Die leicht eingesunkenen und entzündeten Stellen an der Mundschleimhaut, die oft fies schmerzen und einen weiß-gelblichem Belag aufweisen, werden als Aphthen bezeichnet. Nicht selten bilden sich gleich mehrere solche Schleimhautdefekte im Mund.
Sie heilen binnen 4 bis 14 Tagen von selbst aus, doch dieser Heilungsprozess kann mit einigen Mitteln auch beschleunigt werden. Doch wer einmal davon betroffen war, wird sie meistens wieder mal haben – im schlimmsten Fall alle paar Wochen. In diesem Fall sprechen die Mediziner von chronisch rezidivierender Aphthose.
Was verursacht aber die Aphthen, welche Symptome entstehen dabei und welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Diese Fragen werden nachfolgend näher behandelt.
Was sind Aphthen und welche Formen davon gibt es?
Aphthen treten vorwiegend an der Mundschleimhaut oder am Zahnfleisch auf, aber auch im Gaumen, an der Innenseite der Lippen oder auf der Zungenspitze. Meistens sieht die betroffene Person bei der Betrachtung der Mundschleimhaut im Spiegel einen milchig-gelblichen Fleck, der von einem rötlichen Rand umhüllt ist. Der betroffene Bereich brennt und schmerzt. Diese Beschwerden werden verstärkt, wenn der Betroffene zum Beispiel einen sauren Orangensaft trinkt oder etwas isst.
Sie treten meistens ab dem 20. Lebensjahr auf und gehören zu den häufigsten Krankheiten der Mund- und Rachenschleimhaut1Aphten – https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/zahnkrankheiten/aphthen-734089.html – abgerufen am 07.11.2022. Dabei sind Frauen im Vergleich zu Männern häufiger von dieser Erkrankung betroffen.
Grundsätzlich gibt es drei Formen von Aphthen:
Minor Aphthen
Minor Aphthen schädigen die Schleimhaut eher oberflächlich und haben die Größe einer Linse. Da es keine großen Schäden gibt, heilen die Minor-Aphthen ohne Narbenbildung ab. Meistens bestehen sie über einen Zeitraum von einer Woche und bis zum Ende der darauffolgenden Woche heilen sie von selbst aus. Rund 80 bis 90 % der Aphthen entfallen auf die Minor-Aphthen.
Major Aphthen
Sogenannte Major Aphthen betreffen weit weniger Menschen. Diese Form dringt tiefer in die Schleimhaut ein und kann bis zu 3 cm groß werden. So kann es manchmal Wochen dauern, bis die Major-Aphthen verheilt sind. Diese Form heilt übrigens mit einer Narbenbildung aus, da es sich um tiefergreifende Gewebeschädigung handelt.
Stomatitis herpetiformis
Herpetiforme Aphthen treten sehr selten auf. Sie erscheinen oft an den Innenseiten der Lippen oder am Zungenrand und ähneln den Herpes-Bläschen. Sie können bei dieser Form in großer Zahl auftreten, wobei ihre Größe nur wenige Millimeter beträgt. Sie werden zwar nicht durch das Herpes-Virus verursacht, verdanken ihren Namen aber der herpesähnlichen Erscheinung.
Merkmale der einzelnen Formen von Aphthen im Überblick:
Form | Häufigkeit | Erscheinungsstelle | Anzahl | Größe | Dauer |
Minor-Aphthen | ca. 85 % | in Mundhöhle, selten am Zahnfleisch oder harten Gaumen | 1 bis 4 gleichzeitig | 2 – 5 mm
(oberflächlich) |
7 – 10 Tage |
Major-Aphthen | ca. 10 % | in gesamten Mundraum, auf der Zunge und am Gaumenbogen | 1 oder 2 gleichzeitig | 10 – 30 mm
(tief und verhärtet) |
2 – 4 Wochen |
Herpetiforme Aphthen | ca. 5 % | im gesamten Mundraum (u. a. Zahnfleisch und Gaumen) | 50 bis über 100 gleichzeitig | 1 – 2 mm
(oberflächlich) |
7 – 10 Tage |
Was sind die Auslöser?
