einfachen Untersuchung feststellen, ob es sich um ein inneres oder äußeres Gerstenkorn handelt. Im weiteren Verfahren wird die sogenannte Spaltlampenuntersuchung durchgeführt. Dabei führt der Arzt mit einem Mikroskop eine vergrößerte Untersuchung des Auges aus, wobei er die Struktur der Augenlider, Bindegewebe, Lidrand, Tränenfilm und Tränen-Meniskus untersucht.
Wie wird Gerstenkorn behandelt?
Ein Gerstenkorn kann sehr anstrengend und schmerzhaft sein und führt bei Betroffenen zur Verunsicherung. Doch so unangenehm es auch ist, verschwindet Gerstenkorn innerhalb weniger Tage von selbst. Nach einigen Tagen öffnet sich das Knötchen von selbst, der Eiter fließt heraus und die Entzündung lässt nach. In den meisten Fällen ist keine spezielle Therapie erforderlich.
Es gibt jedoch mehrere Möglichkeiten, den Prozess der Heilung zu beschleunigen.
Behandlung mit trockener Wärme
Die Therapie mit Rotlicht kann zu Hause durchgeführt werden und soll den Prozess der Gerstenkorn-Heilung beschleunigen. Das geschlossene Auge wird dazu dreimal täglich für zehn Minuten rotem Licht ausgesetzt. Dazu wird einfach eine Lampe mit rotem Licht verwendet. Die durch das Licht verursachte Wärme verbessert die Durchblutung des Auges. Auf diese Weise öffnet sich das Gerstenkorn schneller, sodass auch der Eiter schneller abfließen kann.
Die Entscheidung über die Behandlung mit Rotlicht sollte unbedingt mit dem Arzt besprochen werden, der die Durchführung der Behandlung genauer erklärt. Außerdem informiert der Arzt über mögliche Vorsichtsmaßnahmen, wenn der Betroffene bestimmte Medikamente einnimmt.
Behandlung mit Augensalbe und Tropfen
Zur Unterstützung der Therapie kann der Arzt auch Tropfen oder Salben mit antibiotischen Inhaltsstoffen verschreiben. Antibiotika wirken gegen die Bakterien, die Gerstenkorn verursachen, und verhindern eine weitere Ausbreitung der Entzündung. Tropfen werden tagsüber verwendet, während Salben nachts aufgetragen werden. Neben Salben und Tropfen kann auch ein Antiseptikum oder Desinfektionsmittel mit dem Inhaltsstoff Bibrocathol angewendet werden.
Operatives Öffnen des Gerstenkorns
In seltenen Fällen kommt es vor, dass sich das Gerstenkorn nicht von allein öffnet und die Entzündung etwas länger anhält. In diesem Fall ist ärztliche Hilfe oder sogar ein operativer Eingriff erforderlich. Während einer einfachen Operation, die unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird, öffnet der Arzt das Gerstenkorn mit einem kleinen Schnitt, damit der Eiter abfließen kann.
Behandlung mit Hausmitteln
Viele Betroffene greifen beim Auftreten von Gerstenkorn zur Selbsthilfe und wenden feuchtwarme Kompressen oder Breiumschläge an. Ärzte raten jedoch zur Vorsicht, denn Hausmittel können oft einen Gegeneffekt hervorrufen. So können unter anderem feuchte Kompressen das Auge weicher machen und zur Vermehrung von Bakterien beitragen.
Das beste „Hausmittel“ für Gerstenkorn ist daher ein starkes Immunsystem. Wenn das Immunsystem stark genug ist, haben die Erreger Schwierigkeiten bei der Vermehrung und die Infektion wird sich nicht unkontrolliert ausbreiten.
Akupunktur
In einigen Studien aus China4Akupunktur zur Behandlung eines akuten Gerstenkorns am Auge – https://www.cochrane.org/de/CD011075/EYES_akupunktur-zur-behandlung-eines-akuten-gerstenkorns-am-auge – abgerufen am 01.12.2022 wurden die Wirkungen von Akupunktur auf ein Gerstenkorn mit herkömmlichen Behandlungen verglichen. Angeblich soll die Akupunktur die Chance auf Besserung eines Gerstenkorns erhöhen, wenn sie ergänzend zu herkömmlichen Behandlungen oder auch alleine eingesetzt wird. Die Evidenz ist allerdings von niedriger Vertrauenswürdigkeit und es fehlen Informationen zu unerwünschten Wirkungen.
Krankheitsverlauf, Prognose und Vorbeugung
Die Prognose bei einer Gerstenkorn-Behandlung ist gut und es kommt nur selten zu Komplikationen, denn Gerstenkorn zieht ich kurzerhand selbst zurück. Wenn das Gerstenkorn jedoch nicht vollständig geheilt ist, kann es sich in ein Hagelkorn verwandeln oder es kann erneut an derselben Stelle auftreten.
Die häufigsten Komplikationen, die in Zusammenhang mit Gerstenkorn auftreten, sind Bindegewebsentzündungen, Augenhöhlenentzündungen oder Augenlidabszesse.
Gerstenkorn ist ansteckend, weshalb der Hand- und Augenhygiene viel Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Insbesondere Kontaktlinsenträger müssen besonders auf Händehygiene achten. Die Erreger leben auf der Haut und Schleimhäuten und werden leicht über die Hände auf die Augen übertragen. Darum ist es notwendig, sich regelmäßig die Hände zu waschen und die Augen nicht mit schmutzigen Händen zu berühren.
Quellen & Verweise