Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Die meisten Menschen kennen Fluorid als Bestandteil von Zahnpasta, obwohl das Spurenelement auch in der Natur vorkommt. Was viele nicht wissen: Es ist notwendig für die Funktionsfähigkeit des Körpers.

Fluorid ist ein natürlicher Bestandteil unserer Umwelt und stellt an sich keine große Gefahr für den Menschen dar. Erst eine überhöhte Dosis kann toxisch und damit gefährlich für den Menschen und seine Gesundheit werden. In kleinen und empfohlenen Mengen unterstützt Fluorid jedoch die Gesundheit und kann zur Vorbeugung von Krankheiten der Zähne und Knochen beitragen.

Doch wie viel Fluorid benötigt der menschliche Körper, was bewirkt das Spurenelement und welche Gefahren bringt eine Überdosierung mit sich? Es folgen die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was sind Fluoride und wo sind sie enthalten?

Fluoride entstehen aus Verbindungen des hochgiftigen Gases Fluor mit anderen Elementen. Genaugenommen sind Fluoride Salze der Fluorwasserstoffsäure, auch als Flusssäure bekannt1Fluoride – https://www.chemie.de/lexikon/Fluoride.html – abgerufen am 13.09.2022. Sie kommen überall in der Natur vor – sowohl im Meer- und Süßwasser als auch im Boden, im Gewebe und Flüssigkeiten aller Lebewesen.

Auch in der Pflanzenwelt ist Fluorid vertreten sowie in den meisten Lebensmitteln tierischer und pflanzlicher Herkunft. Der Fluorid-Anteil im Wasser hängt vor allem von der lokalen Bodenzusammensetzung ab. Nennenswerte Konzentrationen an Fluorid sind in einigen Seefischen und Fleisch, aber auch in Getreide wie Buchweizen, Roggen und Gerste vorhanden2Fluorid-Gehalt von Lebensmitteln – https://www.rohkostwiki.de/wiki/Fluorid-Gehalt_von_Lebensmitteln – abgerufen am 13.09.2022.

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Flouride kommen überall in der Natur vor: Im Wasser, Boden sowie Lebensmitteln pflanzlicher und tierischer Herkunft. In Deutschland wird zusätzliches Fluorid vor allem durch Zahnpasta und andere Zahnpflegeprodukte zugeführt.

Gehalt in Lebensmitteln

Lebensmittel Gehalt an Fluorid (in µg)
Walnuss 680
Sardine 416
Schwein (Leber) 282
Kalb, Rind, Schwein (Niere) 196
Buchweizen 170
Roggen 150
Erdnuss 140
Gerste 120
Spinat 110
Huhn, Leber 97
Kürbiskern 90
Mais 62
Knoblauch 50
Reis 50

Welche Bedeutung haben Fluoride für den menschlichen Körper?

Bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist bekannt, dass auch menschliche Zähne Fluorid enthalten. Kurz danach konnte auch wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass fluoridhaltiger Zahnschmelz säureresistenter ist und somit einer Kariesentstehung vorbeugt. Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wird Zahnpasta mit Fluorid angereichert.

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Fluorid hilft unseren Zähnen dreifach: Es wirkt antibakteriell, es härtet den Zahnschmelz und remineralisiert ihn anschließend.

Die Anzahl der wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit von Fluorid beweisen, ist in der Zwischenzeit auf etwa 300 angewachsen3Fluoride toothpastes of different concentrations for preventing dental caries – https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6398117/ – abgerufen am 13.09.2022.

Fluorid ist somit in erster Linie für die Zahngesundheit von großer Bedeutung, denn säurehaltige Lebensmittel wie Käse, Zucker sowie verarbeitete Fertigprodukte können den Zahnschmelz mit der Zeit zerstören. Wenn sich an diesen Schadstellen Bakterien ansiedeln, entsteht Karies und zerstört den Zahn. Sollte Karies nicht rechtzeitig behandelt werden, kann es zum Zahnverlust führen.

Durch zahlreiche klinische Studien konnte nachgewiesen werden, dass Fluorid dabei hilft, die entstandenen Schadstellen am Zahnschmelz zu füllen und dadurch einer Kariesbildung entgegenzuwirken. Fluorid bewirkt, dass neues Kalziumphosphat am Zahnschmelz gebildet wird, wodurch die entstandene Lücke versiegelt werden kann.

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Fluorid ist ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Körpers und kommt in Zähnen und Knochen vor. Doch Fluorid ist dort nur in sehr kleinen Mengen vorhanden. Durch Nahrungsmittel und Wasser nehmen wir jeden Tag weiteres Fluorid zu sich.

Welche Mengen an Fluorid sind für den Menschen sicher?

