Dr Sören Reinhard

Dr. Sören Reinhard

Dr. Sören Reinhard ist Diplom-Lebensmittel­chemiker mit Berufserfahrung in Industrie und Wissenschaft. Seiner Promotion im Fach Pharmazeutische Biologie in München schloss sich ein Forschungsaufenthalt in den USA im Bereich Bioingenieurwesen an. Seit 2019 arbeitet er als freiberuflicher Autor und behandelt Themen der Gesundheit, Ernährung und Medizin.

Die Rosazea (Kupferfinne, Acne rosacea, Couperose) ist eine chronisch-entzündliche, schubweise verlaufende Hauterkrankung des Gesichts. Die Erkrankung beginnt meist ab dem 30. Lebensjahr und betrifft häufiger Frauen. Die Ursache der Krankheitsentstehung ist nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich spielen genetische Faktoren eine Rolle. Äußere Reize wie UV-Strahlen, Alkohol, stark gewürzte Speisen, Hitze oder Kälte können zum Ausbruch oder zur Verschlechterung von Symptomen führen. Je nach Stadium der Erkrankung treten im Gesicht Rötungen, Erweiterungen oberflächlich gelegener Blutgefäße, Knötchen und Pusteln bis hin zu entzündlichen Knoten und übermäßigem Wuchs von Gewebe (beispielsweise “Knollennase”) auf. Rosazea ist in der Regel nicht heilbar, aber bei effektiver Therapie gut zu kontrollieren. Bei leichten Formen ist meist eine lokale äußerliche Therapie, beispielsweise mit antibiotikahaltigen Gels oder Cremes, ausreichend. Schwere Formen können zusätzlich systemisch mit Medikamenten oder chirurgisch behandelt werden1Duale Reihe Dermatologie – https://www.doi.org/10.1055/b-003-129293.

Ursachen und Auftreten der Rosazea

In Deutschland sind rund 5% der Bevölkerung von Rosazea betroffen. Die Erkrankung beginnt typischerweise ab dem 30. Lebensjahr und verschlechtert sich zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Betroffen sind vor allem Frauen mit hellem Hauttyp. So sind in Skandinavien bis zu 20% der Bevölkerung betroffen. Die genaue Ursache der Krankheitsentstehung ist unklar, aufgrund familiärer Häufung sind jedoch genetische Ursachen wahrscheinlich. Diskutiert werden eine erblich bedingte verstärkte Neubildung und Vermehrung von Blutgefäßen in der Haut, insbesondere nach Sonneneinstrahlung oder UV-Strahlung aus anderen Quellen und eine verstärkte Immunreaktion auf Milben. Zu den Provokationsfaktoren, also Einflüssen, die zum Ausbruch oder zur Verschlechterung einer bestehenden Rosazea führen können, gehören:

  • Koffein, Nikotin und Alkohol
  • Stark gewürzte Speisen
  • Stress
  • Hormonelle Umstellungen
  • UV-Exposition, beispielsweise Sonneneinstrahlung
  • Hitze oder Kälte2Kurzlehrbuch Dermatologie – https://www.doi.org/10.1055/b-006-149283

Eine Auswertung der Literatur zum Einfluss der Ernährung auf das Auslösen oder die Verschlechterung einer Rosazea aus dem Jahre 2021 kam zu dem Schluss, dass Alkohol, scharf gewürztes Essen, Nahrungsmittel die den Pflanzenstoff Zimtaldehyd enthalten (wie Tomaten, Zitrusfrüchte und Schokolade), heiße Getränke und histaminreiche Nahrungsmittel wie gereifter Käse, Wein oder verarbeitete Fleischwaren häufig als auslösende Faktoren genannt wurden. Einige Nahrungsmittel dagegen scheinen jedoch den Krankheitsverlauf eher günstig zu beeinflussen, beispielsweise solche die reich an Omega-3-Fettsäuren sind wie Algen, Fische, Leinöl oder Walnüsse. Da der Einfluss stark von Person zu Person zu variieren scheint, könnte ein individualisierter Ansatz sinnvoll sein, bei dem Betroffene in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt ihre persönlichen auslösenden Faktoren identifizieren und diese zu vermeiden versuchen3Rosacea and Diet: What is New in 2021? – https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35096255/ – Abgerufen am 15.07.2022.

Formen und Symptome der Rosazea

Es werden folgende Stadien der Rosazea unterschieden:

  • Vorstadium: Betroffene leiden unter anfallsweise auftretenden Rötungen (Erythemen) im Gesicht, die aber wieder verschwinden. Die Haut ist sehr empfindlich. Betroffene haben beispielsweise häufig das Gefühl, keine Creme mehr zu vertragen.
  • Stadium 1: Rosacea erythematosa-teleangiectatica: Es treten bleibende Rötungen (persistierende Erytheme) mit Gefäßerweiterungen (Teleangiektasien) auf. Die Haut wird zunehmend empfindlicher. Betroffene leiden unter Juckreiz, Brennen und Stechen.
  • Stadium 2: Rosacea papulopustulosa: Zusätzlich zu Stadium 1 treten Knötchen (Papeln), Pusteln und Schwellungen auf. Zum Teil breitet sich die Rosazea auf andere Gesichtsbereiche aus und es entsteht ein akneähnliches Hautbild, jedoch ohne Mitesser.
  • Stadium 3: glandulär-hyperplastische Rosazea: Diese Form tritt insbesondere bei Männern auf. Über Jahre hinweg führen eine Vermehrung von Talgdrüsen und Bindegewebe und Gefäßerweiterung beispielsweise zu einer Vergrößerung der Nase (Rhinophym, auch “Knollennase“), Kinn (Gnatophym), Ohr (Otophym) oder Nasenwurzel (Metophym).

