Hepatitis D steht für eine Leberentzündung, die durch das Hepatitis-D-Virus (HDV) verursacht wird. In Deutschland kommt diese Erkrankung nur selten vor und es sind fast ausschließlich diejenigen Menschen davon betroffen, die Drogen konsumieren.
HDV wird über das Blut übertragen und tritt ausschließlich als Koinfektion mit Hepatitis B auf. So schützt eine Hepatitis-B-Impfung auch vor einer Ansteckung mit Hepatitis D.
Was sind die Symptome, wie wird die Infektion diagnostiziert und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Die wichtigsten Fragen rund um die Hepatitis-B-Infektion werden nachfolgend behandelt.
Was ist Hepatitis D?
Es ist eine Lebererkrankung, die bei Betroffenen einer Hepatitis-B-Infektion auftreten kann. Laut der Weltgesundheitsorganisation1Hepatitis D – https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-d – abgerufen am 30.11.2022 kommt das Hepatitis-D-Virus bei fast 5 % der Menschen vor, die bereits eine chronische Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus haben. Somit sind weltweit zwischen 10 und 20 Millionen Menschen mit dem D-Virus infiziert.
Bei Hepatitis D kommt es grundsätzlich zu krankhaften und endgültigen Schädigungen der Leberzellen durch spezielle Auslöser. Diese Leberzellen sind von großer Bedeutung für den Stoffwechsel im Körper, weshalb eine Hepatitis-D-Infektion erhebliche Folgen auf die menschliche Gesundheit und das Wohlergehen haben kann.
Was verursacht eine Ansteckung?
Das Hepatitis-D-Virus (HDV) verursacht eine Entzündung der Leber, die jedoch im Vergleich zu anderen Hepatitis-Erkrankungen nicht selbständig auftreten kann. Sie tritt als Koinfektion zur Hepatitis B auf, bei der ebenfalls die Leber angegriffen wird. Wie das Hepatitis-B-Virus wird auch das HDV über Blut oder Körperflüssigkeit (Speichel, Tränenflüssigkeit oder Sperma beim Geschlechtsverkehr) übertragen.
Demnach kann sich ein vollkommen gesunder Mensch auch beim Küssen anstecken. Voraussetzung dafür ist natürlich das Vorhandensein einer winzigen Verletzung im Mund. Mit dieser Hepatitis-Form können sich besonders Drogenabhängige infizieren, wenn sie unsaubere Spritzen, Nadeln und Zubehör für den Drogenkonsum benutzen, die zuvor von einer anderen angesteckten Person verwendet wurden.
Ein erhöhtes Risiko für eine Infektion haben auch Angestellte im Gesundheitswesen, wenn sie sich mit infizierten Kanülen oder Operationsbesteck verletzen. Sogar eine schwangere Frau, die mit Hepatitis B und D angesteckt ist, kann bei der Entbindung die Infektionen auf ihr Baby übertragen. Doch die Wahrscheinlichkeit dafür ist heutzutage sehr gering, da die Babys in den meisten Ländern der Welt bereits bei der Geburt einen Impfschutz gegen Hepatitis B erhalten – und dieser schützt auch vor der D-Variante.
Verlauf der Hepatitis-D-Erkrankung
Genau wie die Hepatitis B kann auch die akute D-Variante ohne jegliche Symptome verlaufen, jedoch treten meistens grippeähnliche Symptome auf. Dabei gibt es zwei Formen2Hepatitis D – https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/leber/hepatitis-d.html – abgerufen am 30.11.2022 der Infektionen, die auftreten können:
- Akute Koinfektion mit dem Hepatitis Virus B und D zur gleichen Zeit
Hier kommt es in 95 % der Fälle zu einer Ausheilung beider Infektionen, allerdings können bei der Koinfektion im Vergleich zu Einzelinfektionen mit Hepatitis B häufiger fulminante Verläufe mit akutem Leberversagen auftreten. Deshalb sollten alle Betroffenen, bei denen Hepatitis B vorliegt, sich auf akute Infizierung testen lassen. Wird auch eine Infektion mit Hepatitis D nachgewiesen, bedarf es einer engmaschigen Überwachung des Betroffenen.
Chronische Erkrankungsverläufe sind bei Hepatitis D eher selten (rund 2 %), können aber bei Betroffenen mit Immundefekten (z. B. immunsuppressive medikamentöse Therapie oder HIV-Infektionen) öfter auftreten. Deshalb sollte diese Risikogruppe unbedingt eine Impfung gegen Hepatitis B erhalten.
