Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

An der Innenseite des Handgelenks liegt der sogenannte Karpaltunnel, der von einem straffen, 2 bis 4 cm langen Band und den Handwurzelknochen gebildet wird. Durch den Karpaltunnel verlaufen der Mittelhandnerv (Nervus medianus) und die Beugesehnen der Finger. Der Mittelhandnerv ist für die Versorgung der Daumenballenmuskulatur und für das Gefühl in Zeige-, Mittel- und Ringfinger sowie dem Daumen zuständig.

Durch eine Erhöhung des Drucks im Karpaltunnel entsteht das Karpaltunnelsyndrom, welches den Nerv schädigt und für Schmerzen im Handgelenk sorgt. Wieso es dazu kommt, welche Symptome darauf deuten und wie das Syndrom behandelt wird, wird in diesem Beitrag gründlich behandelt.

Was ist das Karpaltunnelsyndrom?

Bei vielen Menschen schläft die Hand hin und wieder kurz ein. Sie kribbelt und fühlt sich taub an. Aber meistens verschwindet dieses unangenehme Gefühl schnell wieder. Ähnliche Beschwerden äußern sich bei einem Karpaltunnelsyndrom, doch in diesem Fall treten die Beschwerden immer wieder auf – und das in Kombination mit Schmerzen.

Der Karpaltunnel ist ein Kanal an der Handgelenkinnenseite. Er ist von Bindegewebe und Knochen begrenzt und vom sogenannten Karpalband (Retinaculum flexorum), einem festen Bindegewebeband, überspannt. Durch den Kanal verlaufen der Mittelnerv und Sehnen, wobei der Nervus medianus die Beweglichkeit und Empfindungsfähigkeit des Daumenballens steuert.

Wenn das Gewebe im Karpaltunnel anschwillt, kann es Druck auf den Mittelnerv ausüben, was das sogenannte Karpaltunnelsyndrom auslöst1Karpaltunnelsyndrom: Ursachen und Therapie – https://gesund.bund.de/karpaltunnelsyndrom#definition – abgerufen am 09.11.2022. Die Beschwerden verschwinden häufig von selbst wieder, aber manchmal können sie auch länger anhalten. In solchen Fällen kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz, um die Symptome zu lindern.

Was verursacht das Karpaltunnelsyndrom?

Es gibt eine ganze Reihe von möglichen Auslösern des Karpaltunnelsyndroms. Hinzu kommen noch verschiedene Risikofaktoren, die zur Erkrankung beitragen können. So kann ein Karpaltunnelsyndrom u. a. durch folgende Ursachen entstehen:

  • Vererbung: Eine angeborene anatomische Engstellung kann das Karpaltunnelsyndrom häufiger auftreten lassen.
  • Enger Karpaltunnel: Frauen leiden am Karpaltunnelsyndrom häufiger als Männer, da ihr Karpaltunnel von Natur aus enger ist.
  • Verletzungen: Ein Karpaltunnelsyndrom entwickelt sich leicht nach einer Verletzung in der Handgelenknähe, besonders nach einem Speichenbruch.
  • Entzündungen: Eine Schwellung und Entzündung der Sehnenscheide, die im Karpaltunnel liegt und Druck auf den Nerv ausübt, ist eine weitere mögliche Ursache für das Karpaltunnelsyndrom.
  • Wassereinlagerungen: Wenn in die Gelenke verstärkt Wasser eingelagert wird, können die Bänder verdicken. Dadurch reduziert sich der Spielraum im Karpaltunnel.
  • Rheuma: Unter Entzündungen in den Gelenken leiden vor allem Rheumabetroffene. Daher entwickelt sich das Karpaltunnelsyndrom bei jeder zweiten rheumakranken Person. Häufig ist das Syndrom sogar das erste Anzeichen für eine beginnende Rheumakrankheit.
  • Chronische Nierenschwäche: Ein Karpaltunnelsyndrom entwickelt sich bei Menschen, die häufig zur Dialyse müssen, nämlich am Arm, der an das Dialysegerät angeschlossen wird.

Welche Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung des Karpaltunnelsyndroms?

Die genetische Veranlagung einer Person steigert die Wahrscheinlichkeit, an einem Karpaltunnelsyndrom zu erkranken. So z. B. erleiden diejenigen Menschen, bei denen eine anatomische Enge der Handwurzelknochen ausgeprägt ist, häufiger am Karpaltunnelsyndrom.

Die Entstehung eines Karpaltunnelsyndroms können aber auch andere Erkrankungen begünstigen2Karpaltunnelsyndrom – Ursachen, Symptome, Behandlung – https://stiwell.medel.com/de-at/orthop%C3%A4die/karpaltunnelsyndrom – abgerufen am 09.11.2022, z. B.:

Durch Schwellung und Entzündung im Gelenk bei:

  • Stoffwechselerkrankungen (Myxödem, Gicht)
  • Rheumatischen Erkrankungen
  • Gelenkabnützungen (Arthrose)

Durch verstärkte Wassereinlagerungen bei:

  • Schilddrüsenfehlfunktion
  • Übergewicht
  • Diabetes
  • Hormonellen Veränderungen (Wechseljahre, Schwangerschaft)

Eine regelmäßige Blutwäsche im Rahmen einer Dialysetherapie kann ebenso einen Risikofaktor darstellen. Da hier ein dauerhafter Zugang zum Blutgefäßsystem gelegt werden muss, kommt es am sogenannten Shunt-Arm zu einer Verdickung der Gefäße. Durch die entstehende Enge im Unterarm wird die Entwicklung der Karpaltunnelsymptomatik begünstigt.

