Autor Robert Klatt

Robert Klatt

Robert Klatt hat während seines Studiums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU Düsseldorf) in der Stabsstelle Kommunikation erste journalistische Erfahrungen gesammelt. Durch seine langjährige Mitarbeit am wissenschaftlichen Nachrichtenportal Forschung-und-Wissen.de konnte er seine Expertise in den Bereichen Gesundheit, Medizin und Ernährung vertiefen.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)1Hyperthyroidism – https://www.doi.org/10.1016/s0140-6736(16)00278-6 erzeugt die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone. Durch die erhöhte Hormonbildung laufen viele Körperfunktionen permanent mit Höchstleistung. Es kommt dadurch oft zu Symptomen zu Nervosität, Herzrasen, Schwitzen und Gewichtsverlust.

Schilddrüsenüberfunktion im Überblick

  • Durch eine Schilddrüsenüberfunktion geraten unterschiedliche Körper- und Stoffwechselfunktionen aus dem Gleichgewicht.
  • Meistens wird die Schilddrüsenüberfunktion durch eine Autonomie der Schilddrüse (unkontrollierte Hormonproduktion) oder durch die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow ausgelöst.
  • Zur Behandlung eignen sich Medikamente, die die Produktion der Schilddrüsenhormone hemmen, die Radiojodtherapie und eine operative Entfernung des Organs.

Symptome

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es häufig zu einer Vergrößerung der Schilddrüse im vorderen Halsbereich. Diese sichtbare Schwellung bezeichnet man in der Medizin aus Struma (Kropf). Manchmal kommt es nicht zu einer kompletten Schwellung der Drüse, sondern es entsteht nur ein tast- und sichtbarer Knoten. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann jedoch auch ohne Struma oder Knoten bestehen auftreten.

Der Überschuss an Schilddrüsenhormonen bei einer Hyperthyreose bringt unterschiedliche Körper- und Stoffwechselfunktionen aus dem Gleichgewicht. Dadurch kommt es häufig zu diesen Symptomen:

  • Herzklopfen und Herzrasen (Tachykardie), selten auch Herzrhythmusstörungen
  • erhöhter Blutdruck
  • Schlafstörungen, Schwäche, Müdigkeit
  • Unruhe, Nervosität, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen
  • Überempfindlichkeit gegenüber Wärme, vermehrtes Schwitzen
  • Gewichtsabnahme trotz Hunger
  • Durchfall, manchmal Erbrechen

Ursachen von Schilddrüsenüberfunktion

Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung leidet unter einer Schilddrüsenüberfunktion. Frauen sind öfter betroffen als Männer. Die Erkrankung tritt häufig im mittleren Erwachsenenalter auf und unterschiedliche Ursachen haben.

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Eine Schilddrüsenüberfunktion tritt meist im mittleren Erwachsenenalter auf. Betroffen ist etwa ein Prozent der Weltbevölkerung.

Morbus Basedow (Immunhyperthyreose)

Eine Schilddrüsenüberfunktion wird oft durch die Basedow-Krankheit (Morbus Basedow) ausgelöst. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Autoantikörper gegen die Schilddrüse bildet. Das Organ produziert daraufhin vermehrt Schilddrüsenhormone und es entsteht eine Schilddrüsenüberfunktion22018 European Thyroid Association Guideline for the Management of Graves’ Hyperthyroidism – https://www.doi.org/10.1159/000490384.

Schilddrüsenautonomie

Bei Senioren ist meist eine Schilddrüsenautonomie für die Schilddrüsenüberfunktion verantwortlich. Dabei entscheidet das Organ eigenständig die Hormonproduktion zu erhöhen, ohne auf Befehle des Gehirns zu warten. Ausgelöst wird die Schilddrüsenautonomie meist durch einen chronischen Jodmangel.

Ist im Körper zu wenig Jod vorhanden, kann die Schilddrüse nicht ausreichend Hormone produzieren. Sie verursacht deshalb den Hormonmangel durch eine Wachstum auszugleichen. Es kann bei diesem Prozess zu Schilddrüsenknoten kommen, die ohne Kontrolle durch das Gehirn Hormone ausschütten. Bei einer erneuten Jodzufuhr kann dadurch eine ungebremste Hormonproduktion im Körper ausgelöst werden.

Weitere Ursachen

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann zudem folgende Ursachen haben:

  • Eine Entzündung der Schilddrüse (Thyreoiditis)
  • Manche Formen von Schilddrüsenkrebs
  • Zu viel Schilddrüsenhormone als Medikament (z.B. bei einer Schilddrüsenunterfunktion)
  • Tumor der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)
  • Zu hohe Jodzufuhr (z.B. durch jodhaltige Medikamente oder jodreiche Lebensmittel)

Folgen einer Schilddrüsenüberfunktion

Schilddrüsenüberfunktion - Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion kann unterschiedliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa Vorhofflimmern auslösen. Langfristig kann es durch den beschleunigten Knochenumbau auch zu einer Osteoporose kommen.

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In Einzelfällen kann es durch eine Schilddrüsenüberfunktion zu einer lebensbedrohlichen thyreotoxischen Krise kommen.

