Über fünf Millionen Menschen sind in Deutschland von Gelenkerkrankungen betroffen. Wenn der Stütz- und Bewegungsapparat Probleme macht, geht dies in vielen Fällen nicht nur mit körperlichen Beschwerden einher. Doch wie funktionieren Gelenke überhaupt und was können wir tun, um diese gezielt zu unterstützen?
Die wichtigsten Informationen im Überblick
- Insgesamt befinden sich in unserem Körper ca. 140 echte Gelenke und ca. 72 unechte Gelenke
- Diarthrosen sind echte Gelenke, Synarthrosen unechte Gelenke
- Echte Gelenke besitzen einen Gelenkspalt, welcher über Gelenkschmiere verfügt
- Der Gelenkspalt liegt zwischen den Gelenkflächen
Was sind Gelenke?
Bei Gelenken handelt es sich um einen essentiellen Bestandteil unseres Bewegungsapparats. Sie fungieren als bewegliche Verbindungsstellen zwischen den Knochen und ermöglichen die nötige Beweglichkeit und Stabilität. Zeitgleich dienen die Knorpel als „Stoßdämpfer“ und „Schmiermittel“ für unsere Gelenke. Insgesamt befinden sich in unserem Körper ca. 140 echte Gelenke und ca. 72 unechte Gelenke.
Was ist der Unterschied zwischen „echten“ und „unechten“ Gelenken?
Echte Gelenke (z. B.: Knie- und Hüftgelenke) verfügen über einen Gelenkspalt, welcher einen höheren Bewegungsradius ermöglicht. In der Folge ermöglichen sie bestimmte Bewegungsrichtungen. Ein echtes Gelenk besteht in der Regel aus Gelenkflächen mit einem glatten Knorpelüberzug. Der Knorpel verhindert, dass die Knochen aneinander reiben. Zudem soll er Unebenheiten ausgleichen. Der mit Gelenkflüssigkeit gefüllte Gelenkspalt befindet sich zwischen den Gelenkflächen und soll die Reibung reduzieren. Das Gelenk ist von einer Gelenkkapsel, welche wiederum aus mehreren Schichten besteht, umgeben.
Die „unechten“ Gelenke (Bsp.: Bandscheibe, Brustbein) haben keinen Gelenkspalt. In diesem Fall sind die Knochen direkt durch Bindegewebe oder Knorpel miteinander verbunden. Unechte Gelenke sind nur eingeschränkt beweglich.
Unterschiedliche Formen
Gelenke werden in fünf verschiedene Ausprägungsformen gegliedert und unterscheiden sich in ihrer Struktur und der jeweiligen Bewegungsachse.
Das Drehgelenk: Bei Drehgelenken handelt es sich um eine Variante der „echten“ Gelenke. Sie werden durch einen zapfenförmigen Gelenkkopf und eine rillenförmige Gelenkpfanne charakterisiert und verfügen über eine Bewegungsachse. Drehgelenke können Drehbewegungen und Rotationen ausüben. Zu den bekanntesten Vertretern zählen das Kniegelenk und das Ellen-Speichen-Gelenk. Abhängig davon, in welche Richtung sich das Gelenk drehen kann, unterscheidet man zwischen Rad- und Zapfengelenk. Bei einem Radgelenk dreht sich die nach innen gewölbte Gelenkpfanne um den feststehenden Zapfen, beim Zapfengelenk dreht sich der Zapf in der konkaven Gelenkpfanne.
Das Scharniergelenk: Scharniergelenke (z. B.: Ellenbogen und das obere Sprunggelenk) zählen zu den „echten“ Gelenken. Sie weisen eine Bewegungsachse auf und können demnach nur Streckungen und Beugungen ausführen. Sie verfügen über eine Gelenkpfanne und einen Gelenkkopf. Straffe Bänder verhindern, dass die Bänder zur Seite ausbrechen. Scharniergelenke sind in der Lage, Beugungen und Streckungen auszuführen.
Das Sattelgelenk: Sattelgelenke wie das Daumengelenk sind Formvarianten „echter“ Gelenke. Sie haben zwei Bewegungsachsen, sodass sie Bewegungen in vier Richtungen ausüben können.
Das Kugelgelenk: Kugelgelenke (z. B.: Schultergelenk) setzen sich aus einer Gelenkpfanne und aus einem kugelförmigen Gelenkkopf zusammen. Sie sind eine Formvariante der „echten“ Gelenke.
Das Eigelenk: Eigelenke oder auch Ellipsoidgelenke (z. B.: das Handgelenk, Atlanto-okzipital-Gelenk) verdanken ihren Namen ihrer eierartigen Form. Sie bestehen aus zwei Gelenkteilen, wobei ein Teil einer konkav und der andere Teil konvex ist. Dadurch können Eigelenke Beugungen und Streckungen und Seitwärtsbewegungen vollziehen.
