Viele Menschen dürften sich einig sein: Eines der wichtigsten Ziele im Leben sollte es sein, an die eigene Gesundheit zu denken. Wer gesund ist, fühlt sich meist auch wohl – sowohl physisch als auch psychisch. Aber inwieweit beeinflusst eine gesunde (oder eine ungesunde) Beziehung eigentlich das eigene Wohlbefinden? Kann eine Partnerschaft in der Streitigkeiten an der Tagesordnung stehen, vielleicht sogar krank machen?
Hierbei handelt es sich um Fragen, die sich unter anderem auch die Wissenschaft stellt. Schon in den 1850er Jahren fand der bekannte Epidemiologe William Farr heraus, dass Verheiratete im Schnitt oft länger lebten als Singles. Genau dieses Phänomen hat sich im Laufe der Jahrzehnte bzw. der Jahrhunderte nicht wirklich verändert. So ergab eine Analyse aus dem Jahr 2011, die mit den Daten von Menschen, die in den Industrieländern lebten, ein ähnliches Bild. Auch hier war das Sterberisiko der Verheirateten geringer.
Leben Paare gesünder?
Sicherlich wäre es falsch, pauschale Aussagen, wie zum Beispiel “Wer in einer Partnerschaft lebt, lebt grundsätzlich gesünder!” zu treffen. Denn: Natürlich gibt es noch weitere Faktoren, die sich positiv oder negativ auf das Immunsystem eines Menschen auswirken können.
Ein typisches Beispiel: Ein Single, der regelmäßig Sport treibt und auf Alkohol verzichtet, wird höchstwahrscheinlich gesünder leben, als ein Paar, das seine Abende mit Fast Food auf der Couch verbringt.
Dennoch gibt es einen interessanten Effekt, der im Allgemeinen als “Protektionseffekt” beschrieben wird. Wie die Bezeichnung schon sagt, geht es hier darum, dass ein Partner den anderen beschützt. Vielleicht vor zu viel Stress? Oder indem er dazu rät, “wegen dieses einen, komischen Muttermals” den Arzt aufzusuchen?
Zudem ist es natürlich auch möglich, dass ein Partner den anderen mit seinen positiven Lebensgewohnheiten, zum Beispiel:
- einer gesunden Ernährungsweise
- regelmäßigen Besuchen im Fitness Studio
- einem Rauch-Stopp
“ansteckt” und so zu einem besseren und gesünderen Lebensstil verhilft. Singles sind in dieser Hinsicht eher auf sich allein gestellt. Sie müssen sich selbst zum Sport oder zu einem gesünderen Leben motivieren. Und die Erfahrung zeigt, dass genau das nicht immer leicht ist.
Wie kann eine unharmonische Partnerschaft die Gesundheit belasten?
Eine Beziehung, in der jeden Tag gestritten wird, kann sich in vielerlei Hinsicht zu einer echten Tortur entwickeln – auch für den Körper. Denn: Auch das Immunsystem kann darunter leiden, immer wieder in Aufruhr gebracht zu werden.
In einigen Fällen sind Bluthochdruck, eine allgemeine Nervosität und eine höhere Anfälligkeit für Infekte die Folge. Das Zusammenspiel zwischen Psyche und Körper sollte auf keinen Fall vernachlässigt werden.
Wer sich immer wieder über seinen Partner oder über seine Partnerin aufregt, in Diskussionen verwickelt wird, sich ärgert und im Allgemeinen eher unglücklich ist, weil ihn die Situation belastet, läuft Gefahr, über kurz oder lang körperliche und seelische Symptome zu entwickeln. Diese können sich auf unterschiedliche Arten zeigen und sollten auf jeden Fall ernst genommen werden. Auch Kopfschmerzen, Magenprobleme und ähnliches können darauf hindeuten, dass etwas nicht stimmt. Vor allem dann, wenn ansonsten alles okay ist und die Beziehung die einzige “Baustelle” darstellt, ist es ratsam, diesem Problem näher auf den Grund zu gehen.
Umgekehrt verbirgt sich hinter einer glücklichen Beziehung natürlich auch ein enorm hohes Potenzial. Durch das regelmäßige Ausschütten von Endorphinen steigt letztendlich auch die Lebensqualität der betroffenen Menschen. Hiervon profitiert dann nicht nur die Psyche, sondern auch oft das Immunsystem.
Achtung! Paare können einander auch negativ beeinflussen
… und das in einer Weise, dass Schädigungen der Gesundheit durchaus möglich sind. Ein typisches Beispiel: Beide haben keine Lust darauf, sich sportlich zu betätigen und versichern einander, sich auch mit einem eventuellen Übergewicht zu lieben. Was sich im ersten Moment romantisch und definitiv nicht oberflächlich anhören mag, kann im zweiten Moment durchaus gefährlich werden. Vor allem deswegen, weil es auf diese Weise möglich ist, schlechte Angewohnheiten in den Alltag einziehen zu lassen und diese immer wieder voreinander zu legitimieren.
Klar: Wer erst kurz mit seinem Partner/ seiner Partnerin zusammen ist, dürfte von den Auswirkungen eher wenig bemerken. Darüber, dass es gerade zum Beginn einer Partnerschaft absolut normal ist, mehr Zeit miteinander und vielleicht weniger Zeit im Fitnessstudio zu verbringen, dürften sich die meisten einig sein. Dennoch ist es ab einem gewissen Zeitpunkt wichtig, aufmerksam zu werden und ein Stückweit zurück zum “alten Alltag” zu finden.
