Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Selen ist ein essenzielles Spurenelement und daher lebensnotwendig für die Erhaltung der Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers. Im Periodensystem der chemischen Elemente ist es unter dem Symbol „Se“ als Halbmetall eingetragen und zählt zu den Chalkogenen. Zusammen mit anderen Spurenelementen wie Eisen, Fluorid, Zink, Kupfer und Jod kommt es im menschlichen Körper in äußerst geringen Konzentrationen (Spuren) vor.

Erfahren Sie im Folgenden, wo Selen in der Natur und Ernährung vorkommt, welche Bedeutung es für den menschlichen Körper hat und welche Folgen ein Selenmangel haben kann.

Wo kommt Selen vor?

In der Natur kommt Selen in verschiedenen Formen und Verbindungen im Boden, der Luft wie auch in Pflanzen, Hefen und Bakterien vor. Anorganische Verbindungen von Selen sind vor allem in Böden und Gestein zu finden, organische hingegen in Lebewesen. In Pflanzen und Hefen tritt Selen vor allem in der Verbindung Selenmethionin auf. Tiere und Menschen können kein Selenmethionin bilden, dafür aber Selenocystein, das als katalytischer Bestandteil von selenabhängigen Enzymen wirkt1Selen Preise, Vorkommen, Gewinnung und Verwendung – https://institut-seltene-erden.de/seltene-erden-und-metalle/strategische-metalle-2/selen/ – abgerufen am 12.09.2022.

Selen kommt hauptsächlich in Böden und Gewässern und damit auch in den dort wachsenden Pflanzen und Hefen vor. Vom Selengehalt des Bodens hängt auch der Selengehalt der Pflanzen ab. Die Selenkonzentration im Boden und damit auch in der Pflanzenwelt variiert sehr stark von Gebiet zu Gebiet und ist in verschiedenen Teilen der Welt sehr unterschiedlich.

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Selen ist als Spurenelement sehr wichtig für zahlreiche Funktionen des menschlichen Körpers. Insbesondere in selenarmen Regionen muss deshalb darauf geachtet werden, dass eventueller Selenmangel durch eine Supplementierung behandelt wird.

Grundsätzlich gilt die Regel, dass Selen vor allem dort hochkonzentriert ist, wo es viel Niederschlag gibt und wo der Boden reich an organischem Kohlenstoff ist. In trockenen Gebieten hingegen liegt das Selen tief im Boden und erreicht deshalb nicht die dort wachsenden Pflanzen. Die größten Vorkommen von Selen sind in einigen Teilen Europas, Nordamerikas, in Teilen Nord- und Südasiens, wie auch zum Teil in Zentralafrika und dem äußersten Süden Südamerikas2Weltkarte eines Spurenelements – https://www.horizonte-magazin.ch/2017/04/03/weltkarte-eines-spurenelements/ – abgerufen am 12.09.2022.

In Europa gibt es vor allem in den Böden Deutschlands, der Schweiz, Schottlands, Finnlands und Dänemarks wenig Selen. Wegen den Klimaänderungen geht der Selengehalt in den Böden vieler Länder zurück, sodass immer mehr Maßnahmen ergriffen werden, um die Böden mit Selen anzureichern, z. B. durch selenhaltige Düngemittel.

Bewohner von Regionen mit selenarmen Böden benötigen in der Regel eine Selennahrungsergänzung, obwohl auch in den Regionen, in denen es noch immer gute Selenvorkommen gibt, meist nur der niedrigste Bedarf an Selen durch Nahrungsmittel gedeckt wird3Im Fokus: Selen – https://goodhealthforme.com/im-fokus-selen/ – abgerufen am 12.09.2022.

Selen – Bedarf, Quellen und Mangel

In der Ernährung kommt Selen vor allem in Fisch, Fleisch und Innereien sowie in Nüssen und Getreidekörner vor. Durch die Verarbeitung zu Mehl geht das enthaltene Selen jedoch verloren. Lediglich durch die Einnahme von Getreidevollkorn kann ein gewisser Selenbedarf gedeckt werden.

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Da das Tierfutter in Europa mit Selen angereichert wird, erhalten regelmäßige Fleischesser in der Regel genügend Selen. Dagegen können Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, den täglichen Selenbedarf kaum durch die Ernährung decken.

Wie viel Selen benötigt der Körper?