- HDV-Superinfektion bei Betroffenen mit Hepatitis B
Im Vergleich zu Betroffenen mit alleiniger Infektion mit Hepatitis B tritt hier öfter ein deutlich schwerer Verlauf der Leberkrankheit auf. In diesen Fällen wird die Hepatitis-D-Infektion in 70 bis 90 % der Fälle chronisch. Dabei schreitet die Entwicklung einer Leberzirrhose deutlich schneller voran (innerhalb von 5 bis 10 Jahren nach der Hepatitis-D-Infektion), ebenso wie die Entwicklung von Leberkrebs.
Was sind die Symptome einer Hepatitis-D-Infektion?
Im frühen Erkrankungsverlauf einer Ansteckung entwickeln sich eher unspezifische Symptome, die für ein allgemeines Unwohlsein sorgen. Unter anderem können folgende Symptome auf eine Infektion hindeuten:
- Leichtes Fieber
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Druckempfindlichkeit im rechten Oberbauch
- Kopfschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Abgeschlagenheit
- Müdigkeit
Wenn die Erkrankung fortschreitet, kann es zu weiteren Symptomen kommen, darunter:
- Entfärbung des Stuhls
- Dunkle Färbung von Urin
- Erhebliche Appetitlosigkeit
- Durchfall
- Übelkeit
- Vergrößerung der Leber, Milz und Lymphknoten
- Gelbsucht (Augenweiß, Schleimhäute und Haut färben sich gelb aufgrund erhöhter Bilirubin-Werte im Blut)
Wie wird eine Infektion diagnostiziert?
In der Regel treten bei Betroffenen zunächst keine Beschwerden auf. Wenn doch, dann handelt es sich eher um grippeähnliche Symptome. Sollte eine akute Hepatitis B diagnostiziert werden, muss auch eine Untersuchung auf Hepatitis D vorgenommen werden. So kann der Arzt eine Koinfektion mit Hepatitis B und D bestätigen oder ausschließen.
Für den Nachweis von Hepatitis D werden folgende Verfahren angewendet:
- ELISA Test zeigt, ob ein HDV-Antigen vorliegt (liefert der Test Hinweise darauf, muss auch ein PCR Test durchgeführt werden).
- PCR-Test dient zum Nachweis des HDV-Genoms (hierbei wird festgestellt, ob genetische Merkmale des Erregers (Ribonukleinsäure) vorliegen.
In beiden Fällen handelt es sich um Blutuntersuchungen, die in der Regel aufschlussreiche Blutwertanalysen liefern. Im Zweifelsfall kann auch die Leber biopsiert werden. Unter lokaler Betäubung wird hier eine Gewebeprobe der Leber mit einer dünnen Nadel entnommen. Danach kann das gewonnene Material auf den Erreger (Hepatitis D RNA und Antigen) untersucht werden.
Wie verläuft die Behandlung?
Es gibt keine spezifische Behandlung, die den Verlauf einer akuten Hepatitis D lindern kann. Dennoch sollte z. B. der Alkoholkonsum vermieden werden, da er die Schädigungen der Leber verstärken kann. Sehr oft wird eine ausgewogene Ernährung in Kombination mit Bettruhe empfohlen, jedoch gibt es keine wissenschaftliche Grundlage dafür, dass diese Maßnahmen bei der Behandlung tatsächlich helfen.
Eine chronische Hepatitis D wird medikamentös behandelt, jedoch gestaltet sich dies außerordentlich schwierig. Aufgrund des Fehlens viruseigener Enzyme und der Einfachheit des Virus sind für eine erfolgreiche Behandlung deutlich weniger Ansatzpunkte vorhanden.
Bei der Therapie einer chronischer HDV müssen immer auch die klinische Gesamtsituation des Infizierten sowie der Verlauf der Hepatitis-B-Infektion berücksichtigt werden.
Das Medikament Interferon hat sich bisher als einzige wirksame medikamentöse Therapie erwiesen. Dabei wirkt Interferon hemmend und verhindert die Vermehrung der Hepatitis-D-Viren. Hierbei sollte beachtet werden, dass Interferon nicht immer zu 100 % erfolgreich bei der Hepatitis-D-Therapie ist.
