Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Im Volksmund wird es als Wassersucht, Wasserbauch und Wasserbeine bezeichnet, wenn ein Körperteil durch eingelagerte Flüssigkeit anschwillt. In medizinischen Fachkreisen wird von einem Ödem gesprochen.Ist die Lunge von einer Flüssigkeitsansammlung betroffen, handelt es sich um ein Lungenödem1Lungenödem – https://deximed.de/home/klinische-themen/lunge-atemwege/krankheiten/gefaess-und-kreislauferkrankungen/lungenoedem – abgerufen am 4.12.2022. Da eine Ansammlung von Flüssigkeit im Lungengewebe lebensbedrohlich ist, ist eine schnelle Reaktion des Betroffenen erforderlich.

Warum es zu einem Lungenödem kommt, welche Symptome auftreten und wie die Behandlung aussieht, wird im Anschluss gründlich erläutert.

Das Wichtigste im Überblick

  • Art: Ansammlung von Flüssigkeit im Lungengewebe
  • Ursachen: allergischer Schock, Infektionen, Nierenversagen, Vergiftungen, Herzerkrankungen
  • Symptome: Angst, Unruhe, Atemgeräusche, beschleunigter Puls, Husten, Atemprobleme
  • Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Röntgen der Lunge
  • Behandlung: Medikamentöse Therapie mit Blutdrucksenkern, Nitraten und Entwässerungsmitteln. Bei Bedarf kann auch eine intensivmedizinische Behandlung erfolgen.

Was ist ein Lungenödem?

Bei Normalfunktion ist die Lunge dafür zuständig, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlenmonoxid abzugeben. Erkrankt der Mensch an einem Lungenödem, kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Lungengewebe und in den Alveolen (Lungenbläschen). Diese Flüssigkeitsansammlung ist als Ödem bekannt, das die Funktion der Lunge beeinträchtigt und damit in Verbindung auch den Sauerstoffaustausch.

Die Organe können nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, wenn die Lunge nicht mehr in der Lage ist, genug Sauerstoff aufzunehmen und Kohlenmonoxid abzugeben. Im schlimmsten Fall gerät der Betroffene in einen lebensbedrohlichen Gesundheitszustand, der dringend behandelt werden muss.

Das Lungenödem wird umgangssprachlich auch als Wasser in der Lunge bezeichnet, was medizinisch nicht korrekt ist. Denn bei der Flüssigkeitsansammlung handelt es sich eigentlich um die flüssigen Bestandteile des Blutes, auch als Plasma bekannt. Bei einem Lungenödem tritt das Plasma aus den Blutgefäßen und wird in das Lungengewebe gedrückt. Die Lunge wird durch die freie Flüssigkeit in ihrer Funktion beeinträchtigt, wobei die Ursachen dafür unterschiedlich sein können.

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Zur Entstehung eines Lungenödems kommt es, wenn sich in der Lunge Flüssigkeit ansammelt und ihre Funktion dadurch beeinträchtigt wird, sodass nicht ausreichend Sauerstoff aufgenommen und Kohlendioxid abgegeben werden kann.

Vier Stadien des Lungenödems

Ein Lungenödem verläuft in vier Stadien und die folgende Tabelle gibt kurze Einblicke in die einzelnen Phasen:

Lungenödem-Stadium Beschreibung Mögliche Beschwerden
I: Interstitielles Lungenödem Die Ansammlung der Flüssigkeit befindet sich im Zellzwischenraumgewebe (Interstitium) bzw. im bindegewebigen Stützgerüst und ist noch nicht in den Lungenluftraum übergetreten. Husten, flache und schnelle Atmung, Atembeschwerden, Unruhe
II: Alveoläres Lungenödem Zunächst dringt die Flüssigkeit in die Alveolen (Lungenbläschen) und später auch in die kleinen Bronchien ein. Hier ist dringend eine medizinische Hilfe notwendig. Erstickungsangst, schneller Puls, Atemgeräusche, schaumiger Auswurf, verstärkter Husten, zunehmende Atemnot
III: Schaumbildung In den Bronchien sammelt sich immer mehr Flüssigkeit, wobei dem Betroffenen ein Sauerstoffmangel droht. Finger und Lippen färben sich bläulich, rasselnde Atemgeräusche, verstärkte Schaumbildung
IV: Asphyxie (Atemstillstand) Der Betroffene tritt in einen lebensbedrohlichen Zustand. Kreislaufstillstand droht und der Patient muss umgehend mit Sauerstoff versorgt werden.