Fluorid – Bedarf, Quellen und Mangel

Bestimmte Nahrungsmittel haben zwar einen größeren Fluorid-Anteil als andere, aber eigentlich ist es kaum möglich, die benötigte Fluorid-Menge durch Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. In einigen Ländern wird deshalb Trinkwasser oder Salz mit Fluorid angereichert. Natürlich wird vor allem Zahnpasta mit Fluorid angereichert, da seine Wirksamkeit bei der lokalen Anwendung an den Zähnen nachgewiesen ist.

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Über Lebensmittel können täglich etwa 0,5 bis 1 mg Fluorid eingenommen werden. Wird fluoridangereichertes Salz oder fluoridangereichertes Mineralwasser verwendet, liegt die durch Nahrungsmittel zugeführte Fluoridmenge etwas höher. Diese Werte reichen aber nicht aus, um die empfohlene Tagesdosis an Fluorid zu decken

Die empfohlene Fluoridmenge, die ein Mensch täglich zu sich nehmen sollte, beträgt 30 bis 40 Mikrogramm Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht. Männer benötigen etwas mehr Fluorid als Frauen, Ältere etwas mehr als Jüngere.

Die empfohlene Tagesdosis an Fluorid bei erwachsenen Männern beträgt 3,8 mg und bei erwachsenen Frauen 3,1 mg. Jugendliche sollten nicht mehr als 3,2 mg bzw. 2,9 mg Fluorid pro Tag zu sich nehmen, während die empfohlene Tagesdosis für Kinder unter 4 Jahren bei 0,7 mg pro Tag liegt4Fluorid – https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/fluorid/ – abgerufen am 13.09.2022.

Wie viel Fluorid ist für den menschlichen Organismus gefährlich?

Eine Fluoridzufuhr über der empfohlenen Dosis ist gefährlich, insbesondere über einen längeren Zeitraum. Eine überhöhte Dosis von Fluorid kann zu Verfärbung der Zähne, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, Nierenschäden, Zahn- und Knochenfluorose (Versteifung der Knochen, Gelenke und Wirbelsäule, die als anschließend brüchig werden) führen.

Besonders gefährlich ist eine Fluorid-Überdosierung bei Kindern, die einen viel niedrigeren Bedarf an Fluorid haben. Sollte ein Kind z. B. Gefallen an einer angenehm schmeckenden Erdbeerzahnpasta mit Fluorid-Zusatz finden und die ganze Tube essen, könnte es damit etwa 5 mg Fluorid auf einmal zu sich nehmen. Für ein Kind sind dies sehr hohe Werte und können eine ernsthafte Gefahr bedeuten. Zum Vergleich: Zahnpasta für Erwachsene enthält durchschnittlich 1,4 mg Fluorid pro Gramm Zahnpasta. Zahnpasta für Kinder enthält etwa 0,5 mg Fluorid pro Gramm Zahnpasta.

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Zu einer Fluorid-Vergiftung kommt es ab einer Menge von 350 mg oder mehr. Eine Fluorid-Überdosierung kann langzeitige chronische Folgen hinterlassen. In einigen Ländern, in denen das Trinkwasser zeitweilig zu stark mit Fluorid angereichert wurde, hatten ganze Generationen schwere Folgen zu spüren.

In einigen Ländern ist aufgrund der Bodenzusammensetzung und anderen geologischen Besonderheiten bereits der natürliche Fluoridgehalt des Wassers sehr hoch, z. B. in Indien und China. Dort wurden Fluoridanteile im Trinkwasser von sogar 4 mg pro Liter gemessen. Langfristig hat dies bei der Bevölkerung zu starken gesundheitlichen Schäden an Knochen und Zähnen geführt.

In Deutschland wird aktuell keine Trinkwasseranreicherung mit Fluorid vorgenommen und der Fluoridanteil im Trinkwasser liegt bei unter 0,3 mg pro Liter, sodass auf diesem Wege keine Fluorose droht5Durchschnittlicher Fluoridgehalt in Trinkwasser ist in Deutschland niedrig – https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/durchschnittlicher_fluoridgehalt_in_trinkwasser_ist_in_deutschland_niedrig.pdf – abgerufen am 13.09.2022.

Leider gibt es unter Ärzten und Fachleuten keine Einigung über zusätzliche Fluoridzufuhr bei Kindern. Allgemein warnen die meisten Kinderärzte davor, Kindern überhaupt zusätzlich Fluorid zuzuführen in Form von Fluoridtabletten oder fluoridangereichertem Zahnpasta. Ihre Argumentation ist, dass Kinder zu häufig Zahnpasta schlucken und deshalb zu viel Fluorid zu sich nehmen könnten.