Die Ursache für wiederkehrende Aphthen lässt sich wissenschaftlich nicht fundiert nachweisen. Die meisten Betroffenen sind ansonsten gesund, obwohl die Entzündungen der Schleimhaut auf eine Immunreaktion zurückzuführen sind. Bestimmte Faktoren scheinen in manchen Fällen die Entstehung von Aphthen zu begünstigen2Aphthen & Bläschen im Mund: Ursache & Behandlung – https://www.deutsche-familienversicherung.de/zahnversicherungen/zahnzusatzversicherung/ratgeber/artikel/aphthen-im-mund-ursachen-symptome-behandlung-hausmittel/ – abgerufen am 07.11.2022.
So können folgende Ursachen zu Aphthen führen:
- Mangel an Vitamin B12, Folsäure, Zink und Eisen
- Genetische Veranlagung (habituelle Aphthen kommen familiär öfter vor)
- Empfindliche Reaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel (z. B. Zitrusfrüchte, Nüsse, Alkohol, Tomaten)
- Geschwächtes Immunsystem
- Psychische Belastungen, Stress
- Schwankender Hormonhaushalt
- Mangelnde Mundhygiene
- Medikamente (z. B. entzündungshemmende Präparate)
- Kleine mechanische Verletzungen im Mund (z. B. durch verwendete Instrumente bei einem Zahnarztbesuch, Verletzungen durch die Zahnbürste oder Bissverletzungen durch einen schlechtsitzenden Zahnersatz)
Aphthen können aber auch in Verbindung mit anderen Erkrankungen auftreten, darunter:
- Darmerkrankungen (z. B. Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn)
- Ernährungsbedingte Defizite
- Neutropenie (Verminderung bestimmter weißer Blutzellen)
- Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit des Dünndarms)
- Das Sweet Syndrom (eine seltene Hauterkrankung)
- Morbus Behcet (entzündliche und seltene Gefäßerkrankungen)
- HIV-Infektion
Bislang konnten Bakterien oder Viren nicht als Ursachen nachgewiesen werden.
Welche Symptome treten auf?
Für das Erscheinen gibt es in der Regel keine Anzeichen, da diese innerhalb weniger Stunden auftreten können3Hilfe bei Aphten | Aphten erkennen & behandeln – https://www.wolfs-apotheke.de/gesundheitsbibliothek/index/aphthen/ – abgerufen am 07.11.2022. So kann es vorkommen, dass der Betroffene abends ohne Beschwerden ins Bett geht und am nächsten Morgen eine Aphthe bemerkt. Dabei sind Aphthen meistens sehr schmerzhaft, insbesondere wenn sie auf der Zunge erscheinen.
Eine solche Stelle im Mund stört beim Sprechen und Essen und ist allgemein sehr unangenehm. Der Schmerz ist vielmehr von der Beanspruchung der Stelle abhängig, als von der Größe der Aphthe. Aphthen können manchmal auch unangenehmen Mundgeruch und in seltenen Fällen sogar Fieber auslösen. In der Regel sind die Schmerzen nach 2 bis 5 Tagen verschwunden und die noch nicht vollkommen abgeheilte Stelle wird danach als störend empfunden.
Die Aphthen durchlaufen von ihrer Entstehung bis zur Heilung verschiedene Phasen4Aphten – Ursachen, Symptome und Vorbeugung – https://www.fernarzt.com/krankheiten/aphthen/ – abgerufen am 07.11.2022. Insgesamt sind es vier Phasen:
- Prodromalstadium (Dauer: 24 Stunden)
- Rauigkeit
- Brennen
- Spannungsgefühl
- Kribbeln
- Präulzeröse Phase (Dauer: 1-3 Tage)
- Verhärtete Knötchen
- Entzündliche Rötung
- Ulzeratives Stadium (Dauer: 1-16 Tage)
- Belegte Geschwüre mit aufgeworfenem Rand
- Abheilungsphase (Dauer: 4-30 Tage)
Wie werden Aphthen diagnostiziert?
Der Arzt stellt aufgrund des klinischen Bildes und einer Befragung die Diagnose. Dabei werden aber keine spezifischen Labortests durchgeführt. Beschwerden und Aussehen bei Aphthen sind in der Regel so typisch, dass sie mühelos erkannt werden können. Normalerweise heilen Aphthen von selbst wieder ab, sind unbedenklich und nicht ansteckend.
