Autorin Cornelia Wilhelm

Cornelia Wilhelm

Conny Wilhelm hat einen Master im Bereich der Medizingeschichte. Sie interessiert sich für Themen rund um Gesundheit, Ernährung und Psyche.

Das Sinnbild einer idealen Beziehung hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Während in den 1950 und 1960 er Jahren noch vor allem die Monogamie (zumindest in der Öffentlichkeit) als das Optimum dargestellt wurde, entscheiden sich in der heutigen Zeit viele Paare dazu, eine offene Beziehung zu führen. Das Prinzip, das sich hierhinter verbirgt, ist leicht erklärt: Den Partnern ist es erlaubt, nebenbei noch andere Partner beziehungsweise Affären zu haben. Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang immer wieder stellt, ist: Ist es vielleicht besser, eine offene Beziehung zu führen? Machen offene Beziehungen glücklich?

Aufgrund der Tatsache, dass jeder Mensch anders ist, ist es nicht möglich, hier eine standardisierte Antwort zu geben. Zudem zeigt ein Blick auf die Statistiken, dass es immer noch die monogamen Beziehungen sind, die als besonders erfüllend wahrgenommen werden… auch sexuell. So wurden im Jahr 2017 rund 11.000 Menschen aus den unterschiedlichsten europäischen Ländern nach ihrem Beziehungsstatus und danach, wie zufrieden sie mit ihrem Sexleben seien, befragt. Die zufriedenste Gruppe waren hier diejenigen, die in einer monogamen Beziehung ohne Trauschein leben. Mehr als 80% von ihnen gaben an, sich wohlzufühlen. Im Gegensatz dazu waren nur rund 70% der Menschen, die in einer offenen Beziehung lebten, zufrieden.

Die Personengruppe mit dem höchsten Unzufriedenheitsfaktor waren Singles, die sich auf der Suche nach dem passenden Partner befanden. Mehr als 40% von ihnen gaben an, mit ihrem Sexleben nicht glücklich zu sein1Statista – https://de.statista.com/infografik/9681/umfrage-zum-sexleben-monogame-paerchen-sind-am-zufriedensten/ – Abgerufen am 23.04.2023.

Was bedeutet es, in einer offenen Beziehung zu leben?

Auch mit Hinblick auf offene Beziehungen gibt es keine vorgefertigten Standards. Das bedeutet, dass sich viele Partnerschaften dieser Art nur schwer miteinander vergleichen lassen. Manche definieren eine offene Beziehung als ein Konstrukt, in dem es erlaubt ist, beispielsweise abends auszugehen, um mit anderen Menschen Sex zu haben. Für andere bedeutet es, gemeinsam einen Swingerclub zu besuchen oder sogar einen weiteren Menschen als Mitbewohner und Lebenspartner in den Alltag zu integrieren.

Wer sich daher dazu entscheidet, seinen Horizont gegebenenfalls auf diese Art zu erweitern, sollte sich zunächst die Frage stellen, wie er eine offene Beziehung für sich definiert. Möglicherweise gehen die Vorstellungen der Beteiligten bereits hier auseinander.

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Offene Beziehung ist nicht gleich offene Beziehung. Hier gibt es definitiv nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern auch viele verschiedene Grautöne. Genau das sehen viele Paare jedoch als Chance.

Eine offene Beziehung und ihre Vorteile

Für Menschen, die sich absolut nicht mit dem Thema offene Beziehung anfreunden können, mag es sich ein wenig fremd anhören. Dennoch bietet eine offene Beziehung gegebenenfalls Vorteile, die erst auf den zweiten Blick ersichtlich werden. Grundsätzlich ist es jedoch selbstverständlich wichtig, das eigene Bauchgefühl nicht außer Acht zu lassen. Wenn sich die Psyche und das Herz dagegen wehren, den eigenen Partner eventuell mit jemandem zu teilen, ist es wichtig, hierzu zu stehen und keine Kompromisse einzugehen. Ansonsten leidet über kurz oder lang die Lebens- und Beziehungsqualität.