In Einzelfällen kann eine Schilddrüsenüberfunktion außerdem eine thyreotoxische Krise auslösen. Die lebensbedrohliche Situation kann entstehen, wenn durch jodhaltige Medikamente oder Röntgenkontrastmittel in kurzer Zeit enorme Mengen der Schilddrüsenhormone ausgeschüttet werden. Bei einer thyreotoxischen Krise müssen Patienten auf der Intensivstation behandelt werden, weil neben den üblichen Symptomen weitere Symptome wie Herzrhythmus- und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Kreislaufversagen und einem Koma möglich sind.

Diagnose

Besteht der Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion, wird zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) durch den Arzt erhoben. Besonders relevant sind eventuellen Vorerkrankungen beim Patienten und bei Verwandten, das Essverhalten sowie eingenommenen Medikamente. Danach folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Hals abgetastet wird. Es kann so festgestellt werden, ob die Schilddrüse sich knotig anfühlt oder ob sie vergrößert ist. Sprechen die Symptome oder die körperliche Untersuchung für eine Schilddrüsenüberfunktion, erfolgen weitere Untersuchungen.

Ultraschalluntersuchung

Die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Halses zeigt die Lage, Form, Größe und Struktur der Schilddrüse im Detail. Besteht der Verdacht auf Morbus Basedow, werden auch die Augenhöhlen per Ultraschall untersucht.

Blutuntersuchungen

Bei einer Blutuntersuchung wird die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T3 sowie des TSH (Steuerhormon der Hirnanhangsdrüse) ermittelt. Ist die T3- und T4-Konzentration erhöht, aber der TSH-Spiegel erniedrigt, liegt eine Schilddrüsenüberfunktion vor.

Behandlung

Eine Schilddrüsenüberfunktion sollte von einem Facharzt für Innere Medizin oder einem Endokrinologen behandelt werden. Welche Behandlung geeignet ist, hängt neben der Schwere der Hyperthyreose auch vom Alter und vom allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab.

Medikamentösen Behandlung

Bei der medikamentösen Behandlung werden meist als Schilddrüsenblocker (Thyreostatika) verschrieben, die die Bildung der Schilddrüsenhormone hemmen. Der behandelnde Arzt kontrolliert dabei regelmäßig die Blutwerte der Schilddrüsenhormone. Die erhöhten Hormonwerte sinken oft bereits nach wenigen Wochen. Ist der Schilddrüsenstoffwechsel normalisiert (euthyreote Stoffwechsellage) folgt je nach Grunderkrankung eine weitere Therapie.

Ist die Ursache der Schilddrüsenüberfunktion Morbus Basedow, müssen die Thyreostatika für mindestens ein Jahr genommen werden. Danach arbeitet die Schilddrüse bei etwa der Hälfte der Betroffenen wieder normal. Wenn die medikamentöse Therapie keinen anhaltenden Erfolg bringt, muss eine Radio-Jod-Therapie oder eine Operation erfolgen.

Radio-Jod-Therapie

Bei der Radio-Jod-Therapie wird dem Patienten radioaktives Jod verabreicht. Dieses spezielle Jod wird wie normales Jod in der Schilddrüse gespeichert3Radiotherapie bei benignen Schilddrüsenerkrankungen – https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/031-003l_S1_Radioiodtherapie_benigne_Schilddruesenerkrankungen_2015-10-abgelaufen.pdf – Abgerufen am 25.05.2022. Zellen, die die vermehrte Produktion der Schilddrüsenhormone verursachen, nehmen anschließend einen Großteil des radioaktiven Jods auf. Beim Zerfall des Jods entstehen Beta-Strahlen, die die Zellen zerstören. Die Hormonproduktion nimmt dadurch ab und der Schilddrüsenstoffwechsel kann sich normalisieren.

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Die Radio-Jod-Therapie gefährdet keine anderen Organe im Körper. In Deutschland wird die Radio-Jod-Therapie sicherheitshalber trotzdem nur in einer speziellen Krankenstation isoliert durchgeführt.

Operation

Wenn sich ein großer Kropf gebildet hat, wird eine Schilddrüsenüberfunktion meist per Operation behandeln 4Operative Therapie benigner Schilddrüsenerkrankungen – https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/088-007l_S2k_operative_Therapie_benigner_Schilddr%C3%BCsenerkrankungen_2015-10-abgelaufen_01.pdf – Abgerufen am 25.05.2022. Vor der Operation wird der Hormonstoffwechsel der Schilddrüse mit Thyreostatika normalisiert. Dem Patienten wird dann ein Teil oder die gesamte Schilddrüse entfernt. Dadurch nimmt die Schilddrüsenhormonproduktion stark ab. Die Operation kann also eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) auslösen, was dazu führt, dass die Patienten ihr gesamtes Leben Hormontabletten einnehmen müssen.

Latente Schilddrüsenüberfunktion

Bei einer latenten Schilddrüsenüberfunktion kommt es noch nicht zu Krankheitssymptomen. Durch eine zu hohe Jodzufuhr kann es jedoch zu einer manifeste Erkrankung kommen. Ärzte führen deshalb teilweise eine präventive Radio-Jod-Therapie durch. Zudem können vorübergehend Thyreostatika verschrieben werden, wenn ein Vorhofflimmern auftritt. Nimmt dieses daraufhin ab, ist davon auszugehen, dass die latente Schilddrüsenüberfunktion das Gesundheitsproblem ausgelöst ist. Auch in diesem Fall ist eine Radiojodtherapie sinnvoll.

Quellen & Verweise[+]

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