Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Mit vier Oscars gilt der US-amerikanische Dramafilm „Rain Man“ als der erfolgreichste im Jahr 1988. Die Handlung dreht sich um die von Grund auf verschiedene Brüder Raymond (Dustin Hoffmann) und Charlie (Tom Cruise). Sie lernen sich durch den Tod ihres Vaters im Erwachsenenleben kennen und bauen eine Beziehung zueinander auf. Der kranke Bruder Raymond besitzt scheinbar keinerlei soziale Fähigkeiten und agiert mit seiner Umwelt eher mechanisch. Durch seine Rolle als Autist schaffte er es, das Phänomen der autistischen Störung der breiten Masse näherzubringen. Heutzutage herrscht eine deutlich größere Bewusstheit über die Krankheit Autismus.

Die meisten Betroffenen zeigen stereotypische und wiederholte Verhaltensweisen1Autismus: Ursache, Definition, Formen & Symptome – https://www.studysmarter.de/schule/psychologie/anwendungsdisziplinen-der-psychologie/autismus/ – abgerufen am 31.08.2022. Dabei können die Ausprägung, der Schweregrad und die Art der Symptome sehr unterschiedlich und individuell sein. Dennoch verfügen autistische Menschen nicht selten über eine Hochbegabung.

Doch was sind die Auslöser? Welche Symptome deuten darauf hin? Wie wird diese Krankheit behandelt? Diese und andere häufige Fragen werden im Anschluss aufgegriffen.

Was ist Autismus?

Mit dem Sammelbegriff Autismus werden verschiedene tiefgreifende Entwicklungsstörungen eines Menschen bezeichnet. Der Begriff ist aus den griechischen Wörtern „autos“ (selbst) und „ismos“ (Zustand) zusammengesetzt. Mittlerweile kommt auch der Begriff „Autismus-Spektrum-Störungen“ (ASS) zur Anwendung2Autismus: Formen, Symptome, Therapie – https://focus-arztsuche.de/magazin/krankheiten/psychische-erkrankungen/was-ist-autismus – abgerufen am 31.08.2022.

Aufgrund der Entwicklungsstörungen, die die Erkrankung bei manchen Menschen verursacht, weisen viele Betroffene Probleme mit ihrer Sprach- und Kommunikationsfähigkeit sowie sozialer Interaktion auf. Je nach Ausprägung ihrer Krankheit fällt es Autisten schwer, die Tonlage, die Körpersprache und den Gesichtsausdruck eines anderen Menschen richtig einzuschätzen. Und sie haben Schwierigkeiten, Emotionen und Gesagtes anderer zu verstehen, richtig zu interpretieren und auf ihre Handlungen sowie Gefühle angemessen zu reagieren.

Bei Betroffenen werden auch Schwierigkeiten verzeichnet, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und ihre Emotionen auszudrücken. Zudem können sich einige Autisten kaum artikulieren, weil sie eine deutlich eingeschränkte Sprachfähigkeit besitzen. Die Krankheit zeigt sich in einem Spektrum von verschiedenen Schweregraden und Varianten, weshalb der Fachbegriff „Autismus-Spektrum-Störungen“ oder abgekürzt ASS zum Einsatz kommt.

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Während manche Autisten eloquente Sprachfähigkeiten und eine normale bis überdurchschnittliche Intelligenz besitzen sowie nur leichte Ausprägungen haben, verfügen andere über keine Fähigkeit der Sprachentwicklung und sind geistig behindert.

Einige Betroffene kritisieren, dass ihre Einschränkung als Erkrankung aufgefasst und bezeichnet wird. Sie haben gelernt, ein weitgehend normales Leben zu führen und damit zurechtzukommen und wünschen sich deshalb Akzeptanz und Toleranz ihrer Umwelt.

Welche Formen von Autismus gibt es?

Inzwischen unterscheiden die Ärzte mehrere Formen der Krankheit3Autismus: Was sind Autismus-Spektrum-Störungen? – https://www.onmeda.de/krankheiten/autismus-id200308/ – abgerufen am 31.08.2022. Zu den Autismus-Spektrum-Störungen gehören somit:

