Die Gesundheit unserer Psyche ist eine wichtige Grundvoraussetzung für unser allgemeines Wohlbefinden. Wenn uns z. B. verschiedene Ängste im Alltag quälen, werden wir von Stress und Unruhe gefolgt. Solche Situationen stellen eine Bedrohung für unsere psychische Gesundheit dar.
Um psychisch, aber auch körperlich gesund zu bleiben, ist es notwendig, die Psyche besser zu verstehen.
Was ist die Psyche?
Das Wort Psyche hat seinen Ursprung in der griechischen Sprache und bedeutet “die Seele”. Die Psyche impliziert alle geistigen Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale einer Person. Sie umfasst Gefühle, Gedanken und andere spirituelle Fähigkeiten, wie die Lernfähigkeit, Emotionen, Empathie, Intuition, Motivation und viele andere. Sogar Träume sind mit der Psyche verbunden.
Sigmund Freud gilt als Vater der Psychologie und er teilte die menschliche Psyche nach seinem sogenannten „Drei-Instanzen-Modell“1Struktur-Modell der Psyche – Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik – https://lexikon.stangl.eu/4394/struktur-modell-der-psyche – abgerufen am 14.05.2023 in drei verschiedene Teile:
- ES: Das „Es“ bezieht sich auf unsere Handlungstriebe, wie z. B. das Essen oder den Sexualtrieb. Hier ordnete Freud auch Affekte ein, also vorübergehende Gefühle wie Eifersucht oder Hass.
- ÜBER-ICH: Hierzu zählt unser Bewusstsein, das als moralische Instanz gilt und ein wesentlicher Teil unseres eigenen Ideals ist.
- ICH: Während „ES“ und „ÜBER-ICH“ laut Freud im Verborgenen stattfinden, steckt in „ICH“ unser Selbstbewusstsein. Es hängt von den beiden vorherigen Instanzen ab.
Psyche kann jedoch auf verschiedene Weisen definiert werden. Obwohl die Weltgesundheitsorganisation keine eigene offizielle Definition der Psyche hat, wird sie allgemein als Zustand des „vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“ definiert.
Denken und Fühlen: Das emotionale System des Menschen
Das Gehirn ist das Zentrum unseres Körpers, welches Sinneseindrücke verarbeitet, zu Ideen führt oder Erinnerungen trägt. Mit dem Rückenmark bildet das Gehirn das zentrale Nervensystem. Es entwickelt und schafft im Laufe des Lebens neue Verbindungen. Dieser Prozess wird als Neuroplastizität bezeichnet.
Nervenzellen im Gehirn kommunizieren mithilfe elektrischer Impulse. Die sogenannten Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe (die bekanntesten sind u. a. Noradrenalin, Dopamin und Serotonin), welche die Weiterleitung von Reizen von einem Nerv zum anderen ermöglichen.
Das Gehirn schafft große Meisterwerke, und eines davon ist das Denken. Während des Denkprozesses unterscheiden, interpretieren und sortieren wir Informationen. So können Erinnerungen, Erwartungen und Wissen in einem Zusammenhang betrachtet werden – und zu einer Erkenntnis führen.
Mithilfe des emotionalen Systems entstehen auch Gefühle im Gehirn. Dafür sind der orbitofrontale Kortex, die Amygdala, die Basalganglien und weitere unspezifische Hirnregionen zuständig.
Mit Gefühlen können sich Menschen in andere hineinversetzen. In der Wissenschaft ist es als „Theorie des Geistes“2Theorie des Geistes: Der Schlüssel für zwischenmenschliche Beziehungen – https://gedankenwelt.de/theorie-des-geistes-der-schluessel-fuer-zwischenmenschliche-beziehungen/ – abgerufen am 14.05.2023 bekannt. Darunter versteht man die Kompetenz einer Person, sich das Denken, Wissen und das Fühlen einer anderen Person mental vorzustellen.
Doch auch bei Entscheidungen spielen Gefühle eine wichtige Rolle, denn sie unterstützen weitgehend den Entscheidungsprozess. So werden bestimmte Absichten oder Verständnisse durch Gefühle beeinflusst und manche Situationen werden nur aufgrund von persönlichen Erfahrungen oder Eindrücken verstanden.
In den ersten Lebensjahren entwickelt sich die Persönlichkeit in großen Schritten. Jeder Persönlichkeit können bestimmte langzeitstabile Eigenschaften zugeordnet werden, wie zum Beispiel das Verhalten, das Temperament oder die Einstellung. Gerät das Verhalten oder das Erleben ständig aus dem Gleichgewicht, kann sich dahinter eine psychische Störung verbergen.
Psychische Gesundheit
Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation ist psychische Gesundheit ein Zustand des Wohlbefindens, in dem die Menschen ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten können.
Die psychische Gesundheit wird als eine bedeutungsvolle Quelle angesehen und als „Humankapital“ der Gesellschaft bezeichnet. Eine gute psychische Gesundheit ist wichtig, damit sich Menschen erfolgreich individuell entwickeln, für sich selbst sorgen, aber auch mit anderen Menschen interagieren können.
