Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Unter unkontrollierten Gefühlsschwankungen, starken Selbstwertproblemen und häufig hoher Anspannung leiden rund 1,5 Millionen Deutsche1Borderline: Ursachen, Symptome & Diagnostik – Schön Klinik – https://www.schoen-klinik.de/borderline – abgerufen am 03.10.2022. Als Folge dieser Leiden verspüren die Betroffenen häufig den Drang, sich selbst Schaden anzurichten.

Menschen mit dem sogenannten Borderline-Syndrom haben Angst, verlassen zu werden und sind selbst unsicher. Zudem stoßen sie andere Personen abwechselnd weg und umklammern diese wieder. Andere Betroffene wiederum bleiben lieber ganz isoliert.

Die Verhaltensmuster von Personen mit der sogenannten Borderline-Persönlichkeitsstörung beeinträchtigen das Leben der (meistens jungen) Betroffenen und überschatten alle zwischenmenschlichen Beziehungen.

In diesem Beitrag werden Informationen gegeben, was das Borderline-Syndrom verursacht, wie sich die Krankheit äußert und wie sie behandelt werden kann.

Was wird unter dem Borderline-Syndrom verstanden?

Das englische Wort „borderline“ bedeutet auf Deutsch übersetzt „Grenzlinie“, da bei dieser Erkrankung früher auf einen Grenzfall zwischen Schizophrenie und Neurose vermutet wurde. Inzwischen gilt das Borderline-Syndrom jedoch als eine eigenständige Krankheit. Diese schwere Persönlichkeitsstörung geht mit Selbstverletzungen, Impulsivität und Stimmungsschwankungen einher.

Bei Borderline schwankt die Stimmung „von himmelhochjauchzend bis hin zu Tode betrübt“, wie es im Gedicht von J. W. von Goethe heißt. Zudem schlagen die Schwankungen schnell um.

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Das Borderline-Syndrom ist eine schwere Persönlichkeitsstörung, bei der Betroffene oft persönliche, gesellschaftliche und gesundheitliche Grenzlinien überschreiten.

Für Personen mit dem Borderline-Syndrom kann gesagt werden, dass sie gesundheitliche, persönliche und gesellschaftliche Grenzlinien häufig überschreiten. Nicht selten praktizieren Betroffene riskantes Verhalten jeder Art und bringen sich selbst Verletzungen bei. Das Borderline-Syndrom wird deshalb als psychiatrische Krankheit mit einem hohen Suizidrisiko bezeichnet. Die Selbstmord-Quote liegt bei unbehandelter Erkrankung bei bis zu 10 %2Borderline |Meine Gesundheit – https://www.meine-gesundheit.de/krankheit/krankheiten/borderline – abgerufen am 03.10.2022.

Welche Typen der Krankheit gibt es?

Nach der internationalen statistischen Klassifikation der Erkrankungen und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10), lässt sich beim Borderline-Syndrom zwischen zwei Krankheitstypen unterscheiden:

  • Impulsiver Typus mit mangelnder Impulskontrolle sowie emotionaler Instabilität
  • Borderline-Typus, bei dem zusätzlich zum impulsiven Typus die Wahrnehmung der eigenen Person schwankend ist (es kommt mitunter zu Suizidalität, selbstverletzenden Verhaltensweisen und instabilen Beziehungen)

Einteilung der Traumata hinsichtlich Dauer, Intensität und Verursachung nach Maerker und Karl 20053Borderline: Ursachen – https://www.clienia.ch/de/news/borderline-ursachen/ – abgerufen am 03.10.2022:

Einteilung nach Verursachung
Akzidentelle Traumata Interpersonelle Traumata
Einteilung nach Dauer Typ I
  • berufsbedingte Traumata (Rettungskräfte, Feuerwehr, Polizei)
  • schwere Verkehrsunfälle
  • kurzdauernde Katastrophen
  • ziviles Gewalterleben (Banküberfall)
  • kriminelle bzw. körperliche Gewalt
  • sexuelle Übergriffe (Vergewaltigung)
Typ II
  • technische Katastrophen (Giftgaskatastrophen)
  • langdauernde Naturkatastrophen (Überschwemmung, Erdbeben)
  • Folter, politische Inhaftierung
  • Geiselhaft
  • Kriegserleben
  • rituelle Gewalt
  • körperlicher, sequentieller sexueller Missbrauch in der Kindheit oder Erwachsenenalter

Betroffene erleiden solche Traumata häufig durch wichtige Bezugspersonen. Dadurch kommt das Verhältnis zur Bezugsperson in einen Widerspruch: Einerseits handelt es sich um eine schützende und geliebte Person und anderseits erscheint sie in einem Licht der Täterschaft und fügt dem Betroffenen Schaden zu. Besonders Kinder können diesen Wiederspruch sehr schwer verarbeiten, weshalb sie negative Gefühle oft gegen sich selbst richten. Das wiederum kann mit selbstschädigendem Verhalten resultieren.

