Beim Hepatitis-B-Virus (HBV) handelt es sich um eine Vireninfektion, die eine Leberentzündung verursacht. Da die Ansteckung mit Hepatitis B häufig symptomlos verläuft, bleibt sie sehr oft unerkannt und unbehandelt. Dabei gibt es eher unspezifische Beschwerden wie grippeähnliche Zustände, Fieber und Übelkeit.
Die HBV-Infektion ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit und verursachte laut Angaben der Weltgesundheutsorganisation1Hepatitis B – https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-b – abgerufen am 20.11.2022 im Jahr 2015 weltweit ca. 887.000 Todesfälle. Die Erkrankung ist auch ein bedeutender Risikofaktor für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms und einer Leberzirrhose.
Doch wie erfolgt die Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus, wer sind die Risikogruppen, welche Symptome zeigen sich und wie lässt sich die Infektion behandeln? Diese und andere wichtigen Fragen werden im Folgenden aufgegriffen.
Was ist Hepatitis B und wie kommt es zur Infektion?
Die HBV-Erkrankung wird durch eine Vireninfektion ausgelöst. Während der hochinfektiösen Phase wird die Erkrankung über Körperflüssigkeiten und über Blut-zu-Blut-Kontakt übertragen. Als Erreger der Erkrankung wurde das Hepatitis-B-Virus (HBV) identifiziert. Dieses ist ein Mitglied der Hepadna-Virusfamilie und kann auch Vögel und Säugetiere befallen.
Hohe Virusmengen können im Speichel und in der Scheidenflüssigkeit vorhanden sein, aber die höchste Viruskonzentration befindet sich im Blut sowie in Sperma2Hepatitis B: Symptome, Übertragung & Behandlung – https://www.meinmed.at/krankheit/hepatitis-b/2284 – abgerufen am 20.11.2022.
Im Vergleich zum HIV ist das HBV-Virus 100-mal ansteckender und kann auf die gleiche Weise übertragen werden.
Die Hauptinfektionsquellen sind aber:
- verunreinigte Gegenstände (z. B. Nadeln oder Spritzen beim Drogenkonsum)
- ungeschützter Geschlechtsverkehr
- infiziertes Blut
Auch schwangere Frauen mit einer HBV-Infektion sind potenzielle Überträgerinnen. Dabei findet die Übertragung im Rahmen des Geburtsvorgangs statt und nicht im Mutterleib. Und bei den betroffenen Neugeborenen kommt es mit einer 90%igen Wahrscheinlichkeit zu einer chronischen Hepatitis-B-Infektion, wenn im Kreißsaal keine aktive und passive Immunisierung stattfinden. Die Infektion des Neugeborenen kann dementsprechend mit einer Impfung in nahezu allen Fällen verhindert werden.
Die Vireninfektion kann aber auch über medizinische Apparaturen wie Skalpelle, Nadeln, Spritzen etc., die nicht sachgemäß sterilisiert wurden, übertragen werden. Eine Infektionsgefahr besteht ebenso bei Piercing, Akupunktur oder Tätowierungen.
Wer ist von einer Hepatitis-B-Infektion besonders gefährdet?
Im Prinzip kann sich jeder mit HBV anstecken, aber einige Menschen sind mehr gefährdet als die anderen. Zu den Risikogruppen einer Infektion mit HBV gehören unter anderem3Hepatitis B: Ursache, Symptome, Entstehung, Diagnose, Therapie – https://www.eurapon.de/themen/lexikon-der-krankheiten/geschlechtskrankheiten/hepatitis-b – abgerufen am 20.11.2022:
- Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten und Kontakt mit Blutprodukten haben
- Sexual- und Lebenspartner von bereits infizierten Menschen
- Menschen, die drogenabhängig sind
- Neugeborene, die die Infektion von der Mutter übertragen bekommen (wenn keine Impfung gegen Hepatitis B bei Geburt verabreicht wird)
Dabei gibt es folgende Risikofaktoren:
- Mangelnde Hygiene bei medizinischen Eingriffen
- Herkunft aus Ländern mit hoher Verbreitung von Hepatitis B
- Gemeinsame Nutzung von Spritzen bei intravenösem Konsum von Drogen
- Unzureichend sterilisiertes Piercing- und Tätowierungs-Besteck
- Häufiger Wechsel des Sexualpartners
- Erhöhte Leberwerte
Symptome einer Hepatitis-B-Infektion
Eine Infektion mit HBV kann sehr unterschiedlich verlaufen und löst meistens nur geringe oder auch keine Symptome4HBV – Ansteckung, Symptome & Therapie – https://www.liebesleben.de/fuer-alle/sexuell-uebertragbare-infektionen/hepatitis-b/ – abgerufen am 20.11.2022 aus. Demzufolge merken viele Menschen überhaupt nicht, dass sie sich mit Hepatitis B infiziert haben und geben die Ansteckung an andere Personen weiter, ohne es zu wissen.