Die benötigte Menge an Selen für den menschlichen Körper unterscheidet sich je nach Alter und Geschlecht. Die empfohlenen Mengen laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung betragen4Selen – https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/selen/ – abgerufen am 12.09.2022:

Alter Menge pro Tag (in Mikrogramm)
Säuglinge 10 bis 15 µg
Kinder unter 7 Jahre 15 bis 20 µg
Kinder unter 13 Jahre 30 bis 45 µg
Kinder bis 15 Jahre 60 µg
Erwachsene Männer 70 µg
Erwachsene Frauen 60 µg
Stillende Frauen 75 µg

Einige Fachleute sind jedoch der Meinung, dass diese Referenzwerte nicht dem wahren Bedürfnis des Menschen entsprechen und höher sein sollten. Sie schlagen eine Selenzufuhr von 100 bis 200 µg pro Tag vor. Nur mit dieser Menge wären die durch Selen unterstützten notwendigen Körperfunktionen und die Vorbeugung von Krankheiten gesichert.

Wie viel Selen ist sicher?

Von vielen Experten wird die Einnahme von 100 bis 200 µg Selen täglich nicht nur als sicher, sondern sogar als gesundheitsfördernd angesehen. Bei einer Einnahme von mehr als 300 µg pro Tag könnte es jedoch zu einer akuten Überdosierung kommen. Diese macht sich z. B. durch einen Knoblauchgeruch im Mund bemerkbar.

Eine chronische und dauerhafte Überdosierung kann sogar gefährlich werden und zu einer Selenose führen. Normalerweise wird der Überschuss an Selen mit dem Urin ausgeschieden, doch bei starken Dosen über längere Zeit hin schafft es der Körper nicht, den Überschuss natürlich abzubauen. Die Selenose umfasst Symptome wie Übelkeit, Durchfall und Magen-Darm-Probleme, Schmerzen in den Gelenken, Gedächtnis- und Sehstörungen wie auch Erkrankungen an Haut und Zähnen.

Eine extrem große Selendosis von mehreren Gramm kann toxisch wirken und ein Herzversagen und damit auch den Tod verursachen5Selen: Wirkung und täglicher Bedarf  – https://www.netdoktor.de/laborwerte/selen/ – abgerufen am 12.09.2022.

In mehreren Studien konnte nachgewiesen werden, dass eine langfristig erhöhte Dosis von Selen zu einem erhöhten Risiko für Diabetes Typ-2 führt. Dies wurde bei klinischen Studien für die Anwendung von Selen bei Tumor- und Krebserkrankungen wie auch Herz-Kreislauferkrankungen als eine der Nebenwirkungen erkannt und aufgezeichnet. In einer Studie in den USA wurde sogar verzeichnet, dass das Risiko für eine Entwicklung von Typ-2-Diabetes nach langfristiger intensiver Einnahme von Selen um das Dreifache gestiegen ist6Erhöht Selenzufuhr das Risiko für einen Typ-2-Diabetes? – https://blog.endokrinologie.net/erhoeht-selenzufuhr-das-risiko-fuer-einen-typ-2-diabetes-105/ – abgerufen am 12.09.2022.

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Die empfohlenen Tagesmengen an Selen dürfen nicht überschritten werden, denn sie können zu einer Selenose führen und das Risiko für die Entwicklung einer Typ-2-Diabeteserkrankung führen. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei etwa 40 bis 90 µg pro Tag und sollte ohne ärztliche Aufsicht nicht erhöht werden.

Welche Bedeutung hat Selen für den menschlichen Körper?

Selen ist für den Ablauf zahlreicher Körperfunktionen bedeutend, insbesondere aber für die Unterstützung der Schilddrüsenfunktion. Es hilft dabei, die Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin zu bilden und unterstützt damit die Körperfunktionen des Wachstums und der Entwicklung, die Leberfunktion, den Fettabbau sowie die Temperatur- und Herzfrequenzregulation.

Darüber hinaus hilft Selen sowohl bei einer Hypothyreose (Unterfunktion) als auch bei einer Hyperthyreose (Überfunktion) der Schilddrüse. Sehr wichtig ist eine angemessene Selenzufuhr bei Kindern und Neugeborenen, denn es verhilft zu einer guten neurokognitiven Entwicklung7Selen und Schilddrüsenentzündungen – https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1001-4806 – abgerufen am 12.09.2022.

Selen trägt ebenfalls zur Entgiftung des Körpers bei, indem es die im Körper vorhandenen Schwermetalle bindet und sie aus dem Körper führt. Damit unterstützt es die Leberfunktion. Darüber hinaus wirkt sich Selen auch positiv auf das Immunsystem aus und kann u. a. bei den folgenden Erkrankungen im Rahmen des Heilungsprozesses unterstützend wirken:

  • infektiöse Erkrankungen wie Sepsis,
  • Schilddrüsenentzündung,
  • Asthma,
  • rheumatoider Arthritis,
  • HIV-Infektion und Aids,
  • Pankreatitis,
  • Herz-Kreislauf-Krankheiten

Selentherapie bei Tumorprävention und als Schutz vor Krebsentstehung

Zahlreiche klinische Studien belegten die Korrelation zwischen einem tiefen Selenspiegel und der Entstehung verschiedener Krebs- und Tumorarten. Obwohl die Resultate dieser Studien nicht immer vollkommen sichere und nachweisliche Angaben liefern konnten, sind die Erkenntnisse dennoch ermutigend8Zur klinischen Bedeutung von Selen: Ein systematischer Review – https://www.karger.com/Article/Pdf/285956.