Fluoridtabletten, argumentieren sie, zeigen zu wenig Wirkung, wenn sie nicht lokal, d. h. im Mund- und Zahnbereich, angewendet werden. Zahnärzte sind jedoch meist der Meinung, dass Kinder zusätzlich Fluorid einnehmen sollten, da gerade sie die Zähne häufig nicht gründlich genug putzen, viele Süßigkeiten essen und somit einem größeren Kariesrisiko ausgesetzt sind.

Neue Theorien und Studien über angebliche Fluorid-Gefahren

In den letzten Jahren gibt es vermehrt Behauptungen und sogar auch Studien, die gegen eine systematische Ergänzungszufuhr von Fluorid sprechen und diese als äußerst gefährlich einstufen. Eine dieser Studien wurde von der York Universität in Toronto durchgeführt und hat die Auswirkungen der zusätzlichen Fluoridaufnahme in der Schwangerschaft untersucht.

Das Ergebnis dieser Studie besagt, dass Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft systematisch mit zusätzlichem Fluorid versorgt wurden, einen niedrigeren IQ-Wert aufweisen6Association Between Maternal Fluoride Exposure During Pregnancy and IQ Scores in Offspring in Canada – https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/fullarticle/2748634 – abgerufen am 13.09.2022.

Es gibt jedoch zahlreiche Gegenstimmen von Fachleuten, die die Resultate der Studie anzweifeln. Es stellen sich zahlreiche Fragen – von der Beurteilung des methodischen Vorgehens bis hin zur Stichprobenziehung. In der Studie wurden insgesamt 299 Mütter mit ihren Kindern untersucht. Auch wenn einige der verwendeten wissenschaftlichen Methoden durchaus plausibel sind, fehlt der Gesamtstudie die statistische Signifikanz.

Die Hintergründe der in der Studie teilnehmenden schwangeren Frauen und ihrer Kinder sind nicht ausreichend untersucht worden, genauso wie mögliche Störfaktoren und Verzerrungen des Resultats. Auch gibt es keine Einheitlichkeit bezüglich der Art und Menge der Fluoridaufnahme weltweit, so dass die Resultate dieser Studie nicht als allgemeine Richtwerte weltweit anerkannt werden können.

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Über das Internet verbreiten sich nicht selten Schlagzeilen über die „große Gefahr“ des Fluorids. Dabei werden Resultate diverser Studien unkritisch und sensationell veröffentlicht, ohne dabei die Meinung von Fachleuten hinzuzuziehen.

Eine andere Studie7Fluoride exposure and kidney and liver function among adolescents in the United States – https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412019309274?via%3Dihub aus den USA wollte einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von fluoridangereichertem Wasser und Nieren- sowie Leberschäden bei jungen Menschen aufstellen. Die Resultate konnten eine gewisse Korrelation von erhöhten Plasma-Fluoridkonzentrationen bei höheren Fluoridgehalten im Trinkwasser und damit auch zu veränderten Funktionen von Leber und Nieren finden. Allerdings konnte keine wirkliche Kausalität zwischen der höheren Fluoridzufuhr und den veränderten Werten nachgewiesen werden.

Solche Studien bringen in der heutigen Medienwelt eine große Gefahr mit sich, vor allem wenn sie unkritisch und selektiv veröffentlicht werden. Dies hat große öffentliche Diskussionen zur Folge sowie eine massenweise Weigerung, weitere fluoridangereicherte Produkte zu verwenden.

Wie wirksam ist Zahnpasta ohne Fluorid?

Gerade wegen diesem Trend sind in den letzten Jahren immer mehr Zahnpasten ohne Fluorid auf dem Markt erhältlich. Statt Fluorid werden Zahnpasten mit Aktivkohle, Schwarzkümmelöl und verschiedenen Kräutern angeboten. Obwohl einige der Wirkstoffe solcher Zahnpasten für die Zahngesundheit sicherlich wohltuend sind, fehlt bei allen der Effekt der Kariesvorbeugung, die allein fluoridhaltige Zahnpasten bieten.

Langfristig kann dies zu schwerwiegenden Zahnkrankheiten in ganzen Generationen führen und zu einem ernsthaften gesundheitlichen Risiko werden. Darüber hinaus können einige der Inhaltsstoffe nach längerer Anwendung schädlich sein, wie z. B. Aktivkohle. Aktivkohle kann wegen ihrer höheren Schleifkraft zwar Zahnverfärbungen entfernen, beschädigt dabei aber auch den Zahnschmelz und kann damit zur Kariesentstehung beitragen.

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Allgemein erhalten Zahnpasten ohne Fluorid kaum Gütesiegel und sind im Vergleich zu fluoridangereicherten Zahnpasten weniger wirksam. Positiv an Zahnpasten ohne Fluorid ist jedoch, dass diese häufig keine chemischen Zusätze wie Natriumsulfat oder Triclosan enthalten, die Schleimhäute und Darmflora angreifen können.

Quellen & Verweise[+]

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