Chlamydien zählen weltweit zu den häufigsten sexuell-übertragbaren Infektionen (STI). Allein in Deutschland treten Schätzungen zufolge jährlich rund 300.000 Neuinfektionen auf1www.frauenärzte-im-netz. [Online] 30. September 2019. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/risiko-unfruchtbarkeit-chlamydien-sind-die-haeufigste-sexuell-uebertragbare-infektion-in-deutschland/ – Abgerufen am 11. Juni 2022. Dabei sind vor allem Jugendliche und junge Erwachsene betroffen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich vor einer Infektion schützen können.
Kurz und knapp – Die wichtigsten Informationen im Überblick
- Chlamydien werden vor allem durch ungeschützten Sex übertragen
- Chlamydien-Infektionen werden durch Bakterien verursacht
- Chlamydien zählen zu den sexuell-übertragbaren Infektionen (STI)
- Die Bakterien verursachen Entzündungen der Harnröhre, des Gebärmutterhalses und des Enddarms
- Viele Infektionen werden nicht entdeckt, da sie ohne Symptome verlaufen
- Verhütungsmittel wie Kondome reduzieren das Infektionsrisiko
- Das Risiko einer Infektion steigt mit der Zahl der Sexualpartner
Chlamydien – Was ist das überhaupt?
Bei Chlamydien handelt es sich um Bakterien, die Entzündungen verursachen. Insgesamt differenzieren Fachleute zwischen den folgenden drei Arten von Chlamydien:
- Chlamydia trachomatis: Diese Serotypen können nicht nur urogenitale Infektionen, sondern auch Augenerkrankungen auslösen. In den meisten Fällen befallen sie die Schleimhäute in der Harnröhre, den Enddarm und den Gebärmutterhals. Darüber hinaus können die Bakterien auch im Rachenraum auftreten.
- Chlamydia psittaci: Diese Chlamydien-Form verursacht primär Infektionen der Atemwege. Sie ist auch unter dem Synonym „Papageienkrankheit“ bekannt. Bei dieser Form handelt es sich um eine Zoonose, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. In der Regel gelangt der Erreger über das Einatmen von Tröpfchen (etwa von infektiösem Kot oder Aerosolen) in die Atemwege und verbreitet sich dort.
- Chlamyidia pneumonia: Chlamyidia pneumonia befällt die Atemwege.
Ursachen
Eine Ansteckung mit Chlamydien erfolgt vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, bei dem es zu Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten oder Schleimhäuten kommt. Obwohl die meisten Infektionen im Zuge von ungeschütztem Vaginal- und Analverkehr vorkommen, ist eine Übertragung durch Oralsex nicht ausgeschlossen. Hierbei siedeln sich die Bakterien im Rachenbereich an. Nicht immer werden Chlamydien durch Sex übertragen. Demnach ist es auch möglich, dass Schwangere die Bakterien auf das Neugeborene übertragen.
Symptome und Gefahren
Die Inkubationszeit beträgt bei einer Erstinfektion etwa zwischen 1 bis 3 Wochen. In vielen Fällen verursachen Chlamydien-Infektionen keine, oder nur sehr schwache, Symptome. Demnach verläuft eine urogenitale Infektion bei bis zu 80 % der Frauen asymptomatisch. Abgesehen von einem eitrigen Fluor treten kaum Beschwerden auf2www.rki.de. [Online] https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Chlamydiosen_Teil1.html – Abgerufen am 11. Juni 2022. Wenn sich Symptome bemerkbar machen, leiden Frauen besonders häufig unter einer Infektion des Gebärmutterhalses. Bei Männern kann eine Chlamydia trachomatis-Infektion zu Entzündungen der Harnröhre und Prostata führen. Außerdem können die Erreger die Nebenhoden angreifen. Darüber hinaus können betroffene Männer über Fieber und starken Unterbauchschmerzen klagen. Auch bei Männern kann die Entzündung zu Unfruchtbarkeit führen3www.aidshilfe.de. [Online] https://www.aidshilfe.de/chlamydien – Abgerufen am 11. Juni 2022. Vor allem Männer neigen dazu, eine reaktive Arthritis auszubilden. Die schmerzhafte Gelenkentzündung befällt den gesamten Körper und geht in vielen Fällen mit hohem Fieber einher4www.wolfs-apotheke.de. [Online] https://www.wolfs-apotheke.de/gesundheitsbibliothek/index/chlamydien/ – Abgerufen am 11. Juni 2022.
Infektionen mit der Form Chlamyidia pneumonia können Atemwegsentzündungen verursachen und die Bronchien befallen. Chlamydia psittaci-Infektionen führen zu der sogenannten Papageienkrankheit, welche beim Menschen Lungenentzündungen hervorrufen kann.
