Ein Streit unter Freunden, eine Auseinandersetzung mit dem Chef oder eine misslungene Prüfung – es gibt vieles, was Menschen aus der Bahn werfen kann. Mit einer starken Psyche meistern sie jedoch selbst größte Herausforderungen. Doch was zeichnet eine starke Psyche aus und lässt sie sich aktiv trainieren?
Was ist eine starke Psyche?
Es gibt sie, die Stehaufmännchen, die sich nach einer kurzen Phase der Niedergeschlagenheit aufrichten, eine Lösung für das Problem suchen und sogar gestärkt aus der schwierigen Situation hervorgehen. Selbst nach einem Schicksalsschlag wie der Diagnose einer schweren Erkrankung blicken sie selbstbewusst und optimistisch in ihre Zukunft. Psychologen bezeichnen solche Menschen als außerordentlich „resilient“.
Resilienz – das Immunsystem der Psyche
Die Resilienz ist in der positiven Psychologie ein feststehender Begriff. Er ist gleichbedeutend mit der psychischen Widerstandskraft. Resiliente Menschen haben die einzigartige Fähigkeit, selbst schwierige Lebenssituationen ohne dauerhafte Beeinträchtigungen zu überstehen. Ähnlich wie das klassische Immunsystem den Körper vor äußeren Einflüssen wie Krankheitserregern schützt, kann sich auch die Psyche vor Bedrohungen aus dem Umfeld bewahren. Genau dabei hilft die Resilienz, denn sie ist das Immunsystem der Psyche.
Ist eine starke Psyche angeboren oder erlernt?
Die Resilienz galt lange Zeit als angeborenes Persönlichkeitsmerkmal. Mittlerweile ist klar, die Resilienz kann im Leben schwanken und ist durchaus erlernbar. Trotzdem spielen erbliche Faktoren eine Rolle. Die Intelligenz bestimmt beispielsweise darüber, wie gut es einem Menschen gelingt, einen kreativen Ausweg aus der Krise zu finden. Auch der Optimismus ist zumindest teilweise angeboren und kann eine positive Sicht auf die Dinge und damit auch die Resilienz unterstützen. Ein weiterer Faktor ist die sogenannte Extraversion. Besitzer dieser Eigenschaft können leichter auf Menschen zugehen und sich auf soziale Bindungen einlassen, was ebenfalls bei der Resilienz hilft1Resilienz: Das Geheimnis der inneren Stärke – https://www.geo.de/magazine/geo-wissen/19986-rtkl-widerstandskraft-resilienz-das-geheimnis-der-inneren-staerke – Abgerufen am 14.06.2022.
5 Vorteile einer starken Psyche
Eine starke Psyche verleiht viel mehr als nur Wohlbefinden. Wer psychisch widerstandsfähig ist, kann im Alltag von vielen Vorteilen zehren, die vor allem in belastenden Situationen eine wichtige Stütze sind.
Eine starke Psyche hat folgende Vorteile:
- Menschen mit einer starken Psyche konzentrieren sich auf die Lösung und weniger auf das Problem.
- Wer psychisch stark ist, kann emotionale Tiefs schneller überwinden.
- Menschen, die über eine starke Psyche verfügen, blicken mit mehr Optimismus in die Zukunft.
- Personen mit einer starken Psyche leiden meist unter weniger Stress.
- Wer sich psychisch stark fühlt, begegnet Herausforderungen selbstbewusst und nimmt sie an.
Mit einfachen Tipps die Psyche stärken: So geht’s!
Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass es verschiedene Schutzfaktoren für die Psyche gibt. So können das Vertrauen in sich selbst und die Wirksamkeit eigener Handlungen, aber auch das Vertrauen in das Leben, die Psyche stärken. Scheinbar ist auch ein ausgeprägtes Zugehörigkeitsgefühl wichtig2Ressourcen nutzen, Resilienz erwerben – https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-262015/ressourcen-nutzen-resilienz-erwerben/ – Abgerufen am 14.06.2022. Was zunächst abstrakt klingt, kann in wertvolle Tipps für den Alltag einfließen. So kann jeder Schritt für Schritt seine Psyche stärken.
- Soziale Kontakte pflegen: Das gesellschaftliche Miteinander spielt eine bedeutende Rolle für die Psyche. Eine Studie zeigt, dass es Kindern, die trotz widriger Umstände ein gesundes und erfolgreiches Leben führten, in der Vergangenheit gelang, eine Bindung mit mindestens einer Bezugsperson aufzubauen3High-risk children in young adulthood: a longitudinal study from birth to 32 years – https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2467566/)). Dadurch konnten sie den Grundstein für Vertrauen legen, was für die Entwicklung sehr wichtig ist((Implikationen der Resilienzforschung für Pädagogik und Heilpädagogik – https://ilias.hfh.ch/goto.php?target=file_235366_download&client_id=ilias-hfh.ch – Abgerufen am 14.06.2022.
- Probleme lösungsorientiert angehen: Beinahe für jedes Problem gibt es eine Lösung, diese offenbart sich jedoch nicht immer sofort. Wer die vermeintliche Krise als Herausforderung oder sogar Chance sieht, der ändert seine Perspektive und erhält einen leichteren Zugang zu kreativen Lösungen.
- Den Lebenswandel akzeptieren: Das Leben unterliegt ständigen Veränderungen, manche davon lassen sich nicht verhindern. Daher lohnt es sich, die volle Aufmerksamkeit auf Faktoren zu lenken, die aktiv beeinflusst werden können. Wenn Sie beispielsweise gezwungen sind, Ihren Arbeitsplatz aufgrund von Personalabbau zu räumen, können Sie diese Entwicklung nicht ändern. Allerdings können Sie sich aktiv für einen Job bewerben, der Ihren Vorstellungen zukünftig noch besser entspricht.
- An der Selbstwirksamkeit arbeiten: Wer wiederholt feststellt, dass die eigenen Handlungen Wirkungen erzielen, erhält Selbstwirksamkeit. Dafür ist es wichtig, sich zunächst Etappenziele zu setzen, um mit hoher Wahrscheinlichkeit Erfolgserlebnisse zu bekommen.
- Sich selbst kennenlernen: Was können Sie besonders gut? Welche Fähigkeiten können Sie noch ausbauen? Sich selbst kennen und lieben zu lernen, vermittelt ein großes Stück Selbstvertrauen und somit die Möglichkeit, zukünftig mit einer stärkeren Psyche an Probleme heranzugehen. Vielleicht bietet sich ein Kurs zum Erlernen von Kommunikationsmethoden an.
- Optimismus einstudieren: Manchmal gibt es Situationen, die zunächst „Böses“ erahnen lassen. Oft neigen Menschen dann dazu, sich die schlimmsten Szenarien auszumalen, was die eigene Handlungsfähigkeit durchaus einschränken kann. Doch wie ist es mit den Best-Case-Szenarien? Sich positive Ausgangslagen vorzustellen, reduziert den psychischen Stress und öffnet den Blick für Lösungsmöglichkeiten.
- Sich um sich selbst kümmern: Menschen, die ihre Psyche als nicht besonders stark bezeichnen, beschäftigen sich häufig mit vielen Dingen, aber weniger mit dem, was ihnen guttut. Sie halten sich lange damit auf, schwierige Situationen immer und immer wieder durch zu spielen. Wer bewusst aus dem Gedankenkarussell aussteigt und Selbstfürsorge betreibt, kann die Psyche aktiv stärken. Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse wahr, halten Sie inne und tun Sie sich regelmäßig etwas Gutes. Wie wäre es mit einem Besuch in der Sauna oder einem Spaziergang?
Quellen & Verweise