Autorin Cornelia Wilhelm

Cornelia Wilhelm

Conny Wilhelm hat einen Master im Bereich der Medizingeschichte. Sie interessiert sich für Themen rund um Gesundheit, Ernährung und Psyche.

Keine Frage: Im Idealfall handelt es sich beim Verliebtsein um ein wunderschönes Gefühl. Die Schmetterlinge im Bauch machen ihrem Namen alle Ehre und sorgen für die berühmte rosa Brille“. Umgekehrt kann eine kaputte Beziehung die Psyche stark belasten.

Manche Menschen entwickeln in diesem Zusammenhang sogar das sogenannte „Broken Heart Syndrom“, dass durch Kummer und Stress ausgelöst werden kann und das zu 90 Prozent Frauen betrifft, die sich gerade in den Wechseljahren befinden1Gesund Bund  https://gesund.bund.de/broken-heart-syndrom – Abgerufen am 18.04.2023.

Keine Frage: Körper und Gefühlswelt sind eng miteinander verbunden. Gefühle der Verliebtheit sind jedoch letztendlich – auch, wenn es sich ein wenig rational anhören mag – „nur“ ein Produkt von Hormonen und den mit ihnen verbundenen Abläufen im Körper. Genauer gesagt sind die besagten Hormone und verschiedene Botenstoffe dafür verantwortlich, dass sich ein Mensch (im Idealfall) glücklich fühlt. Besonders interessant (und vielleicht auch ein wenig erschreckend) ist die Tatsache, dass sich die Arbeit der Gehirnregionen bei Verliebten mit der von Suchtkranken vergleichen lässt2https://www.fernarzt.com/magazin/liebe-vs-chemie/ – Abgerufen am 18.04.2023.

Und genau hiermit lässt sich mitunter auch erklären, weshalb eine kaputte Beziehung eine extreme Belastung für die menschliche Psyche darstellen kann. Denn: Was auf der einen Seite Glücksgefühle hervorruft, kann auf der anderen Seite die Lebensqualität deutlich einschränken. Dies gilt vor allem dann, wenn eine Beziehung sich zu einer Belastung entwickelt, weil beispielsweise Streitigkeiten an der Tagesordnung stehen, die Partnerschaft toxisch geworden ist und/ oder einer den anderen unterdrückt.

Viele Menschen, die es geschafft haben, sich aus einer belastenden Beziehung zu lösen, geben immer wieder an, dass sie nicht verstehen, weshalb ihnen der Absprung nicht schon vorher gelungen ist. Häufig werden Kinder als Grund dafür angeführt, zu bleiben. Dabei gibt es mittlerweile zahlreiche Geschichten, die belegen, dass Kinder besser in einem möglichst streitfreien Umfeld aufwachsen als in einem Umfeld, in dem sich ihre Erziehungsberechtigten in endlosen und teilweise sehr lauten Diskussionen verlieren.

Kaputte Beziehungen sind nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich

Es gibt viele Menschen, die sich einbilden, eine kaputte Beziehung auf den ersten Blick zu erkennen. Hierbei handelt es sich jedoch in der Regel um eine Fehleinschätzung. Stattdessen existieren zahlreiche unglückliche Pärchen, die wahre Meister darin sind, eine Art Versteckspiel zu spielen.

Egal, ob beim Pärchenabend oder beim gemeinsamen Essen im Restaurant: Immer wieder werden sie dafür gelobt, harmonisch miteinander umzugehen und ein Traumpaar zu sein. Hinter den Kulissen sieht es häufig jedoch anders aus. Oftmals schämen sich die Betroffenen für ihre gescheiterte Beziehung und haben Angst davor, sich ihren Freunden anzuvertrauen. Und genau das macht es so schwierig, zu helfen.

Im Laufe der Zeit müssen etliche Paare jedoch die Erfahrung machen, dass es schwerer als gedacht ist, die Fassade aufrechtzuerhalten. Spätestens jetzt machen sie sich auch selbst Gedanken über ihre Zukunft und darüber, ob sie mit ihrem aktuellen Partner wirklich noch den Rest ihres Lebens verbringen möchten.