Welche Ursachen führen zu einem Lungenödem?

Verschiedene Einflüsse und Erkrankungen können zur Entwicklung eines Lungenödems führen, aber die häufigste Ursache2Lungenödem – Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs – https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/atemwege/lungenoedem.html – abgerufen am 4.12.2022 ist eine Herzerkrankung. In dem Fall wird von einem kardialen Lungenödem gesprochen.

Andere Auslöser kommen eher seltener in Frage und in dem Fall wird von einem nicht-kardialen Lungenödem gesprochen. Zudem können verschiedene Ursachen auch kombiniert auftreten.

Ursachen für den kardialen Lungenödem

Beim kardialen Lungenödem kommt es zum Austritt von Flüssigkeit, die durch Herzkrankheiten begünstigt wird. Wenn nämlich das Herz des Betroffenen zu schwach ist, staut sich das Blut an – von der linken Herzkammer zurück bis in die Lunge. Dadurch erhöht sich der Druck im Inneren der Lungenblutgefäße, wodurch die Blutflüssigkeit ins Lungengewebe und die Alveolen gedrückt wird und es zur Bildung eines Ödems kommt.

Eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) gilt als die häufigste Ursache für den kardialen Lungenödem, obwohl auch weitere Herzerkrankungen dazu führen können, darunter:

  • Herzklappenerkrankungen
  • Herzinfarkt
  • Herzmuskelentzündung
  • Herzrhythmusstörungen
  • Koronare Herzkrankheit (KHK)
  • Bluthochdruck

Ursachen für den nicht-kardialen Lungenödem

Lungenödem – Ursachen, Symptome und Behandlung

Wenn es zu einer Flüssigkeitsansammlung außerhalb des Herzens kommt, handelt es sich um einen nicht-kardialen Lungenödem. Sind zum Beispiel die Blutgefäßwände durchlässig, kann die Flüssigkeit aus den Blutgefäßen austreten.

Es kann aber auch andere Auslöser für die erhöhte Durchlässigkeit geben, darunter:

  • Höhenkrankheit: Das sogenannte Höhenlungenödem kann bei Menschen auftreten, die in über 3000 m Höhe bergsteigen. Die Blutgefäße können sich durch Sauerstoffmangel verengen. Demnach kann in den Gefäßen ein erhöhter Druck entstehen und folglich auch ein Lungenödem.
  • Akutes Lungenversagen (acute respiratory distress syndrome, ARDS): Wird meistens infolge eines allergischen Schocks, einer Blutvergiftung oder einer schweren Lungenentzündung ausgelöst. Zu einem derartigen Lungenödem kann in seltenen Fällen auch ein Schlaganfall oder eine Narkose führen.
  • Nierenerkrankungen: Die Nieren können bei einer Niereninsuffizienz oder einem Nierenversagen keine oder wesentlich weniger Flüssigkeit aus dem Körper ausscheiden. Dadurch kommt es im Körper zu einer Wasseransammlung, die bis in die Lunge reicht.
  • Giftstoffe: Die Lunge kann durch das Einatmen von Giftstoffen wie Chlorgas, Ozon oder Rauchgas so stark beschädigt werden, dass aus den Gefäßen Flüssigkeit austritt und ein sogenanntes toxisches Lungenödem entsteht.
  • Krankheiten des Nervensystems: Durch Hirnverletzungen (Schädel-Hirn-Trauma) oder infolge eines epileptischen Anfalls kann es zu einem neuronalen Lungenödem kommen.
  • Medikamente: Ein Lungenödem kann auch durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten entstehen, die etwa bei Lungenkrebs oder einer Lungentransplantation eingenommen werden.
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Während Herzerkrankungen die häufigsten Verursacher einer Wasseransammlung in der Lunge sind, gibt es auch das nicht-kardiale Lungenödem, welches durch andere Ursachen oder Erkrankungen entsteht.

Symptome einer Flüssigkeitsansammlung in der Lunge

Die Symptome beim Lungenödem unterscheiden sich abhängig davon, wie fortgeschritten die Erkrankung ist. Die plötzlich auftretende Atemnot ist das Hauptsymptom von Lungenödem. Diese ist so stark ausgeprägt, dass Betroffene Erstickungsängste verspüren.

