Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Die bipolare Störung ist eine der häufigsten psychischen Krankheiten. Trotzdem dauert es oft Jahre, bis Betroffene die entsprechende Diagnose bekommen und einer passenden Behandlung unterzogen werden können. Dabei spielt gerade eine engmaschige und rasche Therapie die Hauptrolle, um den Krankheitsverlauf stabil zu halten und den Leidensdruck zu reduzieren.

Erfahren Sie im Anschluss Wissenswertes über bipolare Störungen, deren Ursachen und die häufigsten Symptome sowie eventuelle Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist die bipolare Störung?

Ähnlich wie die Depression gehört auch die bipolare Störung zu den sogenannten affektiven Störungen, die sich auf die Gefühle der Leidenden auswirken. Dabei erleben die Betroffenen starke Stimmungsschwankungen, die meistens auf keine äußeren Auslöser zurückzuführen sind. So wechseln sich manische Phasen mit großer Selbstüberschätzung, Energie und Euphorie mit depressiven Phasen voller Misstrauen und Gereiztheit ab.

Betroffene sind gerade in den depressiven Phasen antriebslos und niedergeschlagen. Daher ist heute die bipolare Störung auch unter der Bezeichnung “manische Depression” bekannt. Schätzungsweise betreffen bipolare Störungen etwa 1 bis 3 % der Bevölkerung. Es handelt sich hierbei um eine schwere psychische Krankheit, bei der Betroffene ein ständiges Auf und Ab der Gefühle erleben. Zudem kann diese Krankheit verschiedene Formen haben.

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Die bipolare Störung zählt zu den affektiven Störungen, die sich auf die Gefühle der Betroffenen auswirken, indem sich depressive Phasen mit manischen Episoden abwechseln.

Welche bipolaren Störungen gibt es?

Bei einer bipolaren Störung wechseln sich Episoden oder Phasen mit depressiver (gedrückter) Stimmung und solche mit gereizter Stimmung oder auffälligem Stimmungshoch ab (auch als manische Phase bekannt). Es handelt sich dabei um kein einheitliches Krankheitsbild, da es verschiedene Erscheinungsformen einer bipolaren Störung gibt1Bipolare Störung: Anzeichen & Therapie – https://www.netdoktor.de/krankheiten/bipolare-stoerung/ – abgerufen am 31.08.2022:

Bipolar-I-Störung

Manische und depressive Phasen wechseln sich ab. Dabei dauert eine depressive Phase min. 2 Wochen an und eine manische Episode etwa 7 Tage lang, wobei die letztere stark ausgeprägt ist. Das ist auch zugleich der Hauptunterschied zur nachfolgend aufgeführten Bipolar-Störung.

Bipolar-II-Störung

Bei dieser Form der bipolaren Störung kommt es ebenfalls abwechselnd zu depressiven Phasen und einer hypomanischen Episode, wobei diese im Vergleich zur manischen Phase kürzer dauert und auch symptomatisch weniger ausgeprägt ist. Die Symptome umfassen tollkühnes Verhalten, weniger Selbstüberschätzung, Ideenflucht, verstärkte Konzentrationsschwierigkeit, Gedankenrasen etc.

Zyklothymia

Hier besteht eine instabile Stimmung über einen Zeitraum von min. 2 Jahren, jedoch ist die Zyklothymia nicht so stark ausgeprägt, dass die Kriterien einer mindestens mittelgradigen depressiven Phase oder einer Manie erfüllt wären. Deshalb wird diese Form manchmal nicht zu den bipolaren affektiven Störungen gezählt, sondern zu den anhaltenden affektiven Störungen.

Rapid Cycling

Hierbei handelt es sich um eine Sonderform der bipolaren Störung, die sich durch eine besonders schnelle Schwankung zwischen manischen und depressiven Phasen kennzeichnet. Rapid Cycling betrifft bis zu 20 % aller Betroffenen, die unter der bipolaren Störung leiden, und zwar vor allem Frauen und Jugendliche.

Was führt zu einer bipolaren Störung?

Im Prinzip kann bei der bipolaren Störung zwischen 4 Ursachen für die Entwicklung dieser schweren psychischen Erkrankung unterschieden werden2Bipolare Störung: Symptome, Ursachen und Behandlung – https://studyflix.de/biologie/bipolare-stoerung-3012 – abgerufen am 31.08.2022. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass beim Betroffenen häufig mehrere Ursachen zusammenspielen.

Vererbung und genetische Ursachen

Eine bipolare Störung kann von Eltern an ihre Kinder vererbt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind an einer bipolaren Störung erkrankt, wenn ein Elternteil von dieser Erkrankung betroffen ist, liegt bei 10 %. Sind aber beide Eltern betroffen, tritt diese psychische Störung sogar bei jedem zweiten Kind auf.

