Erst werden die Haare dünner, dann fallen sie aus und kommen nicht wieder. Viele denken, dass Haarausfall bei Männern altersbedingt ist. Wenngleich dies eine Ursache sein kann, ist die Sachlage deutlich komplexer. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Probleme, welche einen immer kahleren Kopf verursachen können. Im Anschluss gibt es Tipps, was sich dagegen unternehmen lässt.
10 Mögliche Ursachen für Haarausfall bei Männern
Frauen sind seltener vom Haarausfall betroffen als Männer. Die Herren der Schöpfung sind nicht zu beneiden, wenn es auf ihrem Kopf lichter wird. Die berühmten “Geheimratsecken” sind dabei weit verbreitet. Ebenso der Ausfall am Haaransatz. Mögliche Ursachen hierfür sind:
- Erbliche Veranlagung: Die Gene bestimmen darüber, wie lange die Haarpracht erhalten bleibt. Wer einen Blick in seine Familiengeschichte wirft, kann oftmals schon erahnen, ob er eines Tages von Haarausfall betroffen sein wird.
- Zu viel DHT: Das Hormon Dihydrotestosteron (kurz DHT) stellt eine Abwandlung vom Testosteron dar. Manche Menschen sind ihm gegenüber sehr empfindlich. Gelangt DHT zu deren Haarwurzeln, kommt es zu vermehrtem Haarausfall. Zugleich wachsen die Haare nicht mehr so lange und die Follikel nehmen sich mehr Zeit zur Erholung (siehe “Haarzyklus” weiter unten).
- Hormone: Hiervon sind vor allem Frauen betroffen. Insbesondere während der Schwangerschaft, der Stillzeit oder in den Wechseljahren.
- Schilddrüse: Eine Überfunktion oder Unterfunktion der Schilddrüse lässt sich ebenfalls mit Haarausfall in Verbindung bringen.
- Durch Erkrankung: Eine temporäre oder chronische Erkrankung kann als Nebenwirkung den Haarausfall einsetzen lassen. Mit Beginn der Therapie bzw. mit dessen Ende setzt das Haarwachstum für gewöhnlich wieder ein.
- Zu viel Stress: Er ist schwer messbar und dennoch eine relevante Größe. Durch ein anhaltend hohes Level an Stress, benötigt der Körper mehr Vitalstoffe. Ohne den nötigen Ausgleich, kommt es zu einem physischen sowie psychischen Ungleichgewicht.
- Medikamente: Wer Präparate zur Blutgerinnung oder zum Senken des Blutdrucks einnimmt, kann unter vermehrtem Haarausfall leiden. Auch andere Medikamente erzielen mitunter diese Nebenwirkung. Ein Blick in den Beipackzettel verrät, ob mit diesem Effekt zu rechnen ist.
- Falsche Ernährung: Haarfollikel sind auf eine Reihe von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelemente angewiesen. Ebenso spielen Proteine eine essentielle Rolle. Bspw. ist ein längerer Eisenmangel bekannt dafür, übermäßigen Haarausfall auszulösen. Eine ausgewogene sowie vitalstoffreiche Ernährung ist für die Gesunderhaltung der Follikel wichtig.
- Umweltgifte: Wer beruflich oder privat Schadstoffen ausgesetzt ist, riskiert damit einen vermehrten Haarausfall. Ganz gleich ob bei Kontakt mit der Haut, über die Atmung oder die verzehrten Lebensmittel.
- Falsches Shampoo: In sehr seltenen Fällen können bestimmte Inhaltsstoffe im verwendeten Shampoo den Haarausfall begünstigen.
Knapp 40% aller Männer sind von Haarausfall betroffen1Quelle: Bundesverband der Zweithaar-Spezialisten e.V. – https://www.bvz-info.de/Endverbraucher/Haarausfall/ – Abgerufen am 21.06.2022. Schätzungsweise 80% entfallen dabei auf die erbliche Veranlagung.
Eine Kombination der genannten Ursachen ist ebenso möglich. Plus weitere Gründe, welche sich bei einer individuellen Diagnose ergeben können.
Verschiedene Typen von Haarausfall
In der Medizin wird von einer Alopezie gesprochen, wenn die Haare über ihr natürliches Maß ausfallen. Wenn dieser einsetzt, sieht das Krankheitsbild unterschiedlich aus. Ort und Form des Haarausfalls variiert. Hier steht bis heute nicht genau fest, warum die Haare zumeist am Kopf beginnen nicht mehr nachzuwachsen. Besser gesagt, fällt der Haarausfall wegen seinem dichten Wuchs hier am schnellsten auf. Zumal der menschliche Körper nicht mehr zwingend auf eine Behaarung angewiesen ist, wie es zu Urzeiten der Fall war.