Wer es schafft, sich eine möglicherweise gescheiterte Beziehung einzugestehen, fällt häufig in ein tiefes Loch. Immerhin werden auf diese Weise oft die letzten Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, in Frage gestellt. Hierbei handelt es sich um eine besonders intensive Belastung der Psyche, die häufig nur mit professioneller Hilfe überwunden werden kann.

Im schlimmsten Fall drohen Depressionen

Klar: Für sich selbst zu erkennen, dass es sich beim jeweils aktuellen Partner/ bei der jeweils aktuellen Partnerin nicht um den Traummann oder die Traumfrau handelt, kann schmerzhaft sein. Liebeskummer, gerade im Zusammenhang mit einer längeren und besonders intensiven Beziehung, ist vollkommen normal.

Spätestens dann, wenn eine Art Grenze überschritten wird, ist es jedoch an der Zeit, hellhörig zu werden. Dies gilt beispielsweise in den folgenden Fällen:

  • Die Betroffenen versuchen, ihre Trauer in Alkohol zu ertränken.
  • Sie schotten sich komplett von der Umwelt ab, melden sich über mehrere Wochen krank und nehmen nicht mehr am Alltag teil.
  • Sie kümmern sich nicht mehr um ihre Aufgaben, beispielsweise innerhalb der Familie.
  • Die Gedanken kreisen nur noch um die kaputte Beziehung und die Lebensqualität sinkt immer weiter.
  • Die Betroffenen werden aggressiv und/ oder denken vielleicht sogar an Selbstmord. (Sie bemerken, dass Sie mit einer derart belastenden Situation nicht selbst fertig werden? Die Telefonseelsorge ist unter Tel.: 0800 – 111 0 111 erreichbar.)

Es gibt zahlreiche Menschen, die bereits die Erfahrung machen mussten, dass es durchaus möglich ist, nach einer Beziehung bzw. direkt vor deren Ende in ein tiefes Loch zu fallen. Diejenigen, die bemerken, dass sie es nicht schaffen, sich selbst daraus zu befreien, sollten sich nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Viele Psychologen haben sich unter anderem explizit auf Partnerschaften, Liebeskummer und Co. spezialisiert und wissen dementsprechend, wie es um die Gefühlswelt Betroffener aussieht. Die gute Nachricht ist: Wer es geschafft hat, sich hier ein wenig zu öffnen und einsieht, dass er Hilfe braucht, hat bereits den ersten wichtigen Schritt unternommen. Diejenigen, die sich unsicher sind, ob der Gang zum Psychologen die richtige Lösung darstellt, können (und sollten) sich im ersten Schritt ihrem Hausarzt anvertrauen.

Was sorgt eigentlich dafür, dass man sich bei Liebeskummer so schlecht fühlt?

Wie eine kaputte Beziehung die Psyche belasten kann

Ebenso, wie sich das Gefühl des Verliebtseins erklären lässt, lässt sich auch auf vergleichsweise anschauliche Weise erklären, was sich bei Liebeskummer im Körper abspielt. Besonders wichtig und aussagekräftig ist hierbei die Tatsache, dass der Dopaminspiegel sinkt… und genau das beeinflusst den Gemütszustand. Im Extremfall (und wie oben erwähnt) bis zur Depression.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Untersuchungen, in deren Zusammenhang belegt werden konnte, dass Liebeskummer sowohl psychische als auch physische Folgen haben kann. Der berühmte „Herzschmerz“ ist dementsprechend greifbarer, als es im ersten Moment möglicherweise den Anschein haben mag.

Oder anders: Der Körper steht unter einem enormen Stress. Je länger diese Phase dauert, desto belastender wird sie in der Regel auch. Infolgedessen braucht der Organismus nicht nur Trost, sondern vor allem auch besonders viel Energie. Somit erklärt es sich von selbst, warum nun – gerade in den ersten Tagen des Liebeskummers – viel Adrenalin ausgeschüttet wird. Dieses wird dann vom Cortisol abgelöst. Das Cortisol baut Kraft auf und macht den Körper eigentlich leistungsfähig. Die Energie, die zur Verfügung gestellt wird, wird jedoch nicht wirklich gut abgebaut – unter anderem deswegen, weil viele Menschen, die unter Liebeskummer leiden, einen großen Teil des Tages weinend auf der Couch sitzen, anstatt beispielsweise Sport zu treiben. Die Folge: Die Betroffenen fühlen sich schlapp und antriebslos. Wer es nun nicht schafft, sich aufzuraffen, wird aller Wahrscheinlichkeit nach schon bald die ersten körperlichen Beschwerden, zum Beispiel in Form von Schmerzen im Brustkorb oder im Rücken, bemerken.

