Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Rekurrensparese: Gesunde Stimmbänder bewegen sich bei der Atmung und Tongebung nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Ist diese Funktion gestört, ist die Rede von einer Stimmbandlähmung, die auch als Rekurrensparese bezeichnet wird. Bei einer Stimmbandlähmung ist die Beweglichkeit der betroffenen Stimmlippe teilweise oder ganz eingeschränkt.

Wie es zu einer Stimmbandlähmung kommt, welche Beschwerden darauf hindeuten und wie eine Rekurrensparese behandelt werden kann, wird in diesem Beitrag genauer aufgegriffen.

Was ist eine Rekurrensparese?

Die Stimmbänder werden durch den Nervus laryngeus recurrens (rückläufiger Kehlkopfnerv) versorgt, der eine weite Strecke von seinem Ursprung bis zu den Stimmbändern zurücklegt. Sein Ursprung liegt in der Schädelbasis und läuft von dort in den Brustkorb und durch die Halsregion zurück in den Kehlkopf.

Ist der Stimmbandnerv geschädigt, kommt es zur Bewegungsstörung der Stimmlippen. Die Stimmlippen können durch den Stimmbandnerv nicht versorgt werden und folglich ist die Beweglichkeit der betroffenen Stimmlippe teilweise oder ganz eingeschränkt.

Im Prinzip lassen sich bei einer Rekurrensparese die Muskeln, die für die Regulierung der Stimmlippen verantwortlich sind, nicht mehr bewegen. Eine Rekurrensparese ist daher eine nicht vollständig ausgeprägte Lähmung der Stimmbänder.

Grundsätzlich tritt die Rekurrensparese in zwei Formen auf:

  • Einseitige Rekurrensparese: Die Stimmritze wird durch die Lähmung nur eines Stimmbandes asymmetrisch. Die Hauptursachen für die einseitige Rekurrensparese können Gehirnerkrankungen und Schädigungen der zum Kehlkopf führenden Nerven sein.
  • Beidseitige Rekurrensparese: Die Stimmritze bleibt durch die Lähmung beider Stimmbänder symmetrisch. Bei der beidseitigen Rekurrensparese handelt es sich um eine lebensbedrohliche Störung. In solchen Situationen können die Stimmbänder nicht genügend geöffnet werden, um die Luft durchzulassen. Eine mögliche Ursache für die beidseitige Stimmbandlähmung kann eine Wirbelsäulenoperation durch die Halsvorderseite sein.

Bei beiden Varianten treten deutliche Unterschiede in der Symptomatik auf. Jährlich treten in Deutschland etwa 10.000 einseitige Paresen auf, während beidseitige Lähmungen mit weniger als 1000 Fällen pro Jahr wesentlich seltener sind1Stimmbandlähmung – Innovative Behandlungen – https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0032-1330159?lang=de – abgerufen am 19.6.2023.

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Die Schädigung des rückläufigen Kehlkopfnervs (Stimmbandnerv) führt zu einer Rekurrensparese, wobei die regulierenden Muskeln der Stimmbänder nicht mehr richtig bewegt werden können.

Welche Ursachen führen zu einer Stimmbandlähmung?

Die Stimmlippen werden durch den Kehlkopfnerv innerviert. Ist der Kehlkopfnerv in seiner Funktion beeinträchtigt, kommt es zu einer Bewegungseinschränkung der Stimmlippen und die Stimme wird heiser. Die Stimmlippen verharren bei beidseitiger Lähmung weitgehend geschlossen, was für den Betroffenen lebensbedrohlich sein kann. Dabei bleibt die Stimme zumeist kräftig, aber es kommt zu einer ausgeprägten Atemnot.

Die Schädigung des Rekurrensnervs ist die häufigste Ursache für eine Rekurrensparese bzw. Stimmlippenlähmung. Dieser Nerv verläuft von der Speiseröhre aus zum Kehlkopf, wobei es sich um einen Ast des 10. Hirnnervs handelt. Die Schädigung des Nervs kann sowohl zentral im Gehirn vorliegen als auch entlang der Speiseröhre bis zum Kehlkopf.

