Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Viele Menschen essen hin und wieder mehr, als ihnen guttut. Doch Personen mit krankhaften Essanfällen (der sogenannten Binge-Eating-Störung) sind in einem Teufelskreis gefangen – Stress, Essanfall, Scham und noch mehr Stress. Neben der Bulimie und der Magersucht gehört das Binge-Eating zu den drei Hauptformen von Essstörungen.

Hier gibt es mehr Infos darüber, was zum Binge-Eating führt, welche Symptome für diese Essstörung typisch sind und wie die Krankheit behandelt werden kann.

Die Definition von Binge-Eating

Bei der Binge-Eating-Störung verlieren die Betroffenen Kontrolle über ihre Handlungen hinsichtlich des Essens und nehmen in kurzer Zeit große Mengen an Nahrungsmitteln zu sich. Hierbei spielen Genuss und Hunger eher eine Nebenrolle und es fehlt auch das Sättigungsgefühl, weshalb Menschen mit einer Binge-Eating-Störung meistens übergewichtig sind. Doch nicht jede übergewichtige Person leidet auch unter der Essstörung.

Charakteristisch für die Betroffenen ist auch, dass sie anderen diese Essanfälle verheimlichen und allein essen. Dabei ergreifen sie anders als bei der Bulimie oder Magersucht keine Gegenmaßnahmen, um der unausweichlichen Gewichtszunahme entgegenzusteuern1Binge Eating: Symptome, Therapien, Hilfe – https://focus-arztsuche.de/magazin/krankheiten/psychische-erkrankungen/alles-ueber-binge-eating-und-die-gaengigen-therapien – abgerufen am 22.09.2022. Sie erbrechen oder hungern nicht und unternehmen keine exzessiven sportlichen Aktivitäten, um die aufgenommenen Kalorien zu verbrennen.

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Binge-Eating ist eine Form der Essstörung, bei der Betroffene durch nicht kontrollierbare und regelmäßige Essanfälle große Mengen an Nahrung und Nahrungsmitteln zu sich nehmen.

Was sind die Ursachen für Binge-Eating?

Konkrete Auslöser des Binge-Eatings sind im Vergleich zu anderen Essstörungen etwas besser bekannt. Experten gehen davon aus, dass vor allem psychische Faktoren wie emotionale Schwierigkeiten, Stress oder Langeweile die Erkrankung verursachen. Psychologischen Erkenntnissen zufolge versuchen Menschen mit Binge-Eating, diese unangenehmen Zustände durch Essen zu kompensieren. So können extrem negative Emotionen wie Trauer, Wut und Frust einen Essanfall triggern2Binge Eating: Ursachen & Therapie – https://www.lifeline.de/krankheiten/essstoerungen/binge-eating-id39509.html – abgerufen am 22.09.2022.

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Psychische Faktoren wie Stress, Langeweile oder emotionale Schwierigkeiten sind die häufigsten Auslöser von Binge-Eating.

Unter Umständen können aber auch Aufregung und positive Emotionen die Auslöser eines Essanfalls sein. Außerdem können die unkontrollierten Heißhungerattacken ebenso durch ein zu stark gezügeltes Essverhalten ausgelöst werden.

Zu weiteren Risikofaktoren für die Entwicklung von Binge-Eating zählen:

  • Mangelnde soziale Unterstützung (Familie, Freunde)
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Sexueller Missbrauch
  • Depressive Symptome
  • Durchführen von Diäten
  • Körperliche Vernachlässigung
  • Negative Lebensereignisse
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Missbrauch von Medikamenten, Drogen oder Alkohol
  • Zwangserkrankungen
  • Posttraumatische Belastungsstörung

Was sind die Folgen von Binge-Eating?

Grundsätzlich tragen alle Essstörungen sowohl körperliche als auch psychische Folgen mit sich. So bringt beispielsweise das starke Untergewicht bei der Magersucht ernst zu nehmende Gefahren mit sich. Beim Binge-Eating hingegen ist es das Übergewicht, welches enorme Folgeschäden verursachen kann.

Die folgende Tabelle zeigt die körperlichen und psychischen Folgen von Binge-Eating3Binge Eating: Symptome, Ursachen & Therapie) https://www.studysmarter.de/schule/psychologie/anwendungsdisziplinen-der-psychologie/binge-eating/ – abgerufen am 22.09.2022:

Körperliche Folgen Psychische Folgen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt Flucht in Tagträume
Diabetes Depression
Bluthochdruck Kein Hunger- und Sättigungsgefühl
Wirbelsäulenschäden und Gelenkprobleme Antriebslosigkeit
Schlafstörungen Selbsthass
Atembeschwerden Sozialer Rückzug
Schlaganfall Angst
Krebs Zwangsverhalten

Typische Symptome beim Binge-Eating

Für Außenstehende ist eine Binge-Eating-Störung nicht leicht zu erkennen. Die Betroffenen selbst versuchen häufig, ihre Erkrankung als Geheimnis für sich zu behalten. Zudem entwickelt sich diese Krankheit meistens schleichend, sodass selbst einige Betroffene am Anfang Schwierigkeiten haben, ihre Essstörung richtig einzuordnen.