Gelenkerkrankungen
Statistiken verdeutlichen, wie stark Gelenkerkrankungen in unserer Gesellschaft verankert sind. Demnach leiden alleine hierzulande etwa 10 Menschen an behandlungsbedürftigen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats 1Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. – https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Daten-und-Fakten/Rheuma-in-Zahlen.html – Abgerufen am 05.0.2022.
Formen von Gelenkerkrankungen
Arthrose
Bei einer Arthrose handelt es sich um eine verschleißbedingte Abnutzung bzw. Schädigung des Gelenkknorpels. In der Folge verliert der Knorpel seine dämpfende Wirkung und der darunterliegende Knochen wird verstärkt belastet. Wenn Knorpel und Knochen aufeinander reiben, verändert sich auf Dauer ihre Form. Arthrose stellt die häufigste Gelenkerkrankung überhaupt dar. Alleine in Deutschland leiden in etwa fünf Millionen Menschen unter Beschwerden, die von einer Arthrose ausgehen. Die Knie sind am häufigsten von einer Arthrose betroffen 2statista – https://de.statista.com/statistik/daten/studie/260243/umfrage/lokalisation-von-arthrose-bei-betroffenen-in-deutschland-nach-geschlecht/ – Abgerufen am 06.09.2022.
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Wie entsteht eine Arthrose?
Es gibt verschiedene Ursachen für die Entstehung einer Arthrose. Neben der degenerativen Abnutzung der Gelenkknorpel zwischen den Gelenken kann eine Arthrose die Folge von Gelenkinfektionen, Fehlstellungen und Verletzungen sein. Dauerhafte Überlastung, Übergewicht, der Konsum von Giftstoffen (Nikotin und Alkohol) und Bewegungsmangel zählen zu den größten Gefahrenquellen.
Prävention ist entscheidend
Die Vermeidung der genannten Risikofaktoren nimmt bei der Prävention von Arthrose eine wichtige Rolle ein. Durch den Wandel unserer Arbeitswelt verbringen immer mehr Menschen ihren Arbeitsalltag in einer sitzenden Position. In Kombination mit Bewegungsmangel und Übergewicht stellt dies eine enorme Gefahrenquelle dar. Wer dem nicht entgegenwirkt, schadet unter Umständen seinen Gelenken. Um einen Ausgleich zu schaffen, raten viele Experten zu körperlicher Aktivität. Durch regelmäßige Bewegung fördern wir unser Herz- Kreislaufsystem und stärken unsere Gelenke, weil Bewegung die Produktion von Gelenkflüssigkeit anregt und im Resultat schmerzlindernd wirken kann. Neben der körperlichen Aktivität sollte der Fokus auf einer ausgewogenen Ernährung liegen, um die Gelenke nachhaltig zu schützen.
Diese Lebensmittel eignen sich bei Arthrose
- Fettarmer Joghurt
- Mineralwasser
- Eisen, Jod, Zink
- Hering
- Forelle
- Brokkoli
- Knoblauch und Zwiebeln
- Walnüsse
- Spinat
- Lauch
Diese Lebensmittel eignen sich nicht bei Arthrose
- Butter
- Schlagsahne
- Schmalz
- Käse
- Kuchen
- Wurst
- Innereien
Arthritis
Bei Arthritis handelt es sich um eine Entzündung der Gelenke. Symptomatisch für eine Arthritis sind Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit und Überwärmung. Je nach Anzahl der entzündeten Gelenke unterscheidet man zwischen den folgenden Formen: Monoarthritis (ein Gelenk ist betroffen), Oligoarthritis (wenige Gelenke sind betroffen) und Polyarthritis (viele Gelenke sind betroffen).
Bei einer symptomatischen Behandlung kommen häufig nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen zum Einsatz, um die Hemmung von entzündungsfördernden Botenstoffen zu erreichen. Darüber hinaus können Ärzte kortisonhaltige Präparate und sogenannte Coxide verschreiben.
Bandscheibenvorfall
Bei einem Bandscheibenvorfall handelt es sich um einen Durchbruch des Gallertkerns der Bandscheibe. Der Gallertring bricht dabei durch den äußeren Faserring der Bandscheibe und fließt in den Wirbelkanal hinaus. Die meisten Bandscheibenvorfälle treten im Bereich des Lendenwirbels auf. Mit dem Alter verliert die Bandscheibe an Elastizität und verschleißt durch die langjährige Belastung. Neben Verschleiß zählen Sportverletzungen, Haltungsschäden, Fehlstellungen und Übergewicht zu den typischen Ursachen für einen Bandscheibenvorfall.
Gelenkentzündung bei Schuppenflechte
Schuppenflechte kann die Gelenke befallen. In diesem Zusammenhang sprechen Mediziner von einer Psoriasis Arthritis. Auch wenn die Haut nur leicht betroffen ist, kann diese Form von Schuppenflechte die Gelenke bereits stark schädigen.
Gicht
Bei Gicht handelt es sich um eine Stoffwechselkrankheit, die in vielen Fällen mit entzündeten Gelenken einhergeht. Die Krankheit tritt auf, wenn sich zu viel Harnsäure im Körper ansammelt und ablagert.
Quellen & Verweise