Der Gang zum Arzt ist nur dann empfehlenswert, wenn die Aphthen:
- Besonders groß sind
- Immer wieder auftreten
- Bakterielle Infektionen auslösen, die in Verbindung mit Entzündungen stehen
- Nach 1 bis 3 Wochen nicht wieder verschwinden
Im Zuge einer gründlichen Anamnese wird sich der Arzt u. a. nach den Essgewohnheiten des Patienten sowie Beschwerden wie Verdauungsbeschwerden, geschwollenen Lymphknoten oder Mundgeruch erkundigen5Aphthen behandeln und vorbeugen – https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Aphthen-behandeln-und-vorbeugen,aphthen104.html – abgerufen am 07.11.2022.
Dabei kann möglicherweise eine Blutuntersuchung veranlasst werden, um eine eventuelle Mangelversorgung zu identifizieren, wenn der Verdacht danach besteht. Liegt der Verdacht auf eine immunvermittelte Systemkrankheit, werden entsprechend weitere Untersuchungen angeordnet.
Wie verläuft die Behandlung von Aphthen?
Normalerweise verschwinden die Entzündungen nach 1 bis 3 Wochen von allein, sodass ein Arztbesuch überflüssig ist. Trotzdem können die unangenehmen Schmerzen, die in Verbindung mit der Erscheinung von Aphthen stehen, mit verschiedenen Mitteln gelindert und dadurch auch der Heilungsprozess beschleunigt werden:
- Pflanzliche Mittel: Die Heilung kann durch pflanzliche, entzündungshemmende Mittel beschleunigt werden. Der Betroffene selbst kann einen Salbei- oder Kamillentee kochen und den Mund nach dem Abkühlen des Tees damit ausspülen. Die betroffene Stelle kann auch mit Melissenextrakt oder Teebaumöl eingerieben werden.
In einer Studie6Clinical efficacy of new aloe vera- and myrrh-based oral mucoadhesive gels in the management of minor recurrent aphthous stomatitis – https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jop.12130 konnte auch die positive Wirkung des Aloe Vera Gels nachgewiesen werden: Die Aphthen waren weniger entzündet, schmerzten weniger und heilten schneller als in der Placebo-Gruppe.
Außerdem können heilungsfördernde Tinkturen (z. B. mit Rhabarberwurzel oder Myrrhe) aus der Apotheke Linderung verschaffen. Der Heilungsprozess wird durch die ätzende Wirkung dieser Stoffe beschleunigt, indem abgestorbenes Gewebe abgestoßen wird.
- Schmerzmittel: In der Apotheke können verschiedene Spülungen, Gele und Salben gekauft werden, die betäubende Lokalanästhetika enthalten. Meistens handelt es sich dabei um den Wirkstoff Lidocain. Diese Schmerzmittel wirken jedoch nicht gegen die Ursachen der Aphthen, sondern rein schmerzlindernd.
- Wasserstoffperoxid: Eine Wasserstoffperoxid-Lösung desinfiziert die Mundhöhle und tötet die Keime im Mund ab. Diese Maßnahme sollte aber lieber mit einem Arzt abgesprochen werden, weil die Mundschleimhaut durch hochkonzentriertes Wasserperoxid gereizt werden kann. Neben diesem Mittel gibt es auch andere desinfizierende Mundspülungen in der Apotheke.
- Mundhygiene: Damit sich keine Bakterien im gereizten Mundraum ausbreiten können, sollte der Betroffene auf eine gründliche Mundhygiene achten, z. B. mit einer Mundspülung.
- Ernährung: Wenn bestimmte Nahrungsmittel die Schmerzen verstärken, wie z. B. scharfe Gewürze oder Zitrusfrüchte, sollte darauf verzichtet werden. Eine entsprechende Wirkung auf die Schmerzverstärkung hat möglicherweise auch Alkohol.
Vorbeugung
Da die Gründe für Mundaphten ausgesprochen vielfältig sein können und kaum konkret festzustellen sind, sollte der Entstehung von Schleimhautdefekten rechtzeitig entgegengewirkt werden. An erster Stelle steht vor allem ein starkes Immunsystem, weshalb der Fokus von regelmäßig Betroffenen auf der Stärkung ihres Immunsystems liegen sollte. Das umfasst unter anderem:
- Gesunde Ernährung
- Ausreichend Bewegung
- Ausreichend Entspannung
- Genügend Schlaf
Wenn sie häufig auftreten, sollte auch festgestellt werden, ob der Auslöser eventuell ein spezielles Lebensmittel ist.
Quellen & Verweise