Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Insektengiftallergie: Jeder wird ab und zu von einem Insekt gestochen. Auch wenn wir es nicht sofort merken – als Zeichen eines Insektenstichs treten meistens Rötungen oder Schwellungen auf, die nach einigen Tagen wieder verschwinden. Bei Allergikern reicht jedoch ein Bienen- und Wespenstich aus, um eine starke Reaktion auszulösen, wodurch die betroffene Person innerhalb weniger Minuten in eine lebensbedrohliche Situation gerät.

Eine Insektengiftallergie kann bei richtiger Diagnose erfolgreich behandelt werden und in der Regel ist es möglich, mit der Allergie ein vollkommen normales Leben zu führen. Doch oft reicht das Wissen der Betroffenen über die Insektengiftallergien nicht aus und sie wissen nicht, was nach einem Bienen- oder Wespenstich zu tun ist. Eine Selbstdiagnose oder das Greifen nach Medikamenten auf eigene Faust könnte die entstandene Situation zusätzlich verschlimmern.

Erfahren Sie mehr über die Ursachen, Symptome sowie Prävention und Behandlung einer Insektengiftallergie, um für den Fall eines Insektenstichs bestens gewappnet zu sein.

Was ist eine Insektengiftallergie?

Ein Insektenstich ist oft schmerzhaft und der Juckreiz sorgt für Nervosität und Ärger. Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge und Panik, es sei denn, man reagiert allergisch auf das Insektengift.

Doch was genau passiert bei einer Insektengiftallergie? Bei einer Allergie gegen Insektengift wehrt sich das Immunsystem gegen bestimmte Eiweißanteile, die ein Bestandteil des Insektengifts sind. Leider ist bisher nicht bekannt, weshalb es zu einer solchen Reaktion des Immunsystems kommt.

Noch interessanter ist die Tatsache, dass diese Art von Allergie nicht unbedingt nach dem ersten Insektenstich auftritt. Eine Person kann ihr Leben lang Hunderte von Stichen ohne jegliche Reaktion erleiden. Trotzdem kann der Körper mit der Zeit eine Anfälligkeit (auch Sensibilisierung genannt) gegen das Gift entwickeln und löst plötzlich eine allergische Reaktion aus.

Die meisten Menschen entwickeln jedoch niemals eine Allergie gegen Insektengift. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes1Anteil der Allergiker an der deutschen Bevölkerung nach Allergie im Jahr 2011 – https://de.statista.com/statistik/daten/studie/227049/umfrage/allergikeranteil-in-deutschland-nach-allergieform/ – abgerufen am 10.04.2023 aus dem Jahr 2011 sind nur 2,5 % der deutschen Bevölkerung von einer Insektengiftallergie betroffen, womit diese Allergie den 6. Platz unter allen Allergien einnimmt. Die Anzahl der Betroffenen ist etwa 10-mal niedriger als die der führenden Allergie – nämlich Heuschnupfen – die mit einem Anteil von 25 % den ersten Platz besetzte.

Symptome einer Insektengiftallergie

Ein Insektenstich kann auch ohne eine stark ausgeprägte allergische Reaktion sehr unangenehm sein. Bei jedem vierten Betroffenen in Deutschland ist das Hauptsymptom eine schmerzhafte Schwellung an der Einstichstelle. Laut Statistik sollen bis zu 2,8 Millionen Deutsche gegen Insektengift allergisch sein und nach dem Insektenstich eine systemische Reaktion erfahren.

Insektengiftallergie – Ursachen, Symptome und Behandlung

Reaktionen auf Insektenstiche können von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen. Eine Allergie gegen Insektengift wird am häufigsten anhand einer Schwellung an der Einstichstelle erkannt, die schmerzhaft und gerötet ist. Die Schwellung tritt am häufigsten in einem Durchmesser von 10 Zentimetern auf und dauert 24 Stunden an.

Ein Insektenstich im Mundbereich kann für Allergiker besonders gefährlich werden. In diesem Fall kann es zu Schwellungen der Atemwege kommen, die zunächst zu Atemnot führen. Zu schweren Symptomen gehören Atembeschwerden, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislauf-Stillstand.

i
Zu den häufigsten Symptome einer Insektengiftallergie gehören Schwellungen (rund um den Insektenstich oder auch an verschiedenen Körperstellen), große Quaddeln, Rötungen, Juckreiz, Übelkeit, Schwindel, Schluckbeschwerden, Atembeschwerden und Müdigkeit
.

Anaphylaxie – die schwerste Folge der Allergie

Wenn der ganze Körper von Symptomen betroffen ist, handelt es sich um eine anaphylaktische Reaktion, die leichte, aber auch lebensbedrohliche Symptome hervorrufen kann. Es ist auch möglich, dass die anaphylaktische Reaktion abklingt, nur um sich nach einigen Stunden wieder zu verschlimmern und sich in einen anaphylaktischen Schock zu entwickeln.

