Autor Julian Deutsch

Julian Deutsch

Julian schreibt seit Jahren über Gesundheitsthemen und beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit neuen Forschungsergebnissen. Als Autor bei Gesundheitsreport möchte er seinen Lesern einen umfangreichen und informativen Einblick zu ausgewählten Themen geben und zugleich auf aktuelle Trends aufmerksam machen.

Laut der „Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.“ stottern allein hierzulande über 830.000 Menschen1Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. – https://www.bvss.de/ – Abgerufen am 25.10.2022. Die Störung des Redeflusses kann dabei auf verschiedenen Ebenen auftreten. Wir zeigen Ihnen, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Kurz und knapp – Die wichtigsten Informationen im Überblick

  • In etwa 5 % aller Kinder bis 6 Jahren stottern2Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. – https://www.bvss.de/ – Abgerufen am 25.10.2022
  • Bis zur Pubertät sprechen viele Betroffene wieder normal und flüssig, doch teilweise bleibt die Störung auch im Erwachsenenalter bestehen
  • Dabei handelt es sich um eine Sprechstörung
  • Stottern beginnt meist in der Kindheit
  • Der Redefluss wird beim Stottern unterbrochen
  • Die genauen Ursachen sind bis heute nicht abschließend geklärt
  • Es gibt verschiedene Formen von Stottern
  • Männer sind häufiger betroffen als Frauen

Stottern – Was ist das überhaupt?

Bei „Stottern“ (Balbuties) handelt es sich um eine Störung des Redeflusses. Hierbei wird gemeinhin zwischen „sprachlicher, motorischer, gefühlsmäßiger, gedanklicher und sozialer Ebene“ differenziert3LVR-Klinik Bonn – https://klinik-bonn.lvr.de/de/nav_main/fachgebiete/besondere_angebote/bonner_stottertherapie/was_ist_stottern_/was_ist_stottern_.html – Abgerufen am 25.10.2022.

Verschiedene Formen

Bei der Sprechstörung wird im Hinblick auf die jeweiligen Symptome zwischen verschiedenen Formen unterschieden. Hierzu zählen unter anderem:

  • Tonisches Stottern: Tonisches Stottern äußert sich durch längere, blockierte Worte oder Silben, bei denen es zu einer Verkrampfung der Sprechmuskulatur kommt. Beispielsweise hat ein Betroffener Schwierigkeiten damit, das Wort „Tüte“ auszusprechen und sagt stattdessen „T—Tüte“.
  • Klonisches Stottern: Diese Form wird durch das Wiederholen von Worten und Silben charakterisiert. Die Wiederholungen können schnell oder langsam sein und der Sprecher muss das Wort oder die Silbe mitunter sehr oft wiederholen, bevor er fortfahren kann. Ein Beispiel: „T-t-t-t-tüte“.
  • Unfreiwillige Dehnungen: Bei dieser Art werden Wörter bzw. Buchstaben unverhältnismäßig langgezogen. Ein Beispiel: Iiiiiich mööööchte das niiiiicht„“
  • Poltern: Von „Poltern“ ist die Rede, wenn Betroffene sich unverständlich und unrhythmisch ausdrücken. Hierbei schwankt das Redetempo mitunter stark zwischen normal und sehr schnell. Sowohl beim Stottern als auch beim Poltern handelt es sich um Redeflussstörungen.
  • Entwicklungsstottern: Beim Entwicklungsstottern handelt es sich um eine Stottervariante, bei der die Symptome oftmals in abgeschwächter Form auftreten. In vielen Fällen macht sich dieses Entwicklungsstottern zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr bemerkbar.
  • Vermischtes Stottern: Diese Form beschreibt eine Kombination aus verschiedenen Symptomen.

Es gilt zu beachten, dass die Sprechstörung individuell unterschiedlich auftreten kann.

Sprachliche Ebenen

Liegt ein Stottern auf sprachlicher Ebene vor, kann sich dies durch eine Blockierung von Lauten bemerkbar machen. Eine gepresste Pause taucht hierbei oft mitten im Satz auf (z. B.: „Mein Name ist — Paul“). Die vermehrte Benutzung von Füllwörtern (z. B.: „ähm“, „äh“) und ein erhöhtes Sprechtempo können auf diese Form des Stotterns hindeuten. Betroffene vermeiden in der Folge bestimmte Wörter oder tauschen diese gegen einfachere Synonyme aus.

