Die digitale Revolution geht mit einer Reihe von Veränderungen einher und immer mehr Menschen verbringen ihren Arbeitsalltag im Büro in einer sitzenden Position. In der Folge befinden sich Bürokrankheiten auf dem Vormarsch. Wir beleuchten die potenziellen Gefahren einer sitzenden Tätigkeit und zeigen Ihnen, wie Sie diesen Risiken erfolgreich entgegenwirken können.
Die wichtigsten Informationen im Überblick
- Immer mehr Menschen sitzen zu viel
- Langes Sitzen wird als Risikofaktor für verschiedene Gesundheitsprobleme identifiziert
- Bewegungsmangel erhöht das Risiko für zahlreiche Erkrankungen
- Langes Sitzen kann dem Bewegungsapparat schaden
- Die dauerhafte Belastung kann zu Haltungsschäden führen, wie beispielsweise eine abgerundete Schulterposition oder ein nach vorne gebeugter Rücken
- Eine sitzende Lebensweise kann zu Muskelschwäche führen, insbesondere in den Beinen und im Gesäß
- Die Ergonomie am Arbeitsplatz spielt eine entscheidende Rolle bei der Minimierung der Risiken
- Die mangelnde körperliche Aktivität kann dazu führen, dass sich die Stimmung verschlechtert und das Stressniveau steigt
- Es ist wichtig, einen Ausgleich zu schaffen
Viele Menschen sitzen zu viel
Vor allem in Europa wird besonders häufig im Sitzen gearbeitet und der Wandel unserer Arbeitswelt könnte diese Entwicklung in den nächsten Jahren weiter vorantreiben. Im Rahmen der Querschnittsbefragung „Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/ 2020-EHIS)” gaben 22,3 % der männlichen und 16,7 % der weiblichen Teilnehmer an, dass sie täglich mindestens acht Stunden sitzen1Wie viel sitzen Erwachsene? – https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/10233/JHealthMonit_2022_03_Sitzzeiten_GEDA_2019_2020.pdf – Abgerufen am 22.05.2023.
Die Gefahren
Beim Sitzen handelt es sich um eine passive Tätigkeit. Während wir sitzen, bewegen wir uns kaum und unser Körper verbraucht nur wenig Energie. Dies kann zu einer Reihe von Gesundheitsproblemen führen. Wer die meiste Zeit des Tages in einer sitzenden Position verbringt, gefährdet seine Gesundheit gleich auf mehreren Ebenen. Aus dem DKV-Report 2021 geht hervor, wie akut das Problem in unserer Gesellschaft verankert ist. Demnach liegen die werktäglichen Sitzzeiten der Studienteilnehmer in Bundesländern wie Brandenburg, Hessen und Berlin bei über 500 Minuten2DKV-Report 2021 – Wie gesund lebt Deutschland- https://www.ergo.com/de/Newsroom/Reports-Studien/DKV-Report – Abgerufen am 05.05.2023.
Risiko für Herzerkrankungen
Langes Sitzen kann das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Fett im Blut nicht effizient abgebaut wird und Ablagerungen in den Arterien entstehen. Stundenlanges Sitzen und Bewegungsmangel zählen zu den Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unzählige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geraten dabei in einen nur schwer zu durchbrechenden Teufelskreis. Der stressige Arbeitsalltag geht an die Substanz und vielen Berufstätigen fällt es schwer, sich nach der Arbeit noch sportlich zu betätigen, um einen Ausgleich zu schaffen. Die lange Hockerei ist oft mit einem inaktiven Lebensstil verbunden, der zu Gewichtszunahme und Fettleibigkeit führen kann. Übergewicht und Fettleibigkeit sind wiederum Risikofaktoren für Herzerkrankungen. Studien zeigen, dass Sitzen bei den am wenigsten körperlich aktiven Erwachsenen mit einem erhöhten Risiko für die Gesamtmortalität und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist3Sitting Time, Physical Activity, and Risk of Mortality in Adults – https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31023430/ – Abgerufen am 30.05.2023.