Eine anaphylaktische Reaktion wird durch den IgE-Antikörper ausgelöst und tritt bei bis zu 3,5 % der Bevölkerung auf2Diagnose und Therapie der Bienen- und Wespengiftallergie – https://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Leitlinie_Insektengiftallergie2011.pdf – abgerufen am 10.04.2023 und ist am häufigsten an Schwellungen am Gesicht und Hals zu erkennen. Dazu gehören Rötungen und Nesselausschlag der Haut oder Schleimhaut, Juckreiz und Brennen im Rachenraum sowie an der Zunge, Fließschnupfen, Heiserkeit, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Durchfall, starke Atembeschwerden, Schwindel und Schwäche.

Laut Daten des Anaphylaxie-Registers3Insektengiftallergie – https://www.ecarf.org/info-portal/allergien/insektengiftallergie/ – abgerufen am 10.04.2023, die das Europäische Zentrum für Allergieforschung zur Verfügung stellt, zählen Insektenstiche zu den Hauptauslösern für den anaphylaktischen Schock bei Erwachsenen.

i
Der anaphylaktische Schock ist die schwerste Folge einer Allergie, die unter Umständen tödlich sein kann.

Was sind die Auslöser einer Insektengiftallergie?

Das Bienen- und Wespengift gehört zu den häufigsten Ursachen einer allergischen Reaktion auf Insektenstiche. Für Betroffene ist es deshalb hilfreich, das Verhalten von Bienen und Wespen zu kennen, um ihnen aus dem Weg zu gehen und im Falle eines Stichs richtig zu reagieren.

Bienen fliegen hauptsächlich vom Frühling bis zum Sommer und sind eher freundlicher Natur, bis ihre Ruhe gestört wird. Sie verbringen ihre Zeit in der Nähe von Blumen und Bienenstöcken. Bei einem Stich verlieren sie ihren Stachel, der meist an der Stichstelle stecken bleibt. Der Stachel soll nach dem Stich möglichst schnell entfernt werden, da sich darin eventuell noch Insektengift befindet4Insektenstich: Wann in die Arztpraxis und wann nicht? – https://www.insektengiftallergie.de/insektengiftallergie/insektenstich/ – abgerufen am 10.04.2023.

Wespen hingegen sind vom Sommer bis zum Spätherbst präsent und werden rasant aggressiv. Durch panische Bewegungen des Menschen und das Wegpusten fühlen sie sich bedroht. Nach dem Stich behalten sie ihren Stachel, sodass sie damit mehrmals stechen können.

Auch Allergien gegen Hornissengift (meistens bei Wespengiftallergie) oder Hummelgift (bei Bienengiftallergie) treten recht häufig auf. Bisse von Fliegen, Ameisen oder Bremsen verursachen hingegen keine schweren Symptome, außer direkt an der Bissstelle, wo Rötungen geringer Intensität oder Juckreiz auftreten können.

Diagnose

Bei einem Insektenstich mit starken Symptomen ist es am besten, sofort einen Arzt aufzusuchen, um genau festzustellen, um welches Insekt es sich handelt und welches Gift die allergische Reaktion auslöst. Die Diagnosestellung beginnt mit einem Gespräch mit einem Arzt. Da viele Menschen den Unterschied zwischen Bienen und Wespen nicht kennen, hilft es auch zu beachten, in welcher Umgebung man sich befand, als der Stich stattfand.

Treten neben der Schwellung nach dem Stich weitere Symptome auf, führt der Arzt Blut- und Hauttests durch. Auf diese Weise wird überprüft, ob das Immunsystem auf einen bestimmten Auslöser empfindlich reagiert. Der Bluttest stellt auch fest, ob das Immunsystem vielleicht Antikörper gegen einen der Insektengifte entwickelt hat. Damit lässt sich auch gezielt feststellen, auf welchen Allergen der Patient reagiert hat.

i
Die Diagnostik im Bereich der Insektengiftallergien hat sich in den vergangenen Jahren stark verbessert. Bei der Durchführung des Hauttests wird eine kleine Menge des Giftes auf die Haut aufgetragen. Zunächst wird die Haut an dieser Stelle mit einer Nadel geritzt. Juckreiz, Rötung oder Schwellung verraten den Auslöser der Allergie.

Es lässt sich auch eine Hyposensibilisierung (Desensibilisierung) durchführen, besonders wenn die Person sehr empfindlich reagiert und der Kontakt mit den Insekten nicht vermeidbar ist. Durch diese äußerst erfolgreiche Behandlung kann eine Herabsetzung der Empfindlichkeit und ein langfristiger Schutz bei den Betroffenen erzielt werden. Für eine solche Behandlung ist ein stationärer Aufenthalt notwendig.