Wenn eine Chlamydien-Infektion bei betroffenen Frauen nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird, besteht die Gefahr einer daraus resultierenden Unfruchtbarkeit. Die Infektion kann in der Folge bis zu den Eileitern wandern und diese verkleben.
Chlamyidia pneumonia-Infektionen können zu chronischem Husten führen. Ebenso kann die anzeigepflichtige Papageienkrankheit zunächst mit Fieber und im Anschluss mit einer ernsthaften Lungenentzündung einhergehen. Das Bundesministerium (Österreich) erklärt in diesem Zusammenhang: „Zwischen Infektion und den ersten Symptomen liegen meist ein bis zwei Wochen. Die Krankheitsverläufe reichen von unauffällig bis zu schweren Lungenentzündungen. In der Regel zeigt sich die Ornithose anfänglich durch grippale Symptome mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen5www.sozialministerium.at. [Online] https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Ornithose-(Psittakose,-Papageienkrankheit).html -Abgerufen am 11. Juni 2022.“
Diagnose
Mithilfe von Abstichen und Urintests lassen sich Chlamydien-Infektionen relativ unproblematisch nachweisen. Entsprechende Tests können etwa bei Gynäkologen und Urologen veranlasst werden. Sollte eine Ansteckung bestehen, wird empfohlen, dass Ihr Partner sich ebenfalls testen lässt.
Prävention
Obwohl es keinen vollständigen Schutz vor einer möglichen Chlamydieninfektion gibt, können Sie das Risiko einer Ansteckung durch die Benutzung von Kondomen stark reduzieren. Dies gilt nicht nur für Vaginal-, sondern ebenso für Anal- und Oralsex. Darüber hinaus hilft die Einhaltung von hygienischen Grundregeln dabei, Schmierinfektionen zu verhindern.
Für Frauen unter 25 Jahren empfiehlt sich eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung, welche von den gesetzlichen Krankenkassen kostenlos angeboten wird. Ebenso sollte ein Chlamydien-Test im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung erfolgen, da bis zu 80 Prozent der werdenden Mütter ihr Kind während der Geburt mit Chlamydien ansteckend. In Bezug darauf erklärt die Wolfs-Apotheke: „Die meisten zur Bekämpfung der Chlamydien eingesetzten Antibiotika sind für die Behandlung von Kindern und Schwangeren nicht geeignet. Die Pharmaindustrie bietet jedoch einige Ersatzmedikamente an, welche weder der Mutter noch ihrem ungeborenen Kind schaden. Trotz eines gewissen Restrisikos ist es für Schwangere immer besser, sich behandeln zu lassen. Die Komplikationen, die infolge der Infektion entstehen können, wie Fehl- oder Frühgeburt oder starkes Untergewicht des Babys wiegen weitaus schwerer6www.wolfs-apotheke.de. [Online] https://www.wolfs-apotheke.de/gesundheitsbibliothek/index/chlamydien/ – Abgerufen am 11. Juni 2022.“
Eine Vorsorgeuntersuchung empfiehlt sich ebenfalls für Personen, die mit vielen wechselnden Partnern Sex hatten.
Behandlung einer Chlamydien-Infektion
Beim Vorliegen eines positiven Chlamydien-Tests wird eine Infektion mit Antibiotika behandelt. Gemeinsamer Bundesausschuss erklärt in diesem Zusammenhang: „Die Chlamydieninfektion wird mit Antibiotika behandelt. Die verwendeten Medikamente sind meist gut verträglich, selten treten Nebenwirkungen wie Erbrechen und Durchfall auf. Wenn man das Medikament in der vorgeschriebenen Weise einnimmt, heilt die Infektion in der Regel folgenlos aus. Wenn schon vor der Behandlung Schäden eingetreten sind, können sie durch die Behandlung allerdings nicht rückgängig gemacht werden7www.g-ba.de. [Online] https://www.g-ba.de/downloads/17-98-2509/2009-10-19_G-BA_Versicherteninformation_Chlamydienscreening_bf.pdf – Abgerufen am 11. Juni 2022.“
Je nachdem, wie weit die Infektion fortgeschritten ist, dauert die Therapie meistens zwischen 1 bis 2 Wochen. In diesem Zeitraum sollten Betroffene keinen Geschlechtsverkehr haben. Im Normallfall erzielt eine Antibiotikabehandlung sehr gute Resultate, sodass der Arzt schon nach wenigen Wochen keine Bakterien mehr feststellen kann.
Quellen & Verweise