Risiko für Typ-2-Diabetes
Langes Sitzen kann auch das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen. Eine sitzende Lebensweise kann dazu führen, dass der Körper weniger empfindlich auf das Hormon Insulin reagiert, was zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führt. In einer Studie wurden 12.000 Probanden in einer Kohorte US-amerikanischer Hispanic/Latino-Erwachsener im Alter zwischen 18 und 74 Jahren genauer auf Zusammenhang zwischen längerer, ununterbrochener sitzender Tätigkeit und glykämischen Biomarkern untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass sich langes ununterbrochenes Sitzen negativ auf die Biomarker der Glukoseregulation auswirken kann4Prolonged Uninterrupted Sedentary Behavior and Glycemic Biomarkers Among US Hispanic/Latino Adults – https://www.ahajournals.org/doi/full/10.1161/circulationaha.116.026858 – Abgerufen am 05.06.2023.
Die Auswirkungen auf den Bewegungsapparat
Dass Dauersitzen auch zu Beschwerden am Bewegungsapparat und einer schlechten Körperhaltung führen kann, ist kein Geheimnis. Viele Menschen, die stundenlang sitzen, leiden unter starken Rückenschmerzen. Dies ist oft auf eine schlechte Haltung und eine unzureichende Unterstützung des Rückens zurückzuführen. Durch das lange Verharren in einer sitzenden Position wird vor allem der Bereich im unteren Rücken stark belastet. Wer viel sitzt, übergewichtig ist und keinen körperlichen Ausgleich schafft, belastet zudem seine Bandscheiben. Aber auch im Nackenbereich klagen zahlreiche Arbeitnehmer über Beschwerden. Eine schlechte Körperhaltung und mangelnde Bewegung führen dazu, dass bestimmte Muskeln überlastet werden und andere verkümmern. Oftmals werden die Muskeln nicht ausreichend beansprucht. Dies kann einen Muskelabbau begünstigen und die Muskeln schwächen. Besonders häufig ist die Beinmuskulatur davon betroffen.
Die psychologischen Auswirkungen
Nicht nur körperliche, sondern auch psychische Gesundheitsprobleme können durch eine sitzende Lebensweise verursacht werden. Studien legen nahe, dass Menschen, die den größten Teil ihres Tages sitzend verbringen, ein höheres Risiko für Depressionen und Angstzustände haben. In Kombination mit einer mangelnden körperlichen Aktivität kann langes Sitzen zudem die Schlafqualität negativ beeinflussen und die Kreativität und Produktivität beeinträchtigen.
So können Sie einen Ausgleich schaffen
Die Risiken einer sitzenden Lebensweise sind vielfältig und reichen von Diabetes über Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu psychischen Gesundheitsproblemen. Doch, was können wir unternehmen, um den Gefahren entgegenzuwirken?
Regelmäßige Bewegung im Büro
Bewegung ist der Schlüssel zur Prävention der Gesundheitsrisiken, die mit langem Sitzen verbunden sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in diesem Zusammenhang mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche. Diese Empfehlung gilt für Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren. Für ältere Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen können angepasste Bewegungsprogramme hilfreich sein. Um den negativen Auswirkungen des langen Sitzens entgegenzuwirken, ist es zudem wichtig, regelmäßig Pausen einzulegen, aufzustehen, sich zu bewegen und zu dehnen. Eine ergonomische Sitzposition und die Verwendung eines höhenverstellbaren Schreibtisches können ebenfalls helfen, die Belastung auf den Bewegungsapparat zu reduzieren. Stellen Sie Ihren Stuhl so ein, dass Ihre Knie etwa im rechten Winkel gebeugt sind und Ihre Füße flach auf dem Boden stehen. Halten Sie Ihre Wirbelsäule gerade und platzieren Sie den Bildschirm auf Augenhöhe.
Vor allem in Kombination mit Stress und einem ungesunden Lebensstil bergen lange Arbeitszeiten im Sitzen zahlreiche Risiken. Es ist daher ebenso entscheidend, sich über die psychischen Folgen des langen Sitzens bewusst zu sein und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu minimieren.
Quellen & Verweise