Auf Binge-Eating können folgende Anzeichen hindeuten4Binge-Eating-Störung: Ursachen, Symptome und Behandlung – https://www.onmeda.de/krankheiten/essstoerungen/binge-eating-id200694/ – abgerufen am 22.09.2022:

  • Heimliches Essen: In der Regel sind Betroffene von Binge-Eating alleine, wenn sie einen Essanfall erleiden. Sie halten sich bei Mahlzeiten in Gesellschaft eher zurück und das gemeinsame Essen wird meistens vermieden.
  • Regelmäßige und unkontrollierte Essanfälle: Innerhalb kurzer Zeit verschlingen die Betroffenen große Nahrungsmengen und auch wenn sie satt sind, essen sie weiter.
  • Ständiges Nachdenken über Nahrung: Ein hoher Fokus auf Nahrung und Nahrungsmittel ist ganz typisch für Binge-Eating. So können sich Betroffene kaum auf etwas anderes fokussieren, sofern es nichts mit der Nahrung zu tun hat. Zudem verbringen sie viel Zeit mit der Recherche von Rezepten und der Planung von Mahlzeiten.
  • Kontrollverlust: Die Betroffenen haben während der Essanfälle das Gefühl, die Kontrolle über ihre Handlungen zu verlieren. Demnach schaffen sie es kaum, die Aufnahme von Nahrung zu unterbrechen.
  • Soziale Isolation: Binge-Eating-Betroffene ziehen sich im Laufe ihrer Krankheit oft immer mehr zurück. Sie meiden soziale Kontakte und sagen Treffen ab – etwa aus Besorgtheit, dass sie einen Essanfall vor anderen Personen erleben können.
  • Gestörte Signale für Hunger und Sättigung: Intuitives Essen ist nicht mehr möglich, da die Menschen mit Binge-Eating verlernen, wie sich das Gefühl von Hunger und Sättigung anfühlt.
  • Selbstentwertung: In der Regel haben Betroffene ein sehr negatives Körperbild von sich – sie hassen ihren Körper oder fühlen sich unwohl im eigenen Körper.
  • Schuldgefühle und Scham: Menschen mit Binge-Eating fühlen sich nach einem Essanfall schuldig und empfinden Scham, dass sie so viel Essen zu sich genommen haben. Diese Emotionen werden durch das unangenehme Völlegefühl verstärkt.
  • Übergewicht: In der Regel führt die Binge-Eating-Erkrankung zu Übergewicht (Adipositas). Dieses kann diverse körperliche Erkrankungen mit sich bringen, unter anderem Stoffwechselerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Diagnose und Behandlung der Binge-Eating-Störung

Binge-Eating – Ursachen, Symptome und Behandlung

Nachdem eine ausführliche Anamnese durch einen Arzt erhoben wurde, folgt eine körperliche und bei Bedarf auch eine neurologische Untersuchung. Der Arzt achtet bei Kindern und Jugendlichen auch darauf, ob die Entwicklung altersgemäß ist.

Je nach Ausprägung der Symptome können noch weitere Untersuchungen stattfinden, wie z. B. Laboruntersuchungen (Urin, Nieren- und Leberwerte sowie Elektrolyte) oder etwa Ultraschall des Bauchs. Zudem müssen auch andere Erkrankungen (wie z. B. Diabetes) als Ursachen für die Symptome, die auf eine Binge-Eating-Störung hindeuten, ausgeschlossen werden. Bei der Diagnose von Binge-Eating können auch Psychotherapeuten oder klinische Psychologen mitwirken.

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Als wirksame Maßnahmen in der Therapie von Binge-Eating haben sich vor allem die interpersonelle Behandlung sowie die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen. Zur Reduktion des Gewichts ist zusätzlich eine verhaltenstherapeutische Behandlung notwendig.

Binge-Eating kann sowohl ambulant als auch stationär therapiert werden5Binge-Eating: Symptome, Ursachen, Folgen – https://www.netdoktor.de/krankheiten/binge-eating/ – abgerufen am 22.09.2022. Im Falle, dass erhebliche psychische oder körperliche Probleme vorliegen und die betroffene Person stark unter der Essstörung leidet, empfiehlt sich ein Klinikaufenthalt. Sind die Symptome vom Binge-Eating nicht so stark ausgeprägt, reicht auch eine ambulante Behandlung.