Eine Extremform: Die Co-Abhängigkeit
Apropos “schlechte Gewohnheiten”: Im Zusammenhang mit verschiedenen Süchten, wie zum Beispiel der Alkoholsucht oder mit Hinblick auf Medikamentenmissbrauch, besteht in Partnerschaften auch immer die Gefahr einer sogenannten Co-Abhängigkeit. Co-abhängig zu sein, bedeutet nicht zwangsläufig, zum Beispiel auch Alkoholmissbrauch oder ähnliches zu betreiben. Vielmehr versteht man hierunter das “Phänomen”, dass ein Partner den anderen schützt und deckt.
Dass sich Beziehungen dieser Art negativ auf die eigene Gesundheit und auf die Gesundheit des Partners/ der Partnerin auswirken können, dürfte außer Frage stehen.
Typische Anzeichen für eine Co-Abhängigkeit sind:
- Das Problem wird von keiner der beiden Parteien beim Namen genannt.
- Die jeweilige Sucht wird heruntergespielt.
- Ein Partner deckt den anderen und bricht zur Not auch mit dem Freundeskreis.
Bei einer Co-Abhängigkeit handelt es sich um ein ernsthaftes Problem, für dessen Bewältigung es in der Regel professionelle Hilfe braucht. Ansonsten besteht die Gefahr, dass beide sich immer weiter abschotten und so letztendlich sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit leiden.
Viele Menschen schlafen zu zweit besser
Wie immer gilt natürlich: Jeder Mensch ist individuell. Daher wäre es falsch, zu behaupten, dass sich ein gemeinsames Schlafen immer positiv auf die Schlafqualität auswirken würde. Im Rahmen verschiedener Studien wurde allerdings schon festgestellt, dass Paare, die sich bereits über einen längeren Zeitraum hinweg ein Bett teilen, besser schlafen und länger träumen. Und genau das kann sich erwiesenermaßen wiederum positiv auf die Psyche eines Menschen auswirken. Entsprechende Ergebnisse konnten im Schlaflabor nachgewiesen werden.
Im Detail zeigte sich, dass die REM-Phasen der Menschen, die mit ihrem Partner zusammen in einem Bett schliefen, länger und ruhiger waren. Und genau das könnte zu einer gesteigerten emotionalen Ausgeglichenheit führen.
Wer besser schläft, kann hiervon nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tag profitieren. Vielen Menschen geht es nach einer ausgeschlafenen Nacht besser. Genau das spiegelt sich dann oft in weniger Konflikten und einem harmonischeren Alltag wider.
Dennoch wäre es sicherlich auch falsch, im gemeinsamen Schlaf eine Art “Beziehungsgeheimnis” zu sehen. Wer in seiner Beziehung grundsätzlich unglücklich ist und jeden Tag mit seinem Partner/ seiner Partnerin streitet, wird seine Partnerschaft “nur” durch gesunden, gemeinsamen Schlaf sicherlich nicht harmonischer gestalten können. Das bedeutet: Damit sich der Schlaf positiv auf die Beziehung auswirken kann, braucht es zumindest ein stabiles und harmonisches Grundgerüst.
Die Forschung steckt mit Hinblick auf die Frage, wie sich ein gemeinsamer Schlaf auf die Gesundheit und die Harmonie innerhalb einer Beziehung auswirken kann, noch in den Kinderschuhen. Interessant wäre es unter anderem beispielsweise, ob es Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Paaren gibt. Zudem sollte in diesem Zusammenhang natürlich auch berücksichtigt werden, dass es auch Situationen gibt, in denen sich das Teilen eines Schlafzimmers negativ auf die Schlafqualität auswirken kann. Dies gilt beispielsweise dann, wenn einer von beiden schnarcht.
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Fazit
Es gibt zahlreiche Studien, in deren Zusammenhang immer wieder untersucht wird, inwieweit sich Paare im Laufe der Zeit aneinander anpassen. Und selbstverständlich befassen sich viele Wissenschaftler auch mit der Frage, inwieweit sich Paare möglicherweise auch mit Hinblick auf ihren Gesundheitszustand beeinflussen können. Vor allem in Beziehungen, die bereits seit einigen Jahren bestehen, scheint das Potenzial besonders hoch, aber auch das Risiko besonders groß zu sein.
Das bedeutet: Paare können sich sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Bei aller Verliebtheit gilt es, genau das im Auge zu behalten. Denn: Nicht alle Entschlüsse, wie zum Beispiel der regelmäßige Verzicht auf Sport, wirken sich langfristig positiv auf den Körper und die Seele aus. Hin und wieder ist es als Paar dementsprechend sinnvoll, sich kritisch mit den eigenen Gewohnheiten und Entscheidungen auseinanderzusetzen und diese zu hinterfragen. Wer hierzu in der Lage ist, profitiert in der Regel von der Möglichkeit, sich nicht nur allein, sondern auch gemeinsam kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Bei all dem Potenzial, das sich offenbar aus einer glücklichen Beziehung ergibt, ist es jedoch wichtig, einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Denn: Auch die glücklichste Beziehung stellt keine Garantie für ein gesundes Leben dar. Wer seine Gesundheit bestmöglich unterstützen möchte, sollte – parallel zu einer hohen Lebensqualität auf der Basis einer harmonischen Beziehung – natürlich auch auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, ausreichend Bewegung, möglichst Stress und weitere Faktoren achten. Gleichzeitig gilt es natürlich auch, im Hinterkopf zu behalten, dass eine Beziehung, in der es regelmäßig zu Streitigkeiten kommt, nicht zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sein muss – solange beide dazu bereit sind, am jeweiligen Status Quo zu arbeiten. Vor allem dann, wenn alles ein wenig “festgefahren” scheint, kann oft ein Gespräch mit einem Paartherapeuten weiterhelfen. Hiervon können die Betroffenen – wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge – dann offenbar nicht nur mit Hinblick auf einen harmonischen Alltag, sondern auch in gesundheitlicher Hinsicht profitieren.