Zu unterscheiden sind die Symptome akuter und chronischer Hepatitis-B-Infektion.
Symptome akuter HBV
Wenn eines oder mehrere der folgenden Symptome auftreten, könnte es sich um eine akute Hepatitis B handeln:
- Leichtes Fieber
- Übelkeit und Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Glieder- und Kopfschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Abgeschlagenheit
Bei genannten Symptomen empfiehlt sich eine ärztliche Untersuchung. Zur sogenannten Gelbsucht mit Gelbfärbung von Bindehaut und Haut, starkem Juckreiz der Haut, entfärbtem Stuhl und dunklem Urin kommt es nur in seltenen Fällen einer akuten Hepatitis-B-Infektion.
Symptome chronischer Hepatitis B
In 5 bis 10 % der Fälle heilt die Infektion mit HBV allerdings nicht von allein aus, sondern wird chronisch. Anfangs gibt es oft keine Beschwerden, aber die Hepatitis-B-Viren können die Leber so schädigen, dass sie über die Jahre schwere Folgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs entwickeln kann. Für schwere Folgen eines chronischen Krankheitsverlaufs von Hepatitis B sind Menschen mit bereits geschwächtem Immunsystem stärker anfällig.
Die chronische Infizierung ist bei Neugeborenen besonders häufig. Wie die akute Form, kann auch die chronische HBV ohne Symptome verlaufen. Wenn aber Symptome auftreten, sind folgende typisch für die chronische HBV5Hepatitis B – https://www.meine-gesundheit.de/krankheit/krankheiten/hepatitis-b – abgerufen am 20.11.2022:
- düne, pergamentartige Haut
- Juckreiz
- gerötete Handinnenflächen
- weiß gefärbte Nägel
- unangenehmes Druckgefühl unter dem rechten Rippenbogen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Leistungsschwäche und Müdigkeit
- Schleimhaut- und Hautsymptome
Komplikationen bei chronischer Infektionsform
Bei einem Teil der Infizierten mit der chronischen Hepatitis-B-Form kann die Leber schrumpfen und sich verhärten. In solchen Situationen kommt es zur Zirrhose, die zu Krampfadern in der Speiseröhre führt oder die Leberfunktion versagt komplett. In der Regel entwickelt sich die Leberzirrhose aber erst 20 Jahre nach der Hepatitis-B-Ansteckung. Zudem haben Betroffene mit einer chronischen Hepatitis-B-Infektion ein deutlich höheres Risiko an Leberkrebs zu erkranken, als die Normalbevölkerung.
Untersuchungen und Diagnose
Normalerweise erfolgt die Diagnose einer Hepatitis-B-Infektion serologisch durch eine Blutprobe. Danach wird in einem Labor getestet, ob sich in der entnommenen Blutprobe Hinweise auf eine Ansteckung mit dem HBV finden lassen. Dazu gehören:
- Spezifische Antikörper, die das Immunsystem gegen den Erreger bei einer Hepatitis-B-Infektion bildet. Das Vorhandensein dieser Antikörper ist ein indirekter Nachweis für den Erreger.
- Virus-Antigene als spezifische Bestandteile der Viren-Eiweißhülle (Habe-Ag, HBc-Ag und HBs-Ag). Hierbei handelt es sich um einen direkten Nachweis des Erregers.
- Virus-DANN, wobei die HBV-DANN (Erbgut der Hepatitis-B-Viren) ein wichtiger Nachweis für eine Leberentzündung mit dem Hepatitis-Typ B ist.
Der Arzt kann durch das Fehlen oder Vorhandensein von Antikörpern und Antigenen wertvolle Rückschlüsse ziehen6Hepatitis B: Symptome, Ansteckung, Verlauf – https://www.netdoktor.de/krankheiten/hepatitis/b/ – abgerufen am 20.11.2022:
- Wenn sich im Blut des Infizierten der Antikörper Anti-HBc, das Virus-Antigen HBs-AG sowie das Erbgut der Viren nachweisen lassen, liegt eine aktuelle Infektion mit HBV vor.
- Wenn im Blut Antikörper vom Typ Anti-HBc (nicht selten auch Anti-HBs) zirkulieren, ist die Hepatitis-B-Erkrankung bereits ausgeheilt. Das Virus-Antigen HBs-Ag hingegen kann nicht nachgewiesen werden.