Lange Zeit wurden zur Behandlung von Binge-Eating die gleichen Therapiemethoden wie bei der Bulimie angewendet. Diese können zwar eine Wirkung zeigen, doch Binge-Eating ist eine eigenständige psychische Störung, weshalb dafür inzwischen spezielle Behandlungskonzepte erstellt wurden. Dadurch erhoffen sich Ärzte und Psychologen noch höhere Erfolgsquoten der Therapie.

Die Schwerpunkte der Binge-Eating-Behandlung sind:

  • die Ernährungsgewohnheiten zu ändern
  • den Betroffenen über die Krankheit bzw. das Erkrankungsbild aufzuklären und zu informieren
  • das Selbstwertgefühl zu steigern und das negative Denken hinsichtlich des eigenen Körpers zu ändern
  • körperliche Bewegung in das Alltagsleben einbringen
  • Strategien zu Rückfällen für zu Hause lernen

Interpersoneller Therapieansatz (IPT)

Diese Behandlungsmethode richtet sich auf die aktuelle Lebenssituation des Betroffenen und dessen zwischenmenschliche Beziehungen. Also arbeitet die IPT am sozialen Kontext, in dem die Binge-Eating-Störung auftritt. Dabei soll der Betroffene lernen, wie er mit anderen Menschen besser Konflikte lösen kann und auf diese Weise im sozialen Umgang mehr Sicherheit bekommt. Sein Verlangen, durch unkontrolliertes Essen die Probleme zu kompensieren, wird durch die steigende soziale Kompetenz verringert. Diese Behandlung eignet sich auch für die ambulante Therapie.

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Hier wird davon ausgegangen, dass die ungesunde Essgewohnheit erlernt wurde und demnach auch wieder verlernt werden kann. Der Betroffene soll über seine Essgewohnheiten und Gefühle nachdenken, damit er die Störung und ihre Mechanismen nachvollziehen kann. Eine gründliche Dokumentation kann dazu führen, dass die Auslöser für Essanfälle wie negative Gefühle und Stress aufgedeckt werden.

Der Betroffene lernt mithilfe von Ernährungsberatern, regelmäßig Mahlzeiten zu sich zu nehmen und sich dabei ausgewogen zu ernähren. In den Behandlungsstunden wird daran gearbeitet, das Selbstwertgefühl des Betroffenen zu steigern. Die Betroffenen erlernen alternative Strategien zur Stressbewältigung, statt den Stress weiterhin durch Essen zu kompensieren.

Auf diese Weise erlangt der Betroffene Kontrolle über sein Verhalten und kann gegen die Esssucht effektiv ankämpfen. Zudem übernimmt er Verantwortung für sich selbst, erlernt die nötigen Fähigkeiten zur Selbsthilfe und kann aktiv zur eigenen Heilung beitragen.

Medikamentöse Binge-Eating-Therapie

Wenn der Betroffene zusätzlich zum Binge-Eating an einer affektiven Störung leidet, wird zuerst diese therapiert. Wenn die Person z. B. an einer schweren Depression erkrankt ist, kann sie nicht aktiv an der Überwindung ihrer Binge-Eating-Störung arbeiten.

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) haben eine antidepressive Wirkung. Diese Medikamente erhöhen die Serotoninkonzentration (Neurotransmitter) im Gehirn, die eine antriebssteigernde Wirkung aufweist. Die Häufigkeit der Essanfälle kann durch SSRIs reduziert werden. Mit dem Absetzen der Medikamente läuft der Betroffene in Gefahr eines Rückfalls, weshalb eine Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung empfohlen wird.

Esssucht selbst bekämpfen

Laut einer Pilotstudie der Universität Leipzig6EEG Neurofeedback in the Treatment of Adults with Binge-Eating Disorder: a Randomized Controlled Pilot Study – https://link.springer.com/article/10.1007/s13311-021-01149-9 sollen Menschen mit Binge-Eating-Störung mithilfe eines speziellen Gehirntrainings die Häufigkeit ihrer Essanfälle halbieren können.

Die folgenden Tipps können dabei helfen, einem weiteren Fressanfall vorzubeugen:

  • Um extremen Hunger zu vermeiden, sollte in regelmäßigen Abständen gegessen werden
  • Bewusst Zeit zum Essen nehmen
  • Entspannungsmethoden wie Yoga oder Meditation nutzen, um Stress zu vermeiden oder abzubauen
  • Ursachen für den Fressanfall analysieren und sich selbst klarmachen, welche Gefühle danach auftreten
  • Essen sollte nicht verteufelt werden, denn ist vollkommen okay, wenn ab und zu ein Keks gegessen wird
  • Zeit mit Freunden verbringen, die einem guttun
  • Sport treiben, denn sportliche Aktivitäten reduzieren Stress und steigern das Selbstwertgefühl

Quellen & Verweise[+]

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