Folgende Ursachen kommen als Auslöser einer Rekurrensparese in Frage:

  • Verletzungen des Kehlkopfes,
  • Erkrankungen, bei denen auf den Nerv ein Druck ausgeübt wird (z. B. Linksherzinsuffizienz, Aortenaneurysma oder Schilddrüsenerkrankung),
  • Verletzungen bei Operationen im Bereich der Nervenleitung (z. B. Operation der Aorta im Thorax, Herzoperationen oder Schilddrüsenoperationen),
  • Tumorerkrankungen im Brust-, Kopf- und Halsbereich bzw. Metastasen (beispielsweise bei Lungenkrebs),
  • diabetische Neuropathie,
  • neurologische Erkrankungen (z. B. Schlaganfall mit Schädigung oder Blutungen im Gehirn oder mit Schädigung von Bereichen im Gehirn, die im Zusammenhang mit dem Kehlkopfnerv stehen),
  • Infektionen usw.

In bestimmten Situationen bleibt die Ursache für die Stimmbandlähmung unklar2Rekurrensparese – https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/hno/rekurrensparese-laehmung-stimmlippen.html – abgerufen am 19.6.2023. In dem Fall ist die Rede von einer idiopathischen Rekurrensparese.

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Erkrankungen und Verletzungen, die den Kehlkopfnerv drücken oder schädigen, sind die häufigsten Ursachen für eine Rekurrensparese.

Was sind die Symptome einer Rekurrensparese?

Die Symptome einer Rekurrensparese hängen von der jeweiligen Ursache der Entstehung ab, aber auch davon, ob eine oder beide Stimmlippen betroffen sind. Außerdem ist auch die Stellung der gelähmten Stimmlippen von Bedeutung.

Meistens tauchen bei einer Rekurrensparese folgende Symptome auf:

  • Heiserkeit,
  • Stimmlosigkeit,
  • Husten,
  • Lähmung,
  • Schluckbeschwerden,
  • krankhafte Atemgeräusche und
  • Atemnot.

Unterschied zwischen den zwei Formen der Rekurrensparese nach auftretenden Symptomen:

Form der Rekurrensparese Symptome
Einseitige Rekurrensparese
  • Heiserkeit (kann mehr oder weniger ausgeprägt sein)
  • Eine kraftlose Stimme
Beidseitige Rekurrensparese
  • Heiserkeit (eher gering ausgeprägt)
  • Stark ausgeprägte Atemnot
  • Krankhafte Atemgeräusche beim Einatmen

Bei der Rekurrensparese verändert sich die Stimme entweder extrem in Richtung eines heiseren Klangs oder bleibt vollständig aus. Der Grad der Heiserkeit hängt davon ab, ob es sich um eine einseitige oder beidseitige Rekurrensparese handelt. Atemnot mit abnormalen Atemgeräuschen ist neben der Heiserkeit ein weiteres häufiges Symptom der Lähmung.

Als Begleitsymptome können auch Reizhusten und Schluckbeschwerden hinzukommen. Außerdem kann eine Stimmbandlähmung abhängig von der Ursache Fieber verursachen. Das ist vor allem für Lähmungen typisch, die durch Entzündungen ausgelöst wurden. In der Regel verursacht die Rekurrensparese keine Schmerzen.

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Das häufigste Symptom einer Rekurrensparese ist die Heiserkeit. Tritt sie mit einer Atemnot auf, besteht sofortiger Handlungsbedarf, um ein Ersticken zu verhindern.