Zudem sind folgende Symptome möglich, wenn das Lungenödem plötzlich auftritt:

  • schneller Puls
  • blase Haut
  • Unruhe und Angstzustände
  • Husten mit schaumigem und weißlichem, teils blutigem Auswurf
  • Hustenattacken
  • stärkere Beschwerden im Liegen (Orthopnoe)
  • Atemgeräusche (rasselnde Atmung)
  • Blaufärbung der Nase, Zehen, Finger, Schleimhäute oder Lippen (Zyanose)

Bei einem Lungenödem, das sich langsam entwickelt, prägen sich auch die Symptome zunächst nur schwach aus. Die meiste Zeit verspüren die Betroffenen anfangs die Atemnot nur im Liegen und können ansonsten normal atmen.

Wie wird ein Lungenödem diagnostiziert?

Der erste Ansprechpartner bei sich schleichend entwickelnden Atembeschwerden ist der Hausarzt oder noch besser der Lungenfacharzt. Akut auftretende Atemprobleme müssen im Krankenhaus oder durch den Rettungsdienst behandelt werden.

Zunächst erkundigt sich der Arzt nach bestehenden Vorerkrankungen (Lunge, Herz) und aktuellen Beschwerden. Die Krankheitsgeschichte sowie die typischen Symptome können dem Arzt bereits erste Hinweise auf ein Lungenödem geben.

Der Arzt führt zur weiteren Abklärung folgende Untersuchungen durch:

  • Körperliche Untersuchung in der Klinik: Mit einem Stethoskop hört der Arzt die Lunge ab und achtet dabei auf typische Rasselgeräusche. Danach misst er die Herzfrequenz und den Blutdruck. Zudem achtet er auf Anzeichen einer Sauerstoffunterversorgung, die sich zum Beispiel in Form von blauen Lippen manifestieren kann.
  • Röntgen der Lunge: Das Lungenröntgen ist die wichtigste ärztliche Untersuchung, um ein Lungenödem festzustellen. Auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann alternativ zum Einsatz kommen. Damit lässt sich ein beginnendes Lungenödem diagnostizieren, denn im Röntgenbild ist Flüssigkeit gut sichtbar.
  • Herzultraschall: Wenn der Arzt den Verdacht darauf hat, dass das Lungenödem infolge einer Herzerkrankung entstanden ist, verordnet er eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Damit lassen sich eine Herzschwäche oder strukturelle Veränderungen wie Herzklappenfehler gut sichtbar machen.
  • EKG: Ein Herzinfarkt oder Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen können mit Hilfe der Elektrokardiographie (EKG) nachgewiesen werden. Beides kann die Ursache für ein Lungenödem sein.
  • Blutgasanalyse (BGA) und Pulsoxymetrie: Der Arzt führt eine Blutgasanalyse oder eine Pulsoxymetrie durch, um festzustellen, ob und in welchem Ausmaß die Sauerstoffsättigung des Blutes eingeschränkt ist. Für die BGA muss Blut abgenommen werden, während ein Sensor am Ohrläppchen oder Finger die Sauerstoffsättigung bei der Pulsoxymetrie misst.
  • Blutuntersuchung: Hinweise auf mögliche Erkrankungen der Organe, die zu einem Lungenödem führen, können durch veränderte Blutwerte festgestellt werden.
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Bei Verdacht auf ein Lungenödem sollte unbedingt eine ärztliche Untersuchung stattfinden. Die Diagnose kann durch einen Facharzt mittels verschiedener Methoden gestellt werden.

Wie wird Wasserlunge behandelt?

Der sofortige Therapiebeginn ist für eine erfolgreiche Behandlung von großer Wichtigkeit. In der Regel lässt sich das gut behandeln, jedoch muss neben den akuten Maßnahmen auch die Behandlung der Grunderkrankung durchgeführt werden.