Die Belastung bei der Arbeit führt im Bereich des Handgelenks zu einem überdurchschnittlichen Muskelwachstum und das Risiko für einen Nervenengpass steigt weiter an. Um der Verschlechterung des Zustands vorzubeugen, sollte in solchen Fällen auf ausreichend Pause geachtet werden.

Das Karpaltunnelsyndrom ist hierzulande eine anerkannte Berufskrankheit und gehört zu den zehn verbreitetsten Berufskrankheiten in den EU-Mitgliedstaaten3Berufskrankheiten in Europa im Jahr 2001 – https://edz.bib.uni-mannheim.de/www-edz/pdf/statinf/04/KS-NK-04-015-DE.pdf.

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Während Alltagsaktivitäten wie Sport, Schreiben oder Bedienung von Computern keinen nachweislichen Einfluss auf die Entstehung eines Karpaltunnelsyndroms haben, erhöht sich das Risiko bei Menschen, die beruflich einer hohen Handgelenkbelastung z. B. durch Montagearbeiten ausgesetzt sind.

Welche Symptome äußern sich beim Karpaltunnelsyndrom?

Schwillt das Gewebe im Karpaltunnel an, kommt es aufgrund des Drucks auf den Mittelnerv zu Schmerzen in der Hand. Dabei können folgende Symptome4Karpaltunnelsyndrom – Schmerzen, Anzeichen, Operation – https://www.infomedizin.de/krankheiten/karpaltunnelsyndrom/ – abgerufen am 09.11.2022 auftreten:

  • Schmerzen, Einschlafen oder Kribbeln von Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger
  • Ausstrahlen der Beschwerden bis in den Arm
  • Bleibende Schmerzen
  • Permanente Missempfindung
  • Empfindung wie bei einem elektrischen Schlag
  • Daumen bis Mittelfinger gefühllos
  • Feinmotorik stark eingeschränkt
  • Daumenballen bildet sich zurück

Die aufgelisteten Symptome zeigen sich meistens am Morgen oder in der Nacht bemerkbar. Davon sind nicht selten beide Hände betroffen, wenn auch nicht zum gleichen Zeitpunkt. Sobald die Hände ausgeschüttelt oder bewegt werden, klingen die Beschwerden oft ab.

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Die größten Risikofaktoren stellen neben dem genetischen Faktor eine Reihe von Vorerkrankungen dar. Unter anderem begünstigen Diabetes, diverse Stoffwechselerkrankungen und Arthrose die Entstehung eines Karpaltunnelsyndroms. Aber auch beruflich bedingte Überlastung des Handgelenks stellt ein Risiko dar.

Wie wird das Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert?

Die Beweglichkeit der Handgelenke gibt dem Arzt bei Verdacht auf das Karpaltunnelsyndrom einen ersten Anhaltspunkt. Der Betroffene legt bei einer Handuntersuchung die Innenfläche und anschließend die Rückseite der Hand zusammen. Dabei wird die Beweglichkeit der Handgelenke durch den Arzt untersucht, da oft eine verminderte Beweglichkeit des Handgelenks mit dem erhöhten Innendruck im Karpaltunnel einhergeht.

Über den sogenannten Phalen-Test (kräftige Beugung des Handgelenks über 1 Minute) erhält der Orthopäde einen weiteren Hinweis für die vorliegende Krankheit5Karpaltunnelsyndrom: Ursachen, Übungen und Behandlung – https://gelenk-klinik.de/hand/karpaltunnelsyndrom.html – abgerufen am 09.11.2022. Sollte diese kräftige und durchgehende Handbeugung Taubheit und Schmerzen im Mittel- und Zeigefinger sowie Daumen auslösen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das Karpaltunnelsyndrom.

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Beim fortgeschrittenen Karpaltunnelsyndrom ist die Daumenballenmuskulatur stark zurückgebildet. Als Folge kann der Betroffene seinen Daumen nicht mehr zur Kleinfingerkuppe führen. Neben dem klinischen Befund bietet die neurologische Untersuchung eine objektive Diagnosemöglichkeit. Diese wird durch Messungen der Nervenleitungsgeschwindigkeit (ENG, Elektroneurografie) durchgeführt.

Für eine neurologische Untersuchung werden Elektroden an zwei Hautstellen des Betroffenen geklebt, die vom Mittelnerv versorgt werden. Danach wird der Nerv mit einem schwachen elektrischen Impuls stimuliert. Eine verminderte Nervenleitungsgeschwindigkeit zeigt sich bei einer Druckschädigung des Nervs. Die Untersuchung liefert zusammen mit einer kernspintomographischen Bildgebung (MRT) Hinweise, die für die weitere Behandlung notwendig sind.