In einer anderen Studie3Bulevirtide als erster spezifischer Wirkstoff gegen Hepatitis-D-Virusinfektionen – Mechanismus und klinische Wirkung – https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8813823 – abgerufen am 30.11.2022 zeigte der Wirkstoff Bulevirtide signifikante antivirale Aktivität bei der Behandlung chronischer Hepatitis-D-Virusinfektion.
Für Fälle von fulminanter Lebererkrankungen und Hepatitis D im Endstadium kann eine Transplantation der Leber erwogen werden. Um chronische Hepatitis D erfolgreicher heilen zu können, sind somit neue therapeutische Strategien und neuartige Medikamente notwendig.
Neulich wurde auch das Medikament Hepcludex von der Europäischen Kommission zur Behandlung von chronischen Hepatitis D-Infektionen zugelassen4erstes Medikamente von der Europäischen Kommission zugelassen – https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/newsroom/eine-chronische-krankheit-wird-therapierbar/ – abgerufen am 30.11.2022
Aussicht und Prognose bei Hepatitis D
Für den Verlauf ist eine rechtzeitige Diagnose besonders wichtig. Daher sollte jeder Betroffene, der sich bereits mit Hepatitis B angesteckt hat – egal ob akut oder chronisch – sich unbedingt auf eine Infektion mit der D-Variante untersuchen lassen. Der Test zum Nachweis einer vorliegenden Hepatitis-D-Infektion ist einfach und kann mit einer simplen Blutuntersuchung realisiert werden.
Der Erkrankungsverlauf kann häufig nicht sicher prognostiziert werden, da die Behandlung von HDV sehr herausfordernd ist. Heutzutage kann aber die virenbedingte, chronische Leberentzündung durchaus mit großem Erfolg behandelt werden. So ist die gleiche Interferon-Behandlung sowohl bei Hepatitis B als auch bei der D-Variante wirksam.
Dieses Präparat reduziert die Vermehrungsrate des Virus zwar deutlich, allerdings ist diese Behandlung nicht immer zu 100 % wirksam. Oft tritt die HDV-Infektion erneut nach einem vorübergehenden Stopp auf. So kann es einige Jahre nach dem Therapieende zu Rückfällen kommen.
Da eine Infektion zu schweren Leberentzündungen und Leberschäden bis hin zum Leberversagen führen kann, die mit einer Reihe von Funktionsstörungen des Organismus einhergehen können, ist ein frühzeitiger Start der Behandlung von großer Wichtigkeit für den Heilungserfolg.
Obwohl es auf Dauer zwar nicht möglich ist, die fortschreitende Leberbelastung zu stoppen, sind für den Betroffenen zumindest für eine Zeit lang symptomfreie Phasen möglich.
Vorbeugung einer Infektion
Der beste Schutz gegen eine Infektion ist die Impfung gegen Hepatitis B, die auch vor HDV schützt. Eine Impfung gegen die D-Variante sollten folgende Risikogruppen in Erwägung ziehen:
- Menschen mit bestimmten Immundefekten
- Menschen mit hohem Ansteckungsrisiko durch andere Grunderkrankungen
- Menschen, die in Risikogebieten einen längeren Aufenthalt planen
- Menschen, die mit chronischen Hepatitis-B-Betroffenen zusammenleben
- Personal in Tagesstätten und Kinderheimen
- Pflege- und Krankenhauspersonal
Leider bildet sich bei bis zu 10 % der Geimpften kein ausreichender oder gar kein Schutz aus, weshalb überprüft werden sollte, ob die Immunisierung erfolgreich war. Zudem gibt es einige Verhaltensregeln5Symptome, Impfung & Behandlung – https://www.meine-gesundheit.de/krankheit/krankheiten/hepatitis-d – abgerufen am 30.11.2022, die bei Schutz vor Hepatitis D helfen können:
- Nur geschützten Geschlechtsverkehr mit Kondomen bevorzugen (besonders bei ständig wechselnden Partnern)
- In Piercing- und Tattoo-Studios auf die entsprechende Hygiene achten und zertifizierte Läden bevorzugen
- Keine Nagelscheren und -feilen, Zahnbürsten sowie Rasierutensilien von potenziell infizierten Menschen ausleihen
- Auf Reisen in Risikogebiete mit niedrigen Hygienestandards einen Satz steriler Kanülen und Spritzen in der Reiseapotheke mitnehmen
- Spritzen nicht tauschen und nur einmalig verwenden
Quellen & Verweise