Für den langfristigen Therapieerfolg beim Lungenödem spielt die optimale Behandlung der auslösenden Erkrankung eine entscheidende Rolle. Je nach Ursache kann diese Behandlung ein breites Spektrum an Behandlungsmaßnahmen erfordern:

  • Ist z. B. ein Herzinfarkt die Ursache für das Lungenödem, wird eine Herzkatheteruntersuchung durch einen Arzt durchgeführt. Dadurch wird das verschlossene Herzkranzgefäß wieder geöffnet.
  • Bluthochdruck wird mit Allgemeinmaßnahmen (Raucherentwöhnung, gesunde Ernährung, Bewegung, Gewichtsnormalisierung) und blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt.
  • Bei einer chronischen Herzinsuffizienz ist meistens eine dauerhafte medikamentöse Behandlung erforderlich3NVL Chronische Herzinsuffizienz, 3. Auflage – https://www.leitlinien.de/themen/herzinsuffizienz/3-auflage – abgerufen am 04.12.2022.

Akute Therapiemaßnahmen

  • Aufrechte Position: Patienten werden auch im Krankenhaus in aufrechter Position im Bett gelagert, wodurch die Atmung erleichtert wird.
  • Entwässerungsmittel: Sogenannte Diuretika wie Furosemid sind die wichtigsten Präparate für die medikamentöse Behandlung. Diese bewirken, dass über die Nieren vermehrt Flüssigkeit ausgeschieden wird, wodurch bestehende Ödeme ausgeschwemmt werden. Außerdem wird dadurch das Blutvolumen vermindert und damit in Verbindung auch das Herz entlastet.
  • Blutdrucksenker: Die Ärzte verabreichen Blutdrucksenker (zum Beispiel Betablocker), wenn der Blutdruck beim Lungenödem erhöht ist.
  • Nitrate: Meistens werden Entwässerungsmittel in Kombination mit Nitraten (Nitroglycerin) verabreicht. Diese erweitern die Blutgefäße, verbessern die Sauerstoffversorgung und entlasten das Herz.
  • Sauerstoffgabe: Befindet sich der Betroffene in einem fortgeschrittenen Lungenödem-Stadium, wodurch im Körper zu wenig Sauerstoff vorhanden ist, erhält er über eine Nasenbrille oder Gesichtsmaske die fehlende Sauerstoffmenge. Eine künstliche Beatmung auf der Intensivstation kommt in besonders schweren Fällen zum Einsatz.
  • Weitere Medikamente: Die Betroffenen erhalten weitere Medikamente (z. B. starke Schmerzmittel, angstlösende Mittel oder Mittel gegen Übelkeit), je nachdem, welche Symptome bei der Erkrankung auftreten.

Aktuell werden mehrere klinische Studien zum Lungenödem durchgeführt4Klinische Studien zu Lungenödem – Register für klinische Studien – https://ichgcp.net/de/clinical-trials-registry/research/list?cond=Pulmonary%2BEdema – abgerufen am 04.12.2022, bei denen unter anderem neue Medikamente und Methoden zur Behandlung von Lungenödem untersucht und bewertet werden.

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Beim akuten Lungenödem handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Besteht ein Verdacht auf diese Erkrankung, sollte sofort ein Notarzt besucht werden. Der Betroffene soll in einer aufrechten Position verweilen, wodurch die Atemnot gelindert wird.

Lungenödem vorbeugen und rechtzeitig erkennen

Grundsätzlich sollten Atembeschwerden unklarer Ursache möglichst frühzeitig ärztlich untersucht werden. Besonders Menschen mit Nierenerkrankungen, Lungenerkrankungen, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten sich strikt an die Therapieempfehlungen halten und sich unverzüglich an einen Arzt wenden, wenn sich die Symptomatik verändert. Nur so kann einem Lungenödem eventuell vorgebeugt werden.

Durch die Beachtung einiger Punkte kann auch den zugrunde liegenden Erkrankungen gegengesteuert5Online-Informationen des Helmholtz Zentrums München – https://www.lungeninformationsdienst.de/ – abgerufen am 4.12.2022 und somit das Risiko verringert werden:

  • Beschwerden untersuchen lassen
  • ärztliche Kontrolltermine wahrnehmen
  • ärztlich angeordnete Medikamente einhalten
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotin
  • Sport und viel Bewegung an der frischen Luft
  • ausgewogene und vitaminreiche Ernährung
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Das Wichtigste für die Behandlung eines Lungenödems ist es, der Ursache für seine Entstehung auf die Schliche zu kommen. Das Lungenödem an sich lässt sich in den meisten Fällen erfolgreich behandeln, wobei ein besonderes Merkmal auf der Behandlung der Grunderkrankung liegt.

Quellen & Verweise[+]

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