- Kreisrunder Haarausfall: Die Follikel schaffen es zunächst nicht mehr, die gewohnte Haarlänge auszubilden. Anschließend werden die Hornfäden immer dünner, bis sie gar nicht mehr neu entstehen. Dies zeigt sich in kreisrunden Flächen, meistens am Kopf. Im Fachjargon nennt sich dieser Typ “Alopecia Areata”.
- Zeitgleich am gesamten Körper: Währenddessen begrenzt sich die “Alopecia Totalis” nicht nur auf einen Körperbereich. Stattdessen tritt der Haarausfall gleichzeitig an mehreren Stellen in Erscheinung. Bei Männern beginnt dies meistens auf der Kopfhaut sowie am Bart.
- Telogenes Effluvium: Mit der sogenannten Telogenphase beendet der menschliche Körper sein Haarwachstum. Im gesunden Zustand befindet sich stets nur ein kleiner Teil der Haare in diesem Stadium. Beim telogenen Effluvium setzt diese Phase früher ein und hält somit länger an. Dadurch wird der Haarausfall sichtbar.
Die Behandlung bei Haarausfall – Ohne korrekte Diagnose geht es nicht!
Apropos Diagnose: Sie sollte von einem fachkundigen Arzt erstellt werden. Denn nur auf Basis dieser Feststellung lässt sich entscheiden, welche Behandlung die besten Erfolgschancen bietet. Eine erste Begutachtung kann der Hausarzt vornehmen. Danach geht es zu einem Dermatologen (Hautarzt), welcher sich dem Haarausfall annimmt.
Nachfolgend werden wir deshalb nur die beliebtesten Behandlungsmethoden kurz vorstellen. Der Arzt entscheidet, welche davon in Frage kommt. Eine mögliche Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist separat abzuklären.
- Die medikamentöse Behandlung vom Haarausfall basiert aus ausgewählten Wirkstoffen. Häufig kommen Minoxidil sowie Finasterid zum Einsatz.
- Bei anlagebedingtem Haarausfall wird versucht, die Produktion vom Geschlechtshormon DHT zu drosseln. Dazu ist unter anderem der Wirkstoff Alfatradiol bekannt.
- Wer auf klassische Medikamente verzichten möchte, kann es mit pflanzlichen Präparaten versuchen.
- Es existieren ebenso einige Shampoos sowie Nahrungsergänzungsmittel, denen ein besseres Haarwachstum zugesprochen wird.
- Grundsätzlich kann eine optimale Ernährung dazu beitragen, um die Gesundheit der Haarfollikel zu stärken.
- Dasselbe gilt in der Vermeidung von Stress und Umweltgiften.
Der Haarzyklus: Haarausfall ist ganz natürlich
Unsere Haare befinden sich in einem fortlaufenden Wandel. Hierfür hat die Forschung drei Phasen festgestellt, welche sich unter dem Begriff “Haarzyklus” vereinen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass der Mensch pro Tag bis zu 100 Haare verliert. Diese Menge ist ganz natürlich. Sollte die Anzahl ausgefallener Haare jedoch mehrere Tage darüber liegen, ist ein Gespräch beim Arzt ratsam.
Die Wachstumsphase (Anagenphase)
Wenn das Haarfollikel mit ausreichend Nährstoffen versorgt wurde, ist es in der Lage ein neues Haar zu produzieren. Wobei die Anagenphase bis zu fünf Jahre andauert. In dieser Zeit wird das Haar kontinuierlich verlängert. Unterhalb der Haut wächst ebenso die Haarzwiebel und verankert sich zunehmend stärker in der Dermis.
Die Übergangsphase (Katagenphase)
Nach mehreren Jahren des Wachstums, verändert sich das Follikel. Zunächst verlangsamt sich die Zellteilung, kurz darauf findet sie gar nicht mehr statt. Ein Resultat der eingestellten Nährstoffversorgung. Diese Umstellung erfolgt binnen zwei Wochen, damit das ausgewählte Haar in die dritte Phase übergehen kann.
Die Ruhephase (Telogenphase)
Jetzt kommt es zum natürlich gewollten Haarausfall. Das Wachstum kam vollständig zum Erliegen. Nun setzt die Regeneration vom Follikel ein. Wobei die verbliebenen Haare abgestoßen werden. Dazu schiebt sich ein neues Haar nach und “schubst” den alten Hornfaden heraus. Dieser Prozess benötigt drei bis vier Monate. Danach beginnt der Haarzyklus wieder von vorn.
Die Telogenphase sortiert stets nur einen Bruchteil der vorhandenen Haare aus. Auf diese Weise bleibt der Kopf stets ausreichend bedeckt.
Quellen & Verweise