- Werden im Blut nur die Antikörper Anti-HBs gefunden, aber keine Antigene von HBV und keine anderen Antikörper, bedeutet das, dass der Betroffene einen wirksamen Impfschutz gegen HBV hat.
Weitere HBV-Untersuchungen
Bei Verdacht auf Hepatitis B werden in der Blutprobe des Betroffenen noch weitere Parameter bestimmt. So können erhöhte Leberwerte wie Gamma-GT, GOT und GPT auf einen Leberschaden hinweisen. Die Leberstruktur sowie -größe wird vom Arzt mittels einer Ultraschall-Untersuchung beurteilt. Unter Umständen entnimmt er bei einer chronischen HBV auch eine Gewebeprobe aus der Leber, um das Ausmaß des Gewebeschadens besser bestimmten zu können.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
In der Regel ist bei einer akuten Infektion keine Therapie notwendig, da diese Erkrankungsform fast immer spontan von allein ausheilt. Bei Bedarf können aber die einzelnen Symptome behandelt werden. Betroffene mit schweren Verläufen sind aber Sonderfälle und bei ihnen ist unter bestimmten Umständen eine medikamentöse Therapie sinnvoll.
Betroffene sollten sich aber in jedem Fall körperlich schonen und bei Bedarf sogar im Bett bleiben und sich ausruhen sowie fettarm und kohlenhydratreich essen. Der Verzicht auf Alkohol ist auch wichtig, da der Alkoholkonsum die Leberfunktion zusätzlich belasten würde. Aus dem gleichen Grund sollten möglichst keine Medikamente wie weibliche Geschlechtshormone und Schmerzmittel eingenommen werden, die einen Leberschaden verursachen können.
Eine chronische Hepatitis-B-Infektion wird sehr oft mit antiviral wirksamen Medikamenten behandelt. Dies gilt besonders bei einem erhöhten Risiko für Leberkrebs oder eine Leberzirrhose, bei erhöhten Leberwerten und einer hohen Viruslast.
Antivirale Medikamente gegen die chronische Hepatitis B sind:
- Pegyliertes Interferon α (PEG-Interferon α) und Interferon-α, die das Immunsystem anregen, antiviral wirken und mittels Spritze verabreicht werden
- Nukleotid- und Nukleosid-Analoga, die meistens als Tabletten eingenommen werden und die Vermehrung der Hepatitis-B-Viren hemmen
Die medikamentöse Therapie hat zum Ziel, die im Blut vorhandene Virusmenge so weit wie möglich abzusenken. Dadurch wird das Risiko von Leberkrebs und Leberzirrhose als Folge der chronischen Hepatitis-B-Form verringert. Wenn die Leberentzündung eine schwere Leberzirrhose hervorgerufen hat, bleibt eine Lebertransplantation als eine letzte Therapieoption übrig.
[/infobox]In der Regel heilt die akute Hepatitis B von alleine aus, während bei der chronischen Form bestimmte Medikamente zum Einsatz kommen. Kommt es aber zur schweren Leberzirrhose, bleibt eine Transplantation der Leber als letzte Behandlungsmöglichkeit übrig.[/infobox]Vorbeugung und Schutz gegen HBV
Der beste Schutz gegen eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus ist natürlich die Impfung7Hepatitis B: Übertragung, Symptome, Schutz, Therapie – https://www.aidshilfe.de/hepatitis-b – abgerufen am 20.11.2022. In der Regel erfolgt sie gemeinsam mit der Hepatitis-A-Impfung. Dabei wird die Impfung gegen HBV für folgende Menschen empfohlen:
- Patienten mit chronischen Lebererkrankungen
- Menschen mit höherem Risiko bei Sex (häufiger Partnerwechsel)
- Männer, die Geschlechtsverkehr mit Männern haben
- Menschen, die Drogen sniefen oder sich diese spritzen
- Menschen mit Kontakt zu Hepatitis-B-Betroffenen (z. B. Krankenhauspersonal)
- Neugeborene bei Geburt (ist eine gängige Praxis in sehr vielen Ländern)
Auch HIV-Infizierte sollten sich gegen den HBV impfen lassen. Im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt kommt bei ihnen die Hepatitis B häufiger vor und wird auch sehr oft chronisch. Dementsprechend kommt bei dieser Risikogruppe auch eine Leberzirrhose häufiger vor. Das Risiko einer Hepatitis-B-Infektion lässt sich durch den Gebrauch von Kondomen zwar reduzieren, aber nicht komplett ausschließen.
Quellen & Verweise