Bei schnellem Aufstieg in große Höhen kann es bei Bergsteigern zu Beschwerden wie Krankheitsgefühl, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen kommen. Die sogenannte Höhenkrankheit ist gefährlicher, als es die meisten Reisenden überhaupt wissen und sie kann sogar tödlich enden.
Doch ab welcher Höhe tritt die Höhenkrankheit und wodurch werden die Symptome begünstigt? Wie lange dauern die Beschwerden an und was lässt sich dagegen tun? Nachfolgend werden die häufigsten Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Höhenkrankheit vorgestellt.
Was ist die Höhenkrankheit?
Bei der Höhenkrankheit kommt es zu einer Reihe von Symptomen, die aufgrund von Sauerstoffmangel im Körper während eines Aufenthalts in großen Höhen auftreten. Der Körper ist nicht in der Lage, den geringen Sauerstoffgehalt der Luft zu verarbeiten und es kommt zu einem Leistungsverlust, gefolgt von Bewusstseinsstörung und anderen unerwünschten Symptomen.
Die Höhenkrankheit, auch als „High Altitude Illness“ oder kurz HAI bezeichnet, ist ein Begriff, der drei Krankheitsbilder umfasst:
- die akute Höhenkrankheit
- das höhenbedingte Lungenödem
- das höhenbedingte Hirnödem
Die genannten Krankheitsformen können einzeln oder zusammen auftreten. Der Übergang eines Krankheitsbildes zum anderen erfolgt recht fließend.
Wenn die Betroffenen auf Präventionsmaßnahmen nicht ansprechen und die Symptome sich verschlimmern, kann es zu einem Höhenhirnödem oder einem Höhenlungenödem kommen. Bei den Ödemen handelt es sich um Flüssigkeitsansammlungen, die sich im Gehirn- oder Lungengewebe bilden.
In welcher Höhe tritt die Höhenkrankheit auf?
Die Höhenkrankheit kann bereits in Höhen von 2.500 Metern auftreten, wobei es sich in diesem Fall am häufigsten um akute Höhenkrankheit oder sogenannte Bergkrankheit handelt. Studien1Die Höhenkrankheit – https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/AVP/Artikel/201802/084.pdf zeigen, dass eine Höhenkrankheit bei 30 % der Bergsteiger auftritt, die sich auf einer Höhe von mehr als 3.000 Metern befinden. In seltenen Fällen treten die Symptome ab einer Höhe von 2.000 Metern auf.
In Höhen von 5.300 Metern, die als extrem bezeichnet werden, treten am häufigsten schwere Formen der Höhenkrankheit auf, die lebensgefährlich sind und die häufigste Todesursache für Bergsteiger darstellen.
Wichtig zu wissen ist, dass es keine „Grenzhöhe“ gibt, die das Auftreten von Symptomen der Höhenkrankheit bestimmt. Generell gilt aber: Wenn eine Person in einer Höhe unter 900 Metern lebt und auf eine Höhe von über 1.500 Metern aufsteigt und sich dort länger als 6 Stunden aufhält, kann dieser Höhenunterschied zum Auftreten der Symptome führen.
Ein rasanter Steig in die Höhe, ohne einen ausreichenden Zeitrahmen zur Anpassung, kann schnell zur Höhenkrankheit führen. Bei Personen, die einmal solche Symptome erlebt haben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich erneut entwickeln werden.
Was verursacht die Höhenkrankheit?
Die genaue Ursache der Höhenkrankheit ist unklar. Es wird angenommen, dass die Abnahme der Sauerstoffkonzentration in der Luft in großen Höhen der treibende Mechanismus für das Auftreten der Symptome der Höhenkrankheit ist.
Dieser Prozess führt außerdem zur Freisetzung bestimmter Substanzen (Hypoxie-induzierbare Faktoren, HIF), die Mechanismen zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung des Körpers auslösen. Dies äußert sich durch eine erhöhte Atemfrequenz, die Bildung einer größeren Anzahl roter Blutkörperchen oder einen gesteigerten Zuckerstoffwechsel.
Höhenlungenödem tritt durch hohen Druck in den großen Lungenarterien und kleineren Lungengefäßen auf. Der Sauerstoffmangel (Hypoxie) führt dabei zu einer Verengung der Venen und zu einer ungleichen Blutverteilung in den Regionen, die im Lungenstrom ungleich durchblutet werden.