Psychosoziale Ursachen

Die Erkrankung an einer bipolaren Störung kann auch durch die Lebenssituation und das Umfeld eines Menschen begünstigt werden. Auch starker Stress z. B. durch den Tod eines geliebten Menschen, eine schwere körperliche Krankheit oder durch Mobbing kann depressive oder manische Phasen auslösen.

Probleme bei der Regulation von Neurotransmittern

Botenstoffe im Gehirn, die im Körper verschiedene Reaktionen hervorrufen, werden als Neurotransmitter bezeichnet. Depressive Menschen haben zu wenig Serotonin und Noradrenalin, während die Menge an Dopamin sowie Noradrenalin im Körper des Betroffenen in den manischen Phasen erhöht ist.

Serotonin sorgt für eine gute Stimmung, Noradrenalin für Motivation und Handlungsbereitschaft und Dopamin belohnt den Menschen für sein Handeln. Wenn der Körper zu viele oder zu wenig Botenstoffe ausschüttet, beeinflusst dies direkt die Stimmung des Betroffenen und kann eine bipolare Störung begünstigen.

Drogen und Medikamente

Auch der exzessive Drogenkonsum wie Kokain, Marihuana, LSD sowie Alkohol kann eine bipolare Störung begünstigen. Außerdem kann im Extremfall die Einnahme von starken Medikamenten (zum Beispiel Medikamente gegen Parkinson oder Epilepsie) eine bipolare Störung hervorrufen.

Welche Symptome treten bei der bipolaren Störung auf?

Betroffene schwanken bei einer bipolaren Störung zwischen manischen und depressiven Phasen, bei denen sie extreme Lustlosigkeit oder eben übertriebene Heiterkeit empfinden. Menschen, die unter einer bipolaren Störung leiden, werden auch manisch-depressiv genannt.

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Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“ ist eine bekannte Beschreibung von manisch-depressiven Symptomen, die sich an Goethes Gedicht „Freudvoll und Leidvoll“ anlehnt.

Je nachdem, ob sich Betroffene in einer manischen oder einer depressiven Phase befinden, unterscheiden sich auch die Symptome. In der depressiven Episode zeigen sich Symptome ähnlich wie bei einer Depression.

Typische Merkmale der depressiven Episode sind3Bipolare Störung – https://focus-arztsuche.de/magazin/krankheiten/psychische-erkrankungen/bipolare-stoerung-symptome-und-ursachen – abgerufen am 31.08.2022:

  • Freudlosigkeit und Interessenverlust
  • Gedrückte, depressive Stimmung
  • Vermindertes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
  • Verminderte Aufmerksamkeit und Konzentration
  • Pessimistische und negative Zukunftsperspektiven
  • Gefühle von Wertlosigkeit und Schuldgefühle
  • Selbstverletzung, Suizidgedanken oder Suizidhandlungen
  • Erhöhte Müdigkeit, meistens sogar nach kleinen Anstrengungen
  • Verminderter Appetit
  • Schlafstörungen

Während depressive Menschen unter ihrer gedrückten Stimmung dauerhaft leiden, folgen bei Betroffenen mit bipolarer Störung manische Phasen auf die depressiven Episoden. Wann genau die einzelnen Episoden auftreten, kann sich je nach Person unterscheiden. Manchmal folgt die manische Episode direkt im Anschluss an eine depressive Phase, sodass teilweise auch eine Überlappung beider Phasen geschieht. Manchmal kann die manische Phase aber erst Wochen oder Monate später eintreten.

Die typischen Symptome einer manischen Phase sind dagegen:

  • erhöhte Kreativität und Überaktivität
  • rasende Gedanken und Rededrang
  • Gesteigerter Antrieb und übertriebene Unternehmungslust
  • gehobene Stimmung (kann zwischen fast unkontrollierbarer Erregung und sorgloser Heiterkeit schwanken)
  • Aufmerksamkeitsprobleme
  • vermindertes Schlafbedürfnis
  • Verlust sozialer Hemmungen (kann zu rücksichtslosem und leichtsinnigem Verhalten führen)
  • übertriebener Optimismus
  • übertriebene Selbsteinschätzung

Es können manchmal aber auch sogenannte hypomanische Episoden auftreten. In solchen Episoden sind Betroffene immer noch erregt und euphorisch, allerdings sind die Symptome einer hypomanischen Phase im Vergleich zur Manie nicht so stark ausgeprägt. Meistens dauert die Hypomanie kürzer als eine manische Phase und hält nur für einige Tage lang.

Wie wird eine bipolare Störung diagnostiziert?