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Der Begriff „Borderline“ ist historisch bedingt: Früher wurde bei dieser Erkrankung ein Grenzfall zwischen Schizophrenie und Neurose vermutet. Heute aber gilt das Borderline-Syndrom als eigenständiges Erkrankungsbild.

Wie kommt es zur Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung?

Zur Entwicklung der emotionalen Fehlregulationen und einer Persönlichkeitsstörung können eine invalidierende Familie sowie ein invalidierendes Umfeld beitragen4Borderline – (Symptome, Ursachen, Therapie) – https://www.selfapy.com/magazin/wissen/borderline – abgerufen am 03.10.2022.

Beispielhaft ist, dass die Bedürfnisse der betroffenen Person nicht wahrgenommen oder ihre Gefühle lächerlich gemacht und gar das Sprechen über Missbrauch nicht ernst genommen werden. Eine Persönlichkeitsstörung wie das Borderline-Syndrom ist ein sehr umfassendes Störungsbild, welches für die leidenden Menschen im Beruf, Alltag oder in Beziehungen viele Probleme mit sich bringt.

Es gibt verschiedene Ursachen, die vermutlich zum Borderline-Syndrom führen, darunter:

  • biologische Faktoren: einige Persönlichkeitsstörungen sind laut Studien erblich bedingt
  • psychosoziale Faktoren: interpersonelle Besonderheiten (Temperament), Erziehungsstil, traumatische Erfahrungen oder Missbrauch
  • Eltern-Kind-Beziehung: Wenn die Gefühle der Kinder von Eltern nicht ernst genommen oder sie selbst abgewertet werden, fühlen sie sich nicht mehr geborgen, wodurch das Risiko zur Erkrankung steigt
  • prä-, peri- und postnatale Faktoren: Die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung am Borderline-Syndrom steigt, wenn es zu Komplikationen vor, während und nach der Geburt des Kindes gekommen ist
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Da bei der Entwicklung der Borderline-Krankheit biologische und psychosoziale Faktoren zusammenwirken, wird von einem biopsychosozialen Krankheitsmodell gesprochen.

Welche Symptome treten bei der Borderline-Störung auf?

Borderline-Syndrom – Ursachen, Symptome und Behandlung

Das Borderline-Syndrom zeichnet sich vor allem durch Impulsivität aus. Die Erkrankung äußert sich in vielfältigen Symptomen und Betroffene können sie individuell verschieden erleben. Damit vom Borderline-Syndrom gesprochen werden kann, müssen fünf der folgenden Symptome vorhanden sein5Borderline Syndrom: Ursachen, Symptome und Therapie – https://www.minimed.at/medizinische-themen/psyche/borderline/ – abgerufen am 03.10.2022:

  • Intensive und instabile Beziehungen: Menschen mit dem Borderline-Syndrom erleben in ihrer Beziehung einen Wechsel zwischen Extremen, wobei sich Liebe und Hass abwechseln. Dabei klammern sich die Betroffenen zuerst an den Partner und stoßen ihn danach wieder weg.
  • Angst verlassen zu werden: Menschen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung bemühen sich verzweifelt darum, ein vermutetes oder tatsächliches Verlassenwerden zu vermeiden. Oft wird über diese Ängste nicht gesprochen und die Betroffenen verhalten sich stattdessen unangemessen wütend.
  • Störung der Identität: Bei Betroffenen ist es üblich, dass sie kein gefestigtes Selbstbild mit festgelegten Wertvorstellungen, Meinungen und Einstellungen haben. Je nach Gesellschaft erleben sie ihre Identität unterschiedlich.
  • Selbstverletzung und Suizidgedanken oder -versuche: Etwa drei Viertel aller Menschen, die unter dem Borderline-Syndrom leiden, fügen sich selbst Verletzungen zu (z. B. ein Schneiden oder Ritzen der Haut). Zudem wird Selbstmord versucht oder angedeutet. Dabei begeht jeder 10. Mensch mit Borderline Suizid.
  • Andauerndes Leergefühl: Innerlich fühlen sich Betroffene leer. Vom Partner verlangen sie, dass er eine Orientierung gibt und wenn die Betroffenen allein sind, fühlen sie sich, als würden sie nicht wissen, wer sie sind.
  • Nicht stabile Gefühlslage: Die Stimmung von Borderline-Betroffenen kann innerhalb weniger Stunden stark schwanken. Wut, Depressionen, Ängstlichkeit und Reizbarkeit kommen dabei sehr häufig vor.
  • Impulsivität: Das impulsive Verhalten tritt in mehreren Lebensbereichen auf (z. B. rücksichtsloses Fahren, ungeschützter Sex, Fressanfälle, Drogenmissbrauch, unkontrolliertes Geldausgeben etc.) und kann dem Betroffenen erheblichen Schaden zufügen.
  • Aussetzer des Realitätsempfindens: Betroffene können vorübergehend, besonders bei auftretenden Belastungen, psychotische Symptome zeigen.
  • Wut: Bei Betroffenen treten Schwierigkeiten auf, die eigene Wut zu kontrollieren. Nicht selten sind es auch heftige, unberechenbare Wutausbrüche.