Wer sich jedoch auf dieses besondere Abenteuer einlassen will, kann gegebenenfalls von den folgenden Faktoren profitieren:

  • In einer offenen Beziehung zu leben bedeutet nicht, den Partner beziehungsweise die Partnerin nicht zu lieben. Für die meisten bedeutet es lediglich, dazu in der Lage zu sein, Sex und Liebe zu trennen.
  • Viele Menschen, die sich für eine offene Beziehung begeistern können, berichten davon, dass ihr Sexleben in vielerlei Hinsicht profitieren würde. Sie empfinden es häufig in gewisser Weise als anregend, zu wissen, dass ihr Partner/ ihre Partnerin noch weitere Erfahrungen sammelt.
  • Wer sich absolut nicht mit einem monogamen Lebensstil identifizieren kann, könnte in einer offenen Beziehung eine Lösung gefunden haben, die es ihm erlaubt, ehrlich zu sein. Hier gibt es keine heimlichen Affären, sondern lediglich Dates, über die im Idealfall alle Bescheid wissen.
  • Auch sextechnisch müssen sich die Wege polyamorös lebender Menschen nicht trennen. Es gibt etliche Paare, die ihr Liebesleben unter anderem in Swingerclubs auffrischen. So gaben bereits etwa 9 Prozent der Befragten im Rahmen einer Umfrage aus dem Jahr 2012 an, in der Vergangenheit schon einmal einen einschlägigen Club besucht zu haben2Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/301905/umfrage/umfrage-in-oesterreich-zum-besuch-von-bordellen-und-anderen-etablissements/ – Abgerufen am 23.04.2023.

Welche Vorteile eine offene Beziehung bietet, ist dementsprechend immer von den Vorlieben der Beteiligten, aber auch von der Art der geführten Beziehung abhängig. Aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten wäre es sicherlich falsch, in Partnerschaften dieser Art lediglich das typische Fremdgehen zu sehen. Denn: Auch offene Beziehungen können sehr liebevoll und (wenn auch auf einer anderen Ebene) treu sein.

Fremdgehen bedeutet Vertrauensbruch – und der fällt bei der offenen Beziehung weg

Menschen, die in einer festen, monogamen Beziehung betrogen wurden, durchleben unterschiedliche Gefühle. Sie sind wütend, traurig und stellen sich und ihre Liebe häufig in Frage. Neben der Tatsache, dass ihr Partner/ ihre Partnerin mit einer anderen Person geschlafen hat, fühlen Sie sich hintergangen und manchmal ein Stück weit für dumm verkauft.

Ein Blick auf die einschlägigen Statistiken zeigt jedoch, dass sich viele Menschen im Laufe ihres Lebens und genau diesem Thema auseinandersetzen müssen. Auf die Frage „Waren sie jemals in einer festen Beziehung untreu?“ antworteten 17% der Frauen und 11% der Männer mit „ja, einmal“. Jeweils 6% beider Geschlechter gaben zu, ihren Partner/ ihre Partnerin mehrmals mit der gleichen Person betrogen zu haben. An dieser Stelle sei bemerkt, dass es sich hierbei um das Ergebnis einer Befragung handelt. Dementsprechend gibt es keinen Beweis dafür, dass diejenigen, die behaupteten, noch nie fremdgegangen zu sein, wirklich immer treu waren.

Fest steht, dass der Vertrauensbruch, der beim Fremdgehen in einer festen Beziehung hervorgerufen wird, in einer offenen Beziehung wegfällt. Immerhin wusste hier jede/r, worauf er sich einlässt. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, um sich beispielsweise mit Online Dating Anzeigen auseinanderzusetzen, findet schnell viele Profile, die offenbar keine Lust darauf haben, sich dementsprechend in langen Gesprächen rechtfertigen zu müssen.

Zahlreiche Männer und Frauen geben im Rahmen ihrer Online Partnersuche an, sich auf der Suche nach „etwas Lockerem“, einer offenen Beziehung oder einem langfristigen Abenteuer zu befinden.

Sie haben keine Probleme damit, Sex und Liebe zu trennen und spielen von Anfang an mit offenen Karten.

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Wer sich auf eine Beziehung mit einem Menschen einlässt, der nicht monogam leben möchte, sollte nicht versuchen, die jeweils andere Person zu ändern. Dies ist in der Regel ohnehin nicht möglich. Daher ist es weitaus sinnvoller, von Vornherein nur diejenigen zu daten, die über ähnliche Absichten verfügen.

Offene Beziehung: Warum nicht einfach nur ONS?

Machen offene Beziehungen glücklich?