Weitere klassische, psychosomatische Beschwerden sind unter anderem:

  • Kopfschmerzen
  • Magenprobleme
  • Kreislaufprobleme
  • Unruhe
  • Schlaflosigkeit beziehungsweise Probleme beim Einschlafen.

Wer in einer kaputten Beziehung steckt oder sich gerade aus einer solchen lösen kann, empfindet es oft als besonders erleichternd, zu weinen. Auch hierbei handelt es sich um eine Art von Stressabbau, die in akuten Situationen besonders effektiv sein kann.

In gewisser Weise handelt es sich bei einem Beziehungsende um eine Situation, die mit einem Entzug bei einem drogenabhängigen Menschen verglichen werden kann. Der Körper (und unter anderem auch der Hormonhaushalt) fällt in einen absoluten Ausnahmezustand und oftmals ist die Psyche nicht dazu in der Lage, dem – zumindest zu Beginn – viel entgegenzusetzen.

Wenn dann die erste Phase der Trauer und der Wut überwunden ist, fällt es vielen leichter, wieder zum Alltag zurückzukehren.

Diese Tipps helfen Menschen, die in einer kaputten Beziehung stecken (oder die unter Liebeskummer leiden) oft weiter

Statistiken zeigen, dass mit einer durchschnittlichen Liebeskummer Dauer von etwa einem Jahr3https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1267682/umfrage/durchschnittliche-dauer-von-liebeskummer-nach-trennungen/ – Abgerufen am 18.04.2023 gerechnet werden sollte. Ausreißer nach oben oder nach unten gibt es natürlich immer. So macht es beispielsweise durchaus einen Unterschied, ob eine Person selbst verlassen hat oder verlassen wurde. Auch die Dauer der bisherigen Beziehung sollte in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden. Laut Volksmund braucht es etwa die Hälfte der Gesamtbeziehungsdauer, um über eine Trennung hinwegzukommen. Die folgenden Tipps helfen vielen dabei, nach all der Trauer wieder ein „Licht am Ende des Tunnels“ zu sehen.

  1.  Ablenkung! Egal, ob beim Essen mit Freunden, beim Feiern oder beim Flirten! So kommen die Betroffenen auf andere Gedanken.
  2. Weinen ist erlaubt. Das Schluchzen und das Zulassen der Gefühle helfen dabei, Stress abzubauen.
  3. Vorbei ist vorbei! Sex mit dem Ex ist Tabu. Ansonsten sind verletzte Gefühle so gut wie vorprogrammiert – vor allem dann, wenn sich einer noch nicht ganz von der Beziehung lösen kann.
  4. Wer bemerkt, dass er es nicht schafft, sich selbst mit der neuen Situation zu arrangieren, sollte nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist absolut keine Schande, unter Liebeskummer zu leiden. Erster Ansprechpartner kann die Telefonseelsorge, aber auch der Hausarzt sein.
  5. Zu guter Letzt ist es wichtig, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Nun ist es an der Zeit, die Krone wieder zu richten und nach vorne zu blicken. Wie wäre es mit einem neuen Hobby? Oder mit einem Wochenende in einer anderen Stadt? Die Möglichkeiten sind vielseitig und zeigen im Idealfall auf, dass das Leben ohne Ihn oder Sie auch schön sein kann.

Übrigens handelt es sich um ein Vorurteil, dass vor allem Frauen von Liebeskummer betroffen sind. Im Rahmen von Untersuchungen konnte aufgezeigt werden, dass die Geschlechter hier ähnlich agieren. Eine weitere Gemeinsamkeit: Diejenigen, die verlassen wurden, brauchen meist länger, bis sie sich auf ihrem Loch befreit haben 4https://www.presseportal.de/pm/55165/4978884 – Abgerufen am 18.04.2023.

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