Bipolare Störung – Ursachen, Symptome und Behandlung

Aufgrund der Tatsache, dass es sich um ein schwer greifbares und langwieriges Krankheitsbild handelt, braucht es eine umfangreiche Befragung für die korrekte Diagnose einer bipolaren Störung4Bipolare Störung: Ursachen, Symptome und Behandlung – https://www.vital.de/gesundheit/symptome/bipolare-stoerung-ursachen-symptome-und-behandlung-1235.html – abgerufen am 31.08.2022. Dabei können vor allem nahe Angehörige von großer Hilfe sein. Jedoch sind der Wille und die Einsicht des Betroffenen die wichtigste Voraussetzung dafür. Nur so können passende und effektive Maßnahmen eingeleitet werden.

Eine Manie, insbesondere wenn sie weniger stark ausgeprägt ist, wird nicht so schnell als solche erkannt. Aus diesem Grund sollte der Betroffene über einen längeren Zeitraum unter Beobachtung stehen. Der behandelnde Arzt kann nur so entscheiden, ob es sich um eine bipolare (mit abwechselnden Stimmungshoch-Phasen) oder klassische unipolare Depression handelt.

Bei der Diagnose erhebt der Arzt eine ausführliche Anamnese (Krankheitsgeschichte). Wichtige Bestandteile davon sind eine neurologische sowie körperliche Untersuchung. Zudem sind wahrscheinlich weitere Untersuchungen zur Abklärung der Symptome bzw. eine Erhebung von Laborbefund erforderlich.

Wie wird die bipolare Störung behandelt?

Die Behandlung der bipolaren affektiven Störung lässt sich in Akut- und Erhaltungstherapie sowie Phasenprophylaxe einteilen. Im Zentrum der Akuttherapie steht die schnelle Linderung vorherrschender manischer und depressiver Symptome, während die Erhaltungstherapie zur anschließenden Stabilisierung dient. Letztens zielt die Phaseprophylaxe darauf ab, die Lebensqualität der betroffenen Person zu steigern, indem die Phasen langfristig verhindert bzw. verkürzt werden.

Zu den wesentlichen Säulen der Behandlung von bipolaren Störungen gehört die Psychotherapie sowie der Einsatz von Medikamenten5Bipolare Störung – Ursachen, Symptome und Behandlung –  https://www.gesundheit.de/krankheiten/psyche-und-sucht/bipolare-stoerung – abgerufen am 31.08.2022. Zudem gibt es eine Reihe weiterer Therapieansätze, die einen großen Beitrag zur Linderung der Symptome leisten können.

Behandlung mit Medikamenten

Sogenannte Stimmungsstabilisierer (Phasenprophylaktika) werden in allen Phasen der Therapie angewendet. Demnach begleiten sie sowohl die Akut- und Erhaltungstherapie als auch die Prophylaxe. Hier kommen in der Regel Lithium, Neuroleptika und Antiepileptika zur Anwendung. Wenn während akuter Phase die Stimmungsstabilisierer nicht ausreichen, kommen auch zusätzliche Interventionsmedikamente zum Einsatz, darunter Antidepressiva, Neuroleptika, Sedativa und Hypnotika.

Psychotherapie

Eine Psychotherapie ist ergänzend und begleitend zur medikamentösen Therapie der bipolaren Störung einfach unerlässlich. Hier stehen Krankheitseinsicht und Umgang mit der Krankheit im Zentrum regelmäßiger Therapiegespräche. Ein wichtiger Aspekt ist, die Auslöser für die bipolare Störung zu erkennen und rechtzeitig entgegenzusteuern, wenn es um Prophylaxe geht. In der Therapie bipolarer Störungen sind auch Verhaltenstherapie und Psychoedukation die gängigen Behandlungsmethoden.

Weitere Therapieansätze bei bipolaren Störungen

Betroffene profitieren neben der medikamentösen Behandlung und Psychotherapie meistens auch von alternativen Therapieansätzen, darunter:

  • speziellen Entspannungsmethoden
  • Ergotherapie
  • Musiktherapie
  • Elektrokrampftherapie
  • Wachtherapie
  • Lichttherapie

Als hilfreich haben sich auch regelmäßige sportliche Aktivitäten erwiesen sowie ein Austausch in Selbsthilfegruppen.

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Bipolare Störung kann leider nicht geheilt, dafür aber mit unterschiedlichen Therapieansätzen gut in Schach gehalten werden.

Die Prognose und der Verlauf einer bipolaren Störung werden durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung deutlich begünstigt. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass die bipolare Störung als schwere psychische Krankheit nicht geheilt werden kann. Doch sie kann dank fortwährender Therapie gut stabilisiert werden, wodurch der Leidensdruck der Betroffenen deutlich reduziert wird. Das wiederum führt zu einer guten Zukunftsperspektive und zu mehr Lebensqualität.

Quellen & Verweise[+]

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