Motorische Ebene

Beim motorisch bedingten Stottern kommt es zu Anspannungen in verschiedenen Körperregionen. Diese können zum Beispiel im Gesichtsbereich (z. B.: Kiefer) auftreten oder den Brustbereich betreffen. Beim Sprechen treten viele Wiederholungen und Blockaden auf. Beim Versuch dies zu verhindern, kann es zudem zu Verkrampfungen und starken Mitbewegungen (z. B.: Augenzwinkern) kommen. Darüber hinaus zählen eine starke Einatmung und das Vorschieben von Atemluft zu den typischen Atemauffälligkeiten

Was sind die Ursachen?

Stottern – Ursachen, Symptome und Behandlung

Die genauen Gründe, warum Menschen stottern, sind bis heute nicht abschließend geklärt, jedoch gibt es verschiedene Annahmen über Ursachen, die das Sprechen beeinflussen können. Hierzu zählen unter anderem die genetische Veranlagung, Stress und neurologische Faktoren. In anderen Fällen stottern Betroffene, ohne dass eine Ursache erkennbar ist. Die Sprechstörung kann prinzipiell in jedem Alter auftreten, jedoch beginnt die Redeflussstörung oft schon in jungen Jahren.

  • Genetische Faktoren: Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung des Krankheitsbilds spielen könnten
  • Entwicklungsstörungen: Bei manchen Kindern tritt Stottern als Teil einer Entwicklungsstörung auf. Die Logopädie Barié erklärt in diesem Zusammenhang: „Sprechstörungen bei Kindern treten häufig im Rahmen von Entwicklungs­verzögerungen, -störungen oder -behinderungen auf. Es handelt sich dabei um zentrale oder peripher bedingte motorische Störungen der ausführenden Sprechorgane4Logopädie Barié – https://www.xn--logopdie-barie-9hb.de/behandlung-kinder/stoerung-redefluss-kinder-stottern-poltern.html – Abgerufen am 06.05.2023.“
  • Umweltfaktoren: Die Vermutung, dass bestimmte Umweltfaktoren wie Stress, Zeitdruck und der Konsum von Alkohol und Drogen das Auftreten von Stottern verschlimmern kann, hält sich hartnäckig.
  • Neurologische Faktoren: Hirnverletzungen und andere neurologische Probleme könnten die Sprechstörung verursachen. Das neurogene Stottern kann etwa nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma auftreten.
  • Psychologische Faktoren: Nicht nur physische, sondern auch psychische Faktoren können Stottern auslösen. Hierzu zählen unter anderem traumatische Erlebnisse, Ängste und Nervosität.

Die Folgen

Die Folgen können Betroffene sowohl physisch als auch psychisch stark belasten und starke Auswirkungen auf das soziale Leben haben. Immer wieder berichten Patienten, dass die Redeflussstörung direkt am eigenen Selbstbewusstsein kratzt. Aus Scham und Angst vermeiden viele Betroffene Situationen, in denen sie sprechen müssen. Dies kann wiederum dazu führen, dass sie sich auf Dauer sozial isolieren. Von daher ist es von großer Bedeutung, dass Menschen, die stottern, rechtzeitig Hilfe erhalten. Zu den physischen Folgen zählen unter anderem Muskelverkrampfungen, Kopfschmerzen und Ermüdungserscheinungen.

Welche Behandlungsformen gibt es?

In den vergangenen Jahren haben sich verschiedene Methoden etabliert, mit denen Sprechstörungen behandelt werden. Eine Sprachtherapie kann dabei helfen, das Stottern langfristig zu reduzieren. Hierzu kann ein ausgebildeter Logopäde zunächst das Sprechmuster des Patienten analysieren und in der Folge spezielle Sprech- sowie Atem- und Entspannungsübungen empfehlen. Die Behandlungsform ist von mehreren Faktoren abhängig und kann sich je nach Schweregrad und individuellen Bedürfnissen unterscheiden. Die sogenannte „Fluency Shaping“-Technik zählt zu den häufigsten Behandlungsformen. Diese Methode verfolgt das Ziel, dass Patienten in einem flüssigen Rhythmus sprechen. Durch bestimmte Formveränderungen erfolgt eine schrittweise Veränderung der Sprachtechnik. Der Patient lernt langsamer und kontrollierter zu sprechen, indem er beispielsweise das Sprechtempo und seinen Stimmensatz verändert.

Eine Stottermodifikation zielt darauf ab, dass Betroffene die Symptome des Stotterns direkt angehen. Hierzu erlernt der Patient bestimmte Techniken (z. B.: Pausieren, Verlangsamen, etc.), um die Sprechweise zu beeinflussen und das Stottern zu reduzieren. Die „Fluency Shaping“-Technik und Stottermodifikation können im Kombinationsansatz vereint werden.

Quellen & Verweise[+]

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