Wie verläuft die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms?

In der Altersgruppe der 25- bis 74-Jährigen wird die Anzahl der Betroffenen auf bis zu 4,7 Millionen Frauen und 2,8 Millionen Männer geschätzt6Karpaltunnelsyndrom als Berufskrankheit – https://www.aerzteblatt.de/archiv/83052/Karpaltunnelsyndrom-als-Berufskrankheit.

Über 80 % der Betroffenen, die unter dem Karpaltunnelsyndrom leiden, werden durch konservative Therapien behandelt. So kann das Karpaltunnelsyndrom mit Dehnübungen und Osteopressur behandelt werden.

Monotone Bewegungen, die in den Armen und Schultern zu überspannten Muskeln und Faszien führen, kennen wir alle aus dem eigenen Alltag. Diese üben dann starke Zugkräfte auf die Handgelenke aus. Die Strukturen an den tunnelartigen Engstellen im Karpalkanal werden dort zu sehr beansprucht, werden empfindlich und schwellen am Ende an. Diese üben Druck gegen das Karpalband aus und führen zu Beschwerden in den Handgelenken.

Im besten Fall können akute Schmerzen durch das Drücken von Rezeptoren in der Knochenhaut effektiv und schnell gestoppt werden. Dies ist unter dem Begriff „Osteopressur“ bekannt.

Verkürzte Muskeln werden durch Faszien-Rollmassagen und Dehnübungen ausgedehnt. Dadurch werden Verklebungen in den Faszien ausgelöst und der Stoffwechsel sowie die Durchblutung im Handgelenk gesteigert, was die Schmerzen lindert.

Konventionelle Therapiemöglichkeiten beim Karpaltunnelsyndrom

Konventionelle Therapiemöglichkeiten beim Karpaltunnelsyndrom umfassen Kortison-Spritzen, Nachtschienen und Operationen.

Das Karpaltunnelsyndrom wird oft mit Kortison oder anderen Medikamenten mit entzündungshemmender Wirkung behandelt. Studien haben jedoch gezeigt, dass Kortison-Injektionen nur eine kurzfristige Besserung bringen und nur bei leichten Beschwerden Wirkung zeigen. Durch diese Maßnahme konnte langfristig keine Linderung der Beschwerden bestätigt werden. Die behandelten Patienten hatten als Nebenwirkungen leichte Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle.

Karpaltunnelsyndrom – Ursachen, Symptome und Behandlung

Konservative Behandlungen gehen davon aus, dass die Beschwerden des Karpaltunnelsyndroms nicht aufgrund von verkürzten Faszien und einseitigen Bewegungen entstehen, sondern aufgrund von Überspannungen. Die Handgelenke von Betroffenen werden als Konsequenz dieser Einschätzung nachts mit Nachtschienen ruhiggestellt.

Dabei fixiert eine spezielle Schiene das Handgelenk in der Mittelstellung. Die Schiene kann dann nach dem Aufstehen abgenommen werden. Es gibt aber sehr viele Gegner dieser Methode, die meinen, dass die Ruhigstellung oder Schonung nicht der richtige Weg ist.

Bei schweren Beschwerden, wie zum Beispiel einer nachgewiesenen Nervenschädigung durch entsprechende Messungen und einer Gefühllosigkeit über mehrere Wochen, raten die Ärzte eine Karpaltunneloperation. Dabei wird das Handgelenk betäubt und das Karpalband mit einem Schnitt durchtrennt. In der Regel erfolgt der Eingriff in der Klinik mit örtlicher Betäubung.

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Das Karpaltunnelsyndrom kann mit Kortison-Injektionen, einer Nachtschiene, chirurgisch, aber auch mit Dehnübungen sowie Faszien-Rollmassagen behandelt werden.

Übungen zur Linderung der Beschwerden

Es gibt bestimmte Übungen, mit denen sich gewisse Risikofaktoren ausgleichen lassen. Dabei werden gleichzeitig auch die Sehnen und die Muskulatur der Hand oder Hände gedehnt und gestärkt, wobei die Dehnungsintensität weit über die Methoden normaler Physiotherapie hinausgeht. Neben diversen Dehnübungen haben sich auch sogenannte Faszien-Rollmassage als schmerzlindernd erwiesen.

Bei den Übungen sollte folgendes berücksichtigt werden:

  • Die Übung min. einmal täglich ausführen und an 6 Tagen pro Woche trainieren
  • Auf die Einnahme von Schmerzmitteln verzichten und stattdessen professionelle Hilfsmittel bei der Behandlung der Schmerzen nutzen
  • In jeden Übungsschritt 2 bis 2,5 Minuten Zeit investieren und in der jeweiligen Dehnungsposition min. 90 Sekunden lang bleiben
  • Geduldig sein, denn der Fortschritt kommt nicht über Nacht
  • Ruhe bewahren, wenn die Schmerzen aufgrund der Übungen zunehmen, da es sich um eine normale Reaktion des Körpers handelt

Quellen & Verweise[+]

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