Diagnose einer Stimmbandlähmung

Ein Verdacht auf Rekurrensparese lässt sich durch eine Diagnose bestätigen. Der Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten (HNO-Arzt) ist der erste Ansprechpartner dafür und wird durch die folgenden Schritte eine Diagnose stellen:

  • Anamnese (Krankheitsgeschichte)

Im Erstgespräch erkundigt sich der HNO-Arzt zunächst nach den aktuellen Beschwerden und deren Dauer. Erste Hinweise auf eine mögliche Stimmbandlähmung liefern die Antworten auf folgende Fragen:

  • Wie lange dauert die Heiserkeit und eventuelle Atemprobleme?
  • Sind die Symptome schleichend oder plötzlich aufgetreten?
  • Hatte der Betroffene kürzlich eine Operation im Brust- oder Halsbereich?
  • Leidet der Patient an einem bakteriellen oder viralen Infekt?
  • Hatte die betroffene Person einen Schlaganfall?
  • Wurde eine neurologische Erkrankung diagnostiziert, wie z. B. Multiple Sklerose?
  • Klinische Untersuchung

Bei der klinischen Untersuchung wird der Halsbereich durch den HNO-Arzt auf mögliche Veränderungen untersucht. Mit einem Laryngoskop (Kehlkopfspiegel) kann der Arzt die Stimmlippen einsehen. Dazu schiebt der Arzt an Zunge und Gaumenzäpfchen vorbei einen kleinen runden Spiegel in den Rachen und beleuchtet diesen mit einer Stirnlampe. Dabei kommen der Kehldeckel und die Stimmlippen zum Vorschein. Der Arzt kann anschließend die Beweglichkeit und die Struktur der Stimmlippen beurteilen.

Alternativ kann bei der klinischen Untersuchung auch die Lupenlaryngoskopie zum Einsatz kommen. Der Arzt verwendet ein Endoskop, mit dem die Stimmlippen um die Kurve betrachtet und die Ergebnisse der Untersuchung digital mit einer Kamera aufgezeichnet werden.

Durch eine Stroboskopie können auch die Einzelschwingungen der Stimmbänder sichtbar gemacht werden, was mit dem bloßen Auge nicht möglich ist. Beim Stroboskop handelt es sich um ein optisches Gerät, das auf die Stimmlippen Lichtblitze sendet. Damit wird eine Zeitlupenaufnahme der Stimmbänderschwingungen erzeugt. Diese Untersuchung ist schmerzlos und wird ambulant durchgeführt.

  • Halsultraschall

Der Arzt stellt mithilfe der Ultraschalluntersuchung des Halses strukturelle Veränderungen im Halsbereich fest. Im Vordergrund steht vor allem die Schilddrüse. Gibt es Veränderungen an der Schilddrüse, könnte dies eine mögliche Ursache für die Rekurrensparese sein. Wenn nicht, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

  • CT/MRT

Mithilfe einer Computertomografie (CT) oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich Veränderungen im Gehirn, Brustkorb und Hals feststellen, die eventuell als Ursache für die Rekurrensparese bestätigt werden können.

  • Laboruntersuchungen des Blutes

Dem Patienten wird Blut abgenommen und im Labor untersucht, ob eine Infektion mit Bakterien (z. B. Borrelien) oder Viren (z. B. EBV, VZV, HSV) vorliegt. Wenn im Blut Antikörper gegen bestimmte Erreger gefunden wurden, bedeutet dies, dass der Betroffene und sein Immunsystem mit dem jeweiligen Erreger in Kontakt waren. Auch das kann einen Aufschluss über die Ursache der Rekurrensparese geben.

  • Panendoskopie

Eine Panendoskopie erfolgt, wenn die Ursache mit den bisher genannten Verfahren nicht gefunden werden konnte. Es handelt sich hierbei um eine Untersuchung, die in Vollnarkose abläuft. Der Arzt untersucht dabei mit einem Endoskop die Schleimhaut des gesamten Kehlkopfs und Rachens inklusive Stimmbänder und entnimmt von verdächtigen Stellen eine Gewebeprobe. Diese werden anschließend unter dem Mikroskop auf mögliche Veränderungen untersucht.