Behandlung einer Insektengiftallergie

Kommt es vor, dass der Körper auf einen Insektenstich überreagiert, muss sofort gehandelt werden, damit sich die Symptome nicht verschlimmern. Für die Behandlung ist die Kenntnis der richtigen Diagnose von größter Wichtigkeit.

Wespen sind für die meisten allergischen Reaktionen verantwortlich, nämlich in 70 % der Fälle. Bienen hingegen sind die Auslöser von nur 20 % der allergischen Reaktionen. Doch ganz egal um welches Insekt es sich handelt: Bei richtiger und rechtzeitiger Behandlung hinterlässt der Stich bzw. das Insektengift keine langfristigen Folgen für die menschliche Gesundheit.

i
Das Statistische Bundesamt registriert jährlich durchschnittlich 20 Todesfälle durch Bienen-, Wespen- oder Hornissenstiche.

Die Behandlung hängt von der Art der Symptome und der Empfindlichkeit des Betroffenen ab. Zuerst wird ein Antihistaminikum eingenommen und je nach Intensität der Hautreaktion kommt auch ein Kortisonpräparat zum Einsatz. Bei schweren Symptomen wie Atembeschwerden, Übelkeit, Schwellungen im Mund- und Rachen oder Kreislaufproblemen muss schnell reagiert und Adrenalin verabreicht werden.

Desensibilisierung durch Immuntherapie

Eine Hyposensibilisierung (auch Desensibilisierung) als Immuntherapie ist im Fall von Insektengiftallergie optimal, da sie sich in bis zu 90 % der Fälle als wirksam erweist. Eine allergen-spezifische Immuntherapie (ASIT) mit Insektengift (engl. venom immunotherapy, VIT) ist die einzige kausale und effektive Behandlung der Insektengiftallergie und ihre Wirksamkeit wurde in kontrollierten Studien mehrmals bestätigt5Insektengiftallergie – https://medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2017.02901 – abgerufen am 10.04.2023..

Die allergische Reaktion kann dank einer Hyposensibilisierung mit der Zeit auch vollständig ausfallen. Leider unterziehen sich nur wenige Betroffene einer Hyposensibilisierung. Bei einer diagnostizierten Insektengiftallergie ist die Ausstellung eines Allergiepasses notwendig, den der Betroffene immer bei sich trägt.

i
Für Betroffene kann ein Notfallset, das aus einem Adrenalin-Autoinjektor, Glucocorticoide sowie schnell wirkenden Antihistaminika besteht, überlebenswichtig sein. Die Selbstinjektion von Adrenalin sollten Patienten in Schulungen lernen.

Nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes sind im Erwachsenenalter 1-5 % der Menschen von einer schweren allergischen Reaktion gegen Insektengift betroffen und müssen bestimmte Medikamente einnehmen. Bei Kindern ist diese Zahl geringer und beträgt 1 % 6INSEKTENGIFTALLERGIE – https://www.daab.de/allergien/wichtig-zu-wissen/hauptausloeser/insekten/ – abgerufen am 10.04.2023

Wie lässt sich einer Insektengiftallergie vorbeugen?

Kinder, die präventiv eine ASIT-Therapie durchliefen, zeigten laut einer Studie7Behandlung von Insektengiftallergien – https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/insektengiftallergie/therapie.html – abgerufen am 10.04.2023 bei späteren Stichen keine allergische Reaktion. Bei Kindern unter fünf Jahren gilt es im Einzelfall abzuwägen, ob eine ASIT durchgeführt werden soll.

Betroffene von Insektengiftallergien sollten im Alltag vorsichtig sein und die Zeit nicht dort verbringen, wo sich Insekten aufhalten könnten. Besonders im Sommer halten sich Insekten an feuchten Orten wie Flüssen und Seen auf.

Lässt sich ein Aufenthalt in der Natur dennoch nicht vermeiden, so empfiehlt es sich, lange und eng anliegende Kleidung zu tragen und entsprechende Insektenschutz-Präparate zu verwenden. Die Nahrung draußen sollte abgedeckt werden. Wer im Sommer gerne neben einem offenen Fenster schläft, kann sich mit Insektennetzen schützen.

Besondere Vorsicht gilt für diejenigen, die im Gartenbau, Obstbau, Blumenanbau und insbesondere in der Imkerei tätig sind. Diese Personen können sich vorsichtshalber einer ASIT-Therapie unterziehen lassen.

Quellen & Verweise[+]

Gesundheitsreport.com nutzt Cookies

Auch unsere Website verwendet Cookies, um den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Mehr erfahren