Diejenigen, die offene Beziehungen bevorzugen, müssen sich mit genau dieser Frage immer wieder auseinandersetzen. Immerhin wäre es doch möglich, sich in regelmäßigen Abständen One Night Stands zu suchen, oder nicht?  Weshalb muss es dann eine Partnerschaft mit einem Menschen sein, in der das Fremdgehen vergleichsweise viel Raum einnimmt – und das sogar mit Ansage?

Der Grund, weshalb sich viele Menschen für eine offene Beziehung entscheiden: Auch Sie möchten auf das Gefühl von Geborgenheit nicht verzichten. Für Sie macht es durchaus einen Unterschied, ob es darum geht, „nur“ Sex zu haben oder beispielsweise einen gemütlichen TV Abend mit der Liebe ihres Lebens zu genießen.

Zahlreichen Personen fällt es schwer, genau das nachzuvollziehen.

Wen machen offene Beziehungen glücklich?

Etwa ein Prozent aller Beziehungen in Deutschland sind offene Partnerschaften. Somit gibt es durchaus eine Personengruppe, die hierin ihre Erfüllung gefunden hat. Aber wer sind diese Menschen? Wie bereits erwähnt, handelt es sich hierbei um Partnerschaften, bei denen beide dazu in der Lage sind, Sex und Liebe zu trennen.

Wer hierzu nicht fähig ist oder dies ganz einfach nicht möchte, sollte sich selbst niemals dazu zwingen, Bestandteil einer offenen Beziehung zu werden. Herzschmerz und Streitigkeiten wären ansonsten bereits vorprogrammiert.

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Zudem gehört zu einer offenen Beziehung mehr, als lediglich mit anderen, außenstehenden Menschen sexuell aktiv zu werden. Wer seinen Partner/ seine Partnerin zum Beispiel in regelmäßigen Abständen betrügt, dies mit einer offenen Beziehung rechtfertigt und der Partner/ die Partnerin hiervon nichts weiß, lebt in einer pseudo-offenen Beziehung.

Die folgenden Anzeichen sprechen dafür, dass es sich lohnen könnte, eine offene Partnerschaft zumindest vorsichtig anzutesten:

  • Beide Partner sind dazu in der Lage, offen miteinander zu kommunizieren und Wünsche auszusprechen.
  • Möglicherweise haben beide in der Vergangenheit zusammen bereits einen einschlägigen Club besucht, hier vor Fremden miteinander geschlafen und eine entsprechende Neugierde an ähnlichen Abenteuern entdeckt.
  • Beide sind dazu in der Lage, Sex und Liebe zu trennen. Nicht, weil einer den anderen überredet hat, sondern weil beide der tiefen Überzeugung sind, dass es sich hierbei um vollkommen unterschiedliche Gefühls- und Lebensbereiche handelt.
  • Die beiden Partner vertrauen einander blind und wissen, dass sie auf gefühlstechnischer Ebene in jedem Fall zusammengehören.

Fest steht: Es gibt durchaus Menschen, die in einer offenen Beziehung ihr Glück gefunden haben, beziehungsweise auch in Zukunft noch finden werden. Da charakterliche Gesichtspunkte mit Hinblick auf die Frage „Was macht mich glücklich?“ eine besonders wichtige Rolle spielen, wäre es jedoch definitiv falsch, dem/ der jeweils anderen die eigene Meinung aufzwingen zu wollen.

Daher stellt es so gut wie immer ein Problem dar, wenn Paare bereits über einen langen Zeitraum hinweg zusammen sind und einer nach zahlreichen Jahren bemerkt, dass er sich für die Vorteile einer offenen Beziehung interessiert. Damit beide im Idealfall bis an ihr Lebensende glücklich bleiben, ist es wichtig, miteinander zu reden, unterschiedliche Möglichkeiten abzuwägen und im schlimmsten Fall zu erkennen, dass die Leidenschaft des einen möglicherweise das Ende der Partnerschaft bedeuten könnte.

Eventuell handelt es sich hierbei jedoch lediglich um eine Herausforderung, die mit gegenseitigem Verständnis, Liebe und ein wenig Fantasie bewältigt werden kann. Oder anders: Die Tatsache, dass ein Mensch seiner erotischen Neugierde im Gespräch mit dem Partner freien Lauf lässt, muss noch lange kein Beziehungsende einläuten.

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