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Die genaue Ursache für die Rekurrensparese lässt sich in bis zu 40 % der Fälle nicht feststellen. In solchen Fällen stellt der Arzt die Diagnose „idiopathische Stimmbandlähmung“.

Wie wird eine Rekurrensparese behandelt?

Abhängig von der jeweiligen Ursache der Rekurrensparese richten sich auch die Behandlungsmaßnahmen und die Prognose für den Erfolg.

Die ursächliche Therapie einer Stimmbandlähmung steht prinzipiell im Vordergrund, wie zum Beispiel die Verkleinerung der Schilddrüse, die Behandlung von Gefäßaussackungen oder Operation bei Tumoren. Danach folgt die Wiederherstellung der Stimmbandfunktion, die sich aus Stimmtraining und/oder weiteren Therapiemaßnahmen zusammensetzt.

Logopädie

In der Regel wird die einseitige Rekurrensparese logopädisch behandelt. Der Patient lernt dabei, mit Dehnübungen (z. B. Schulterkreisen und Gähnen) die Atmung besser zu kontrollieren, die betroffene Stimmlippe zu stärken und den Stimmapparat zu entspannen. Dazu sind beim Logopäden etwa 10 bis 20 Übungseinheiten notwendig, bis sich eine Zustandsbesserung einstellt.

Elektrotherapie

Der Kehlkopfnerv kann zusätzlich zum Stimmtraining auch durch Elektrotherapien stimuliert werden. Bei der Behandlung mit Elektrostimulation wird die gelähmte Muskulatur durch einen Stromimpuls stimuliert. Die Elektrostimulation hatte in einer Studie der Medizinischen Hochschule Hannover bessere Resultate als die klassische Logopädie geliefert3Electrical stimulation-supported voice exercises are superior to voice exercise therapy alone in patients with unilateral recurrent laryngeal nerve paresis: results from a prospective, randomized clinical trial – https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18642381/ – abgerufen am 19.6.2023.

Operative Behandlung

Zeigt die logopädische Behandlung keinen Fortschritt, muss der Betroffene operativ behandelt werden. Dabei sind zwei operative Möglichkeiten möglich:

  • Erweiterung der Stimmritze: Der Spalt zwischen den Stimmbändern (Stimmritze) wird unter Vollnarkose erweitert. Die Stimmlippe wird nach außen gezogen und der Stimmbänderabstand erweitert, um dem Betroffenen zu einer besseren Atmung zu verhelfen. Dabei wird entweder mit einem Laser eines der beiden Stimmbänder eingeschnitten und ein Teil entfernt oder die Stimmlippen werden zur Seite verlagert.
  • Tracheotomie (Luftröhrenschnitt): Hier erfolgt ein Schnitt in die Luftröhre und es wird eine Trachealkanüle am Hals geschoben, über die der Betroffene dann wieder ausreichend Sauerstoff bekommt, um normal sprechen zu können.

Für die Prognose ist entscheidend, ob der Kehlkopfnerv vollständig durchtrennt oder nur beschädigt ist. Die Rekurrensparese ist dauerhaft, wenn es sich um einen durchtrennten Nerv handelt, da er nicht mehr zusammenwachsen kann.

Wenn der Nerv nur beschädigt wurde, sieht die Prognose deutlich besser aus. Beschädigter Nerv regeneriert sich in bis zu 90 % der Fälle vollständig. Trotz Therapie dauert es jedoch mitunter 1 bis 2 Jahre, bis die ursprüngliche Stimmleistung wiederhergestellt ist.

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Einseitige Rekurrensparese wird in der Regel logopädisch behandelt, um die Stimmlippen zu trainieren. Zusätzlich kann die gelähmte Muskulatur durch Elektrotherapien stimuliert werden. Sollte die logopädische Behandlung keine gewünschten Ergebnisse liefern, muss der Betroffene einer Operation unterzogen werden.

Quellen & Verweise[+]

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