Weiterhin existieren eine Reihe von Sonderformen der Rosazea:

  • Steroidrosazea: Sie entsteht nach längerfristiger Anwendung von lokalen Glukokortikoiden (beispielsweise Kortisoncreme). Es können Gefäßerweiterungen, Mitesser, Knötchen und Pusteln, sowie auch eine Ausdünnung der Haut auftreten.
  • Rosacea fulminans: Bei Betroffenen kann es zu einem plötzlichen Auftreten von Knoten, Seborrhö (Überproduktion von Fetten durch die Talgdrüsen der Haut), Abszessen, Pusteln und Knoten kommen.
  • Granulomatöse Rosazea: Auf fleckenhaften Rötungen entstehen braunrötliche Knoten.
  • Morbus Morbihan: Aufgrund einer Mitbeteiligung von Lymphgefäßen kann es zu anhaltenden Schwellungen im Bereich von Wangen, Stirn und Nase kommen.

Rosazeapatienten sollten sich regelmäßig bei einem Augenarzt vorstellen, da es bei ca. 25% der Betroffenen im Laufe der Zeit zu einer Mitbeteiligung der Augen (okuläre Rosazea) kommen kann. Mögliche Symptome sind in diesem Fall eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis), eine Entzündung des Lidrandes (Blepharitis) oder eine Hornhautentzündung (Keratitis), die im schlimmsten Fall zu einer Erblindung führen kann4Duale Reihe Dermatologie – https://www.doi.org/10.1055/b-003-129293.

Therapie und Prognose der Rosazea

Rosazea - Ursachen, Symptome und Behandlung

Zunächst ist es wichtig, dass Betroffene über die oben genannten Provokationsfaktoren aufgeklärt sind, die zum Ausbruch oder zur Verschlechterung der Rosazea beitragen können. Diese Auslöser gilt es zu vermeiden, beispielsweise durch Schutz vor Sonneneinstrahlung durch das Auftragen von Produkten mit UV-Schutz, sofern diese gut vertragen werden, oder durch schützende Kleidung. Da die Gesichtshaut leicht reizbar ist, sollten milde Reinigungsprodukte solchen mit reizenden oder alkoholischen Substanzen vorgezogen werden. Eine spezielle Rosazea-Massage, die mit sanften, kreisenden Bewegungen der Fingerkuppen durchgeführt wird, kann die Überempfindlichkeit der Blutgefäße der Haut positiv beeinflussen. Je nach Stadium kann auch eine medikamentöse Therapie erfolgen. Die Entscheidung für eine medikamentöse Therapie muss zusammen mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Topisch, also lokal auf die Haut aufgetragen werden Antibiotika wie Metronidazol, Azelainsäure und Permethrin. Systemisch, also beispielsweise in Tablettenform, kommen Antibiotika aus der Klasse der Tetracycline und das Retinoid Isotretinoin zum Einsatz.

Die verschiedenen Stadien von Rosazea

In den Stadien 1 und 2 ist in der Regel eine topische Therapie ausreichend. Zum Einsatz kommen Gels oder Cremes mit dem Antibiotikum Metronidazol oder Azelainsäure. Die Produkte müssen meist über mehrere Wochen hinweg aufgetragen werden. Sollte keine Besserung auftreten, können auch Präparate mit Permethrin lokal auf die Haut aufgetragen werden.

Ab Stadium 2 kann, sofern andere Therapieansätze nicht ausreichend sind, zusätzlich eine orale Gabe von Antibiotika der Klasse der Tetracycline erfolgen, die eine entzündungshemmende Wirkung entfalten. Sie kommen auch zum Einsatz, wenn die Augen von der Rosazea mitbetroffen sind.

Schwere Formen der Rosazea können mit oralem Isotretinoin, einem Retinoid, behandelt werden. Orale Steroide sollten nur bei schwersten Formen der Rosacea fulminans zum Einsatz kommen. Sollen Rötungen für einige Stunden gemindert werden, kann nach ärztlicher Absprache der Alpha-2-Adrenozeptor-Agonist Brimonidin auf die Haut aufgetragen werden.

Gefäßerweiterungen und Knötchen können mittels Lasertherapie behandelt werden. Durch die Reduktion der Zahl an Blutgefäßen kann sich eine solche Behandlung auch positiv auf den weiteren Verlauf der Rosazea auswirken. Einzelne, größere geweitete Gefäße können auch mittels Elektrokoagulation entfernt werden. Die Elektrokoagulation ist ein chirurgisches Verfahren zur Zerstörung von Gewebe mittels Strom.

Eine schwulstige Vergrößerung der Nase (Rhinophym, Knollennase) kann operativ oder mittels Laser behandelt werden. Hier wird das überschüssige Gewebe in örtlicher Betäubung oder Narkose abgetragen und versucht, die ursprüngliche Nasenform wieder herzustellen. Die Heilung verläuft meist ohne Komplikationen. Der Verlauf der Rosazea ist meist rezidivierend, sodass Symptome auch nach einer völligen Abheilung wieder auftreten können. Die Rosazea kann durch die therapeutischen Maßnahmen in der Regel zwar nicht geheilt werden, ist jedoch meist gut kontrollierbar5Duale Reihe Dermatologie – https://www.doi.org/10.1055/b-003-129293.

Quellen & Verweise[+]