Der akuten Höhenkrankheit oder dem sogenannten Höhenhirnödem gehen die gleichen Prozesse voraus, allerdings im Bereich des Gehirns. Hauptursache ist hier die erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke. Hirnödem stellt jedoch ein eigenes Krankheitsbild dar und kann ohne Vorwarnung in Form einer Höhenkrankheit auftreten. Es ist die schwerste Form der Höhenkrankheit und kann innerhalb weniger Stunden zum Tod führen.
Welche Symptome sind charakteristisch für die Höhenkrankheit?
Die Höhenkrankheit kann sich neben ihrer akuten Form auch als ein höhenbedingtes Lungen- oder Hirnödem äußern. Die Symptome können einzeln oder gemeinsam auftreten.
Akute Höhenkrankheit
Diese Form betrifft vor allem junge und aktive Bergsteiger, besonders wenn sie schnell in die Höhe steigen. Die Symptome treten hier verzögert auf, am häufigsten bei einem Aufenthalt in Höhen in einem Zeitraum von 6 bis 24 Stunden.
Die akute Höhenkrankheit ist selbstlimitierend, was bedeutet, dass ihre Symptome nach einer gewissen Zeit (meistens fünf Tage) von selbst verschwinden, ohne dass bestimmte Maßnahmen erforderlich sind. Das Leitsymptom dieses Krankheitsbildes sind Kopfschmerzen im Kopf- und Schläfenbereich, die durch körperliche Anstrengung verstärkt werden.
Kopfschmerzen als Symptom der Höhenkrankheit sind vom sogenannten Höhenkopfschmerz zu unterscheiden. Bei dieser zweiten Art treten nur Schmerzen im Kopf auf, während Kopfschmerzen durch Höhenkrankheit von einigen zusätzlichen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Schlafstörungen, Lethargie oder Müdigkeit begleitet werden.
Höhenbedingtes Lungenödem
Diese Art von Ödemen entwickelt sich zwei bis fünf Tage nach einem schnellen Aufstieg auf eine Höhe von mehr als 3.000 Meter. Neben den für die akute Höhenkrankheit charakteristischen Symptomen kommt es auch zu einem deutlichen Leistungsabfall, zunächst bei körperlicher Anstrengung und später auch im Ruhezustand. Als Warnsymptome treten Atemnot, Husten und Brustdruck auf.
Wenn sich das Ödem weiterentwickelt, treten zusätzliche Symptome wie starker Husten, Atembeschwerden, Lungengeräusche und Zyanose auf. Unbehandelt führt das höhenbedingte Lungenödem zum Tod. Wird es jedoch rechtzeitig erkannt, sind die Heilungschancen sehr hoch.
Höhenbedingtes Hirnödem
Das höhenbedingte Hirnödem wird durch ein sehr ausgeprägtes Symptom erkennbar, und zwar durch die Gang- und Standunsicherheit. Die sogenannte Ataxie bezieht sich auf eine Reihe von neurologischen Erkrankungen, die es dem Menschen schwierig machen, seine Bewegungen zu koordinieren.
Neben Ataxie treten starke Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Verhaltensänderungen, Halluzinationen, leicht erhöhte Temperatur, neurologische Probleme und eine Abnahme der Urinmenge auf.
Diagnose und Behandlung der Höhenkrankheit
Zunächst ist es notwendig, die Symptome der Höhenkrankheit festzustellen, wonach ein bestimmter Therapieprozess angewendet wird. Nach der Anamneseerhebung wird eine körperliche Untersuchung der betroffenen Person durchgeführt. Laboranalysen helfen beim Ausschluss anderer Krankheiten, wie zum Beispiel einer Lungenentzündung. Zur weiteren Diagnostik kann ein Röntgen, eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden.
Eine Diagnose wird in vielen Fällen leider zu spät gestellt, wenn man bedenkt, dass es in Bergen selten gut ausgestattete Krankenhäuser gibt, in denen moderne Untersuchungen, wie die CT oder MRT durchgeführt werden könnten. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung stehen die Heilungschancen aber ziemlich gut.