  • Das Kanner-Syndrom (frühkindlicher Autismus): Wenn landläufig von der Krankheit gesprochen wird, ist meistens die Rede vom sogenannten frühkindlichen Autismus, da es sich in dieser Form noch vor dem 3. Lebensjahr bemerkbar macht. Unter dem frühkindlichen Autismus leiden etwa 2 bis 5 von 10.000 Kindern, wobei die Angaben zur Häufigkeit variieren können. Zudem sind Mädchen 3- bis 4-mal weniger häufig betroffen als Jungen.
  • Das Asperger-Syndrom: Im Vergleich zum frühkindlichen Autismus sind die autistischen Züge des Asperger-Syndroms milder ausgeprägt. Diese Autismusform zeigt sich meistens erst im Schulalter bemerkbar und es sind überwiegend Jungen betroffen. Unter dem Asperger-Syndrom leiden statistisch betrachtet 3 von 10.000 Kindern.
  • Der atypische Autismus: Diese Autismusform ist weitgehend dem frühkindlichen Form ähnlich, aber es treten nicht alle typischen Symptome auf und sie setzen erst später ein.
  • Das Rett-Syndrom: Diese Form betrifft fast ausschließlich Mädchen. Hier treten bereits zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 4. Lebensjahr die ersten Symptome auf. Zunächst kommt die normale Entwicklung des Kindes zum Stillstand. Danach bilden sich viele der bereits aufgenommenen Fähigkeiten wieder zurück. Das Rett-Syndrom trifft etwa 1 von 10.000 bis 15.000 Mädchen.

Was sind die Ursachen für Autismus?

Heute gibt es im Vergleich zu früher verschiedene und besser begründete Erklärungsansätze für die Entwicklung von Autismus, obwohl es keine allgemeingültige Ursache für die Entstehung der Krankheit gibt. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass die Ursachen für die Autismus-Spektrum-Störungen ganz unterschiedlich sein können. Eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung spielen jedoch verschiedene biologische Faktoren4Ursachen von Autismus-Spektrum-Störungen –  https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugendpsychiatrie-psychosomatik-und-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/autismus-spektrum-stoerung-ass/ursachen – abgerufen am 31.08.2022.

Bei der Ausgestaltung bestimmter komorbider Symptome hingegen spielen psychosoziale Faktoren eine gewisse Rolle. Unter den komorbiden Symptomen wird aggressives oder ängstliches Verhalten verstanden, wobei hier eher die biologische Grundlage als Ursache genannt werden kann. Laut zahlreichen Studien, Untersuchungen und Expertenmeinungen gelten die folgenden Faktoren als Hauptursachen für Autismus:

  • Genetische Veranlagung: Die Hauptursache Nr. 1 für die Entwicklung von Autismus. Wenn ein Elternteil bereits unter der Krankheit leidet, steigt auch deutlich das Risiko, ein Kind mit Autismus zu bekommen.
  • Alter der Eltern bei Geburt des Kindes: Eine Meta-Analyse konnte aktuell den Einfluss des höheren Alters des Vaters auf ein erhöhtes Risiko für Autismus bestätigen.
  • Risikofaktoren in der Schwangerschaft und bei der Geburt: Bestimmte Infektionskrankheiten in der Schwangerschaft sind belegte Risikofaktoren für den Autismus sowie eine Frühgeburtlichkeit.
  • Neurologische Auffälligkeiten: Abnormale vorgeburtliche Gehirnentwicklungen steigern zusätzlich das Risiko zu Autismus-Spektrum-Störungen.
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Auslöser für die Entwicklungsstörung Autismus sind verschiedene biologische Faktoren, insbesondere aber die genetische Veranlagung.

Welche Symptome sind typisch für Autismus?

Autismus – Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Art und der Schweregrad der Symptome sind je nach Form von Autismus unterschiedlich und individuell. Demnach sind die Symptome beim Asperger-Syndrom im Allgemeinen schwächer ausgeprägt als bei der frühkindlichen Form. Selbst bei der gleichen Form von Autismus können die Betroffenen unter unterschiedlichen Symptomen leiden, wobei die Palette von nur leicht ausgeprägten Störungen bis hin zu schweren Beeinträchtigungen reicht.

Die meisten Autisten zeigen jedoch folgende drei Hauptsymptome5Autismus: Anzeichen, Auslöser, Behandlung – https://www.netdoktor.de/krankheiten/autismus/ – abgerufen am 31.08.2022:

Beeinträchtigte Sprache und Kommunikation

Bei manchen Autisten ist die Sprache häufig gestört, wobei insbesondere Kinder mit der frühkindlichen Krankheitsform die Sprache nicht normal erlernen können. Zudem fehlt auch die Sprachmelodie und sie wiederholen oft die gleichen Sätze, wenn sie sprechen.

Gestörte sozialen Fähigkeiten

Vielen Autisten fällt der Aufbau von Beziehungen zu ihren Mitmenschen sehr schwer, was bereits im Säuglingsalter auffällt. Demnach können viele Kinder, die unter Autismus leiden, nicht auf Reize aus der Umgebung reagieren und keine enge Bindung zu den Eltern aufbauen. Aber auch im späteren Kindes- sowie Jugend- und Erwachsenenalter haben Autisten häufig Schwierigkeiten damit, einen Blickkontakt aufzubauen und ihn zu halten.

Zudem tun sich Autisten oft schwer damit, ihre Gefühle auszudrücken und die der anderen richtig zu interpretieren. Für sie ist die Gefühlswelt sehr verwirrend und die meisten können ihre Reaktion der allgemeinen Stimmungslage nicht anpassen.