Ablauf der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Bei den meisten Menschen bricht das Borderline-Syndrom im frühen Erwachsenenalter aus. Die Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben sind bis zum 30. Lebensjahr am schlimmsten. Meist stabilisiert sich danach der Verlauf der Krankheit. Der Krankheitsverlauf ist besser, wenn weder traumatische Erfahrungen noch antisoziales Verhalten in der Kindheit vorliegen und es nicht zum Missbrauch von Drogen und Alkohol kommt.

Das Borderline-Syndrom muss aber möglichst frühzeitig behandelt werden, da es zu Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen führen kann und die leidenden Menschen Schwierigkeiten haben, z. B. bei ihrem Job zu bleiben oder ihre Ausbildung abzuschließen. Wenn zudem noch Medikamenten-, Alkohol- oder Drogenmissbrauch stattfindet, kommt es bei etwa 10 % der Betroffenen zu Selbstmord. Die Suizidwahrscheinlichkeit wird durch unzugängliche psychiatrische Betreuung, Selbstmordfälle in der Familie und ein niedrigeres Einkommen erhöht.

Wie können Borderline-Störungen behandelt werden?

Borderline-Störungen können erfolgreich behandelt werden. Der wohl wichtigste Faktor bei der Borderline-Syndrom-Therapie ist die Psychotherapie, die in Kombination mit der Anwendung von Medikamenten besonders hohe Heilungschancen verspricht6Borderline Persönlichkeitsstörung: Symptome, Ursachen & Therapie – https://www.oberbergkliniken.de/artikel/borderline-persoenlichkeitsstoerung-symptome-ursachen-therapie – abgerufen am 03.10.2022.

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Die Psychotherapie in Kombination mit der medikamentösen Behandlung stellt die wichtigste Therapiemaßnahme bei der Borderline-Krankheit dar.

Heute gibt es verschiedene Behandlungsformen, die sich auf diverse Schwerpunkte der Borderline-Störung fokussieren:

Dialektisch behaviorale Behandlung

Die Behandlung setzt sich aus unterschiedlichen Methoden zusammen, z. B. aus der Gestalt- und Hypnotherapie, der kognitiven Therapie sowie der Verhaltenstherapie. Die passende Methode wird je nach Problemart eingesetzt. In der ersten Behandlungsphase werden bestimmte Fähigkeiten trainiert, die für den Betroffenen eine Problemlösung ermöglichen. Die Bearbeitung der Schwerstörungen des emotionalen Erlebens steht im Fokus der zweiten Behandlungsphase. Zu guter Letzt behandelt die dritte Phase die Probleme der Lebensführung.

Schemafokussierte Behandlung

Im Fokus der Behandlung bei dieser Therapieform stehen verschiedene Schemata, die aufgrund traumatischer Erlebnisse aus der Kindheit entstanden sind. Diese Schemata sind tief im Bewusstsein des Betroffenen verortet und stark mit negativen Gefühlen verbunden. Das Ziel der Schematherapie besteht darin, die entstandenen Schemata zu verändern und den Borderline-Betroffenen als gesunde Person agieren zu lassen.

Übertragungsfokussierte und mentalisierungsbasierte Therapie

Bei diesem Ansatz herrscht die Meinung, dass die Persönlichkeitsstörung auf einer mangelhaften Äußerung der Subjekt-Objekt-Differenzierung baut. Demnach besteht ein Fähigkeitsmangel, bei anderen Menschen innere Vorgänge empathisch zu erkennen und zu verstehen.

Bei der übertragungsfokussierten Therapie wird die gestörte Beziehung zum Objekt, die oft im Kindheitsalter entstanden ist, auf den Therapeuten transferiert und so aufgearbeitet. Die mentalisierungsbasierte Therapie hingegen setzt den Fokus auf eine Impuls- und Affektkontrolle, die sich auf das eigene Beziehungsleben automatisch positiv auswirkt.

Medikamentöse Behandlung

Es gibt leider keine Medikamente, die das Borderline-Syndrom selbständig heilen können. In den letzten Jahren hat die Forschung aber zahlreiche Medikamente zugänglich gemacht, die unterstützend und stabilisierend angewendet werden können. Dazu gehören Antipsychotika (in Kombination mit Depressionen oder Angststörungen), Stimmungsstabilisierer und antidepressive Präparate (SSRIs/Selektive-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer).

Quellen & Verweise[+]

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