Behandlung akuter Höhenkrankheit
Bei akuter Höhenkrankheit ist es notwendig, sich in der gleichen Höhe aufzuhalten, bis die Symptome abklingen. Diese sollten nicht länger als drei Tage andauern. Kopfschmerzen können mit Analgetika behandelt werden, während fortgeschrittene Symptome mit Kortikosteroiden gelindert werden. Nach mindestens 18 symptomfreien Stunden kann die Reise in die Höhe fortgesetzt werden.
Behandlung eines Hirn- oder Lungenödems
Bei Symptomen eines Lungenödems muss die betroffene Person hingegen sofort absteigen. Bei schweren Symptomen erfolgt die Behandlung vor Ort mit Sauerstoff, Nifedipin Retard und Kortikosteroiden2Höhenkrankheit – https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/gehirn-nerven/hoehenkrankheit.html#akute-bergkrankheit-symptome-therapie – abgerufen am 07.11.2022.
Ein akutes Hirnödem erfordert einen dringenden Transport in die tieferen Regionen und stellt die Hauptmethode dar, um schwerwiegende Folgen zu verhindern. Die betroffene Person soll mindestens auf eine Höhe von 2.500 m über dem Meeresspiegel transportiert und mit Sauerstoff, Überdruckbehandlung im transportablen Überdrucksack sowie Glukokortikoiden behandelt werden.
Ist ein Abstieg nicht möglich, weil keine geeigneten Bedingungen dafür vorliegen (z. B. mangelnde Träger oder schlechtes Wetter), raten die deutschen Gesundheitsdienste, bei der örtlichen Polizeidienststelle um Hilfe zu bitten, die per Funk den Kontakt zum nächsten Rettungsdienst herstellen kann.
Vorbeugung der Höhenkrankheit
„Steige hoch und schlafe tief“, lautet ein Sprichwort, das Bergsteiger oft verwenden. Die Befolgung dieser Regel kann dabei helfen, der Entwicklung der Höhenkrankheit vorzubeugen.
Leider kann nicht vorhergesagt werden, wer von der Höhenkrankheit betroffen sein wird. Von einem Höhenlungenödem sind etwa 0,7 Prozent der Bergsteiger betroffen3Höhenkrankheit: Vorbeugung, Symptome, Therapie – https://www.adac.de/reise-freizeit/ratgeber/reisemedizin/hoehenkrankheit/ – abgerufen am 07.11.2022, die ab 3000 Metern Höhe unterwegs sind.
Doch bekannt ist zumindest, dass das Hauptrisiko für die Entwicklung dieser Krankheit in einer zu schnellen Steigung besteht. Deshalb gilt es langsam zu steigen und genügend Zeit für die Akklimatisation einzuplanen, denn Vorbeugung ist besser als Behandlung.
Alkohol und Sedativa sollten in der Höhe vermieden werden und Bergsteiger sollten sich nicht überanstrengen. Die sogenannte „Lippenbremse“-Atmung und ein ausreichender Kaffeekonsum können Abhilfe schaffen. Um einem höhenbedingten Lungenödem vorzubeugen, sollte neben einem langsamen Aufstieg auch große körperliche Anstrengung beim Erreichen einer „neuen“ Höhe vermieden werden.
Neben den Symptomen der Höhenkrankheit sollte auch auf andere Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit, die Lungenkrankheit oder die Schlafapnoe geachtet werden, da sich auch die Symptome dieser Krankheiten in großen Höhen verschlimmern können.
Besteht aber keine Möglichkeit zur Eingewöhnung, oder wenn die Arbeitsbedingungen nicht genügend Zeit für eine Akklimatisierung vorsehen, wie es zum Beispiel bei Rettungsdienstmitarbeitern der Fall ist, kommt eine medikamentöse Prophylaxe in Betracht. Sie beinhaltet in Sonderfällen und in ärztlicher Absprache die prophylaktische Anwendung von Acetazolamid4Höhenkrankheit – https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/gehirn-nerven/hoehenkrankheit.html#akute-bergkrankheit-symptome-therapie – abgerufen am 07.11.2022.
Dabei gilt zu beachten, dass das Medikament die Eingewöhnung nicht ersetzen kann. Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits Symptome der Höhenkrankheit erlitten haben, kann eine prophylaktische Anwendung von Nifedipin sinnvoll sein, jedoch immer in Rücksprache mit einem Arzt.
Quellen & Verweise