Stereotype, wiederholte Verhaltensweisen und Interessen

Das stereotype Verhalten ist das dritte große Hauptsymptom bei Autismus. Demnach führen viele Autisten beharrlich bestimmte Gewohnheiten, Rituale und Handlungen aus. Werden sie daran gehindert oder unterbrochen, reagieren sie teilweise mit Panikattacken und Schreianfällen. Zudem konzentriert sich das ganze Interesse von Autisten auf bestimmte spezielle Dinge oder Details.

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Jeder Autismus ist individuell und unterscheidet sich in der Ausprägung der Symptome, die die soziale Interaktion, Kommunikation und Sprache sowie die Verhaltensweise und die Interessen beeinflussen können.

Ab einem Alter von 12 bis 18 Monaten suchen die meisten Eltern den ärztlichen Rat, weil ihr Kind:

  • nicht gerne berührt wird, z. B. beim Umarmen oder Wickeln
  • keine Spielfantasie oder wenig abwechslungsreiches Spielverhalten zeigt
  • außerhalb der Familie und in der sozialen Interaktion Schwierigkeiten hat
  • kein soziales Lächeln und keinen Augenkontakt zeigt
  • nonverbal und verbal kaum in gewohnter Weise kommuniziert

Die folgenden Symptome deuten auf eine autistische Entwicklung in der frühen Kindheit hin:

  • Bewegungsstereotypen
  • Sehr ausgeprägte oder sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne je nach Interessenslage
  • Sehr verringertes und stark erhöhtes Reizempfinden
  • Eigenartige sensorische Interessen
  • Vermeidung von Gesellschaft und Blickkontakt mit anderen Kindern
  • Scheinbarer Mangel von Mitgefühl
  • Fehlendes Erkennen der eigenen Identität
  • Geringe bzw. wenig Sprachentwicklung
  • Kein Bedürfnis nach Kommunikation mit anderen
  • Fehlendes Zeigen auf Gegenstände
  • Fehlendes Interesse an Dingen, die andere interessieren

Inselbegabung als Begleiterscheinung

Viele Autisten leiden zusätzlich unter dem sogenannten Savant-Syndrom – sie verfügen über eine spezielle Begabung. So können manche Betroffene neue Sprachen in Rekordzeit erlernen, andere wiederum haben ein fotografisches Gedächtnis oder sind wahre Rechengenies. Oft haben sie kaum andere Interessen und widmen sich mit großer Ausdauer ihrer besonderen Begabung. Außerhalb ihres Spezialgebiets weisen manche Savants jedoch eine verminderte Intelligenz auf.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es für Autisten?

Bis heute gibt es keine Therapie, die Autismus heilen kann. Das Ziel einer Behandlung besteht darin, die kommunikativen, sprachlichen Fähigkeiten des Autisten zu verbessern, die Symptome zu lindern sowie seine Selbstständigkeit und soziale Kompetenz zu stärken. Außerdem ist jede Erkrankung individuell, da es schwere und leichte Ausprägungen gibt.

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Autismus kann nicht geheilt werden, aber durch bestimmte Behandlungsmaßnahmen können die Symptome gelindert und emotionale Zugänge zu Betroffenen erhalten werden. Derzeit gibt es keine medikamentöse Behandlungsform, die speziell für die Therapie von Autismus zugelassen ist.

Verhaltenstherapeutische Maßnahmen finden auch bei frühkindlicher autistischer Entwicklung wirkungsvolle Anwendung. Dabei setzen die Behandlungskonzepte meistens sowohl am Verhalten der Familie bzw. des Umfelds als auch am Verhalten der betroffenen Kinder an. Laut Kinderpsychologen ist eine Erhöhung der Lebensqualität möglich, wenn das Umfeld eines Autisten lernt, mit den Besonderheiten seiner Krankheit umzugehen. Dazu gibt es spezielle Beziehungs- und Elterntrainings.

Folgende Behandlungsmaßnahmen gelten als stützend für Autisten und das Umfeld:

  • Psychologische Beratung/Betreuung
  • Physiotherapeutische Maßnahmen
  • Musiktherapeutische Maßnahmen
  • Kunsttherapeutische Maßnahmen
  • Ergo- bzw. gestalttherapeutische Maßnahmen
  • Sprachtherapeutische Maßnahmen

Auch Behandlungen mit Tieren wie z. B. Delfin- und Reittherapien werden häufig als Behandlung für Autisten angewendet. Diese haben zum Ziel, bisher nicht mögliche emotionale und kommunikative Zugänge zu Autisten zu erhalten. Kompetenztrainings können sinnvoll sein, wenn ein Autist über gute kognitive und sprachliche Fähigkeiten verfügt.

Quellen & Verweise[+]

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