Psychische Störungen
Genau wie der Körper kann auch die Psyche krank werden. Psychotherapeuten und Psychiater sprechen dann von psychischen Störungen. Psychische Störungen sind Störungen der psychischen Gesundheit einer Person, die meistens durch eine Kombination aus belastenden Gedanken, Emotionen, Verhalten und Beziehungen zu anderen Personen gekennzeichnet sind.
Die psychische Gesundheit wird nicht nur durch die persönlichen Eigenschaften einer Person beeinflusst, sondern auch durch das soziale Umfeld, in dem eine Person Zeit verbringt. Diese Determinanten interagieren dynamisch und können die psychische Gesundheit stark gefährden oder aber schützen.
Doch die Psyche ist immer noch ein Tabuthema und es existieren gewisse Schamgefühle, wenn Gespräche über psychische Verletzungen oder Beschwerden geführt werden. Gleiches gilt für das Hilfesuchen bei psychischen Beschwerden.
Psychische Störungen können auch durch genetische sowie einige körperliche Faktoren verursacht werden, zum Beispiel wenn ein Botenstoff-Ungleichgewicht vorhanden ist. Allerdings fällt es vielen Menschen schwer, über eine psychische Behandlung zu sprechen.
Zusammenhang zwischen seelischer und körperlicher Gesundheit

Der Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und den häufigsten körperlichen Krankheiten ist eindeutig. Psychische Störungen können beispielsweise durch Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs entstehen. Risikofaktoren für das Auftreten psychischer Störungen sind ebenfalls eine sitzende Verhaltensweise und Alkoholmissbrauch.
Leider werden diese Zusammenhänge in der klinischen Praxis oft vernachlässigt, was zu einer höheren Zahl von Todesfällen und Behinderungen führt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben Menschen, die mit psychischen Störungen wie z. B. einer Schizophrenie zu kämpfen haben, bis zu 20 Jahre jünger als der Rest der Bevölkerung3Mental disorders – https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/mental-disorders – abgerufen am 14.05.2023.
Eine große Anzahl dieser Fälle kann nicht mit einer bestimmten Ursache (z. B. Suizid) in Verbindung gebracht werden, sondern wird auf andere Ursachen zurückgeführt, wie z. B. auf nicht übertragbare Krankheiten, die nicht gut erkannt und behandelt wurden.
Psychischer Druck und Stress sorgen für schwarze Prognosen
Es wird oft diskutiert, dass das Leben heutzutage viel belastender ist als die Lebensweise noch vor wenigen Jahrzehnten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Anzahl der Menschen, die mit psychischen Störungen zu kämpfen haben, jährlich zunimmt. Tatsächlich sind die Menschen heute größerem Druck und Stress ausgesetzt, insbesondere was den Arbeitsaspekt betrifft.
Auch Ausnahmezustände tragen dazu bei, ein Ungleichgewicht dessen zu schaffen, was wir als Psyche definieren – und genau das war der Fall während der Covid-19-Pandemie. Die Veränderungen und extremen Bedingungen, denen die Menschen während der Covid-Pandemie ausgesetzt waren, betrafen insbesondere die jüngere Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 24 Jahren.
Die am häufigsten behandelten Diagnosen dieser Altersgruppe waren psychische Störungen und Verhaltensstörungen, und das bei 18 % aller Krankenhausbehandlungen. Diese Daten wurden im Bericht4Psychische Erkrankungen wurden 2020 bei 18 % der Krankenhausbehandlungen von 15- bis 24-Jährigen diagnostiziert – https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2022/PD22_32_p002.html – abgerufen am 14.05.2023des Statistischen Bundesamtes innerhalb der Themenreihe zum Europäischen Jahr der Jugend veröffentlicht.
Im Jahr 2005 waren psychische Störungen der dritte Grund in Folge für eine Krankenhausbehandlung von Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren. Dieser Anteil ist im Zeitraum von 15 Jahren von 12 % auf 18 % (Stand 2020) gestiegen.
Wenn die Psyche Hilfe benötigt
Jeder hat mindestens einmal in seinem Leben eine psychische Belastung erlebt. Angesichts der Tatsache, dass die Anzahl der Patienten mit psychischen Beschwerden ständig wächst, ist es von größter Bedeutung, den eigenen psychischen Zustand wahrzunehmen. Denn die Psyche benötigt ihre Pflege genauso wie der Körper, um die Gesundheit aufrechtzuerhalten.
Oft sind sich viele Menschen nicht bewusst, dass sie eine psychische Störung entwickelt haben, was auf mangelnde Informationen und fehlendes Wissen zurückzuführen ist.
Allerdings kann ein Mensch seine psychische Gesundheit nur teilweise beeinflussen, was bedeutet, dass die jeweilige Person nicht schuld daran ist, wenn sich bei ihr eine psychische Störung entwickelt. Neben den persönlichen Lebensumständen wird die psychische Gesundheit auch von anderen sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst.
In manchen Situationen, wie z. B. einer Trauerbewältigung, kann schon eine Beratung hilfreich und ausreichend sein. Bei bestimmten Erkrankungen, wie z. B. Depressionen, ist jedoch eine fachliche und allumfassende Behandlung unvermeidlich.
Quellen & Verweise