Gewisse Studien, die die Wirksamkeit einer Selentherapie bei Tumorprävention untersucht haben, sind zu vielversprechenden Ergebnissen gekommen. So konnte in einer Studie aus dem Jahre 2011 festgestellt werden, dass die Selensupplementierung einen präventiven Effekt auf das Vorkommen von hepatozellulären Karzinomen (primärer Leberkrebs) hatte. Die Studie konnte jedoch keine solche Wirkung auf andere Tumore wie Haut-, Magen oder Lungentumore feststellen9Selen in der Tumorprävention – https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/selen-in-der-tumorpraevention/@@guideline/html/index.html#litID0EUAAE – abgerufen am 12.09.2022.

Auch in der Intensivmedizin wurde eine positive Wirkung des Spurenelementes Selen bei der Behandlung von Patienten mit Sepsis festgestellt. In mehreren Studien wurde nämlich nachgewiesen, dass die Supplementierung mit Selen einen positiven Effekt auf den Verlauf der Krankheit hatte, aber auch dass die Prozentzahl von Sterbefällen zumindest tendenziell reduziert wurde.

Symptomatisch war vor allem, dass der Selenspiegel mit der Mortalität und dem Schweregrad der Krankheit korrelierte: Je ausgeprägter der Selenmangel war, umso ernsthafter war die Krankheit und mit ihr auch die Wahrscheinlichkeit einer Mortalität10Die Bedeutung von Selen in der Intensivmedizin – https://link.springer.com/article/10.1007/BF03042193.

Dabei sind die Kosten einer Selensupplementierung relativ niedrig. Sollte in Zukunft tatsächlich eine direkte Korrelation und Kausalität zwischen einer Selenbehandlung und Prävention bzw. unterstützender Wirkung gegen Erkrankungen nachgewiesen werden, könnten die Behandlungskosten von Patienten in vielen Fällen stark reduziert werden.

Welche Folgen hat ein Selenmangel für den menschlichen Körper?

Personen, die wenig Fleisch essen und in Gebieten mit selenarmen Böden leben, leiden häufig unter einem Selenmangel. Es gibt jedoch auch gewisse Krankheiten und Zustände, die die Selenaufnahme bzw. -verwertung stören oder zu seiner verstärkten Ausscheidung aus dem Körper führen. Dies können z. B. Alkoholmissbrauch, anhaltende Durchfälle, chronische Darmerkrankungen, Diabetes, bestimmte Nierenerkrankungen sowie Krebserkrankungen sein.

Darüber hinaus haben Frauen einen höheren Selenbedarf während der Stillzeiten oder teilweise während der Schwangerschaft wie auch bei sehr starken Monatsblutungen11Selen: Symptome von Mangel und Überschuss – https://www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/mineralstoffe-und-spurenelemente/selen-mangel-und-ueberschuss – abgerufen am 12.09.2022. Auch bei der Ernährung von Kindern sollte darauf geachtet werden, dass sie ausgewogene Mahlzeiten mit zahlreichen Vitaminen und Spurenelementen erhalten, denn die sind besonders wichtig für die körperliche und kognitive Entwicklung.

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Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, sind besonders von einem Selenmangel betroffen und sollten auf eine ausgewogene Ernährung achten, da die Selenversorgung vor allem aus Fleisch, Fisch und Innereien stammt.

Zudem werden einem Selenmangel ebenfalls Störungen der Muskelfunktionen und des Immunsystems zugeschrieben sowie die Entstehung gewisser Herzkrankheiten. Ebenfalls wird angenommen, dass sich ein Selenmangel negativ auf die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen auswirkt, aber auch zu Krankheiten während der Schwangerschaft führen kann, wie z. B. Präeklampsie und Fehlgeburten12Selen: Alles zu Bedarf, Quellen und Mangel – https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/vitamine-mineralstoffe/spurenelemente/selen.html – abgerufen am 12.09.2022.

Noch immer gibt es keine ausreichenden und festen Nachweise, dass bestimmte Krankheiten als direkte Folge von Selenmangel auftreten, aber es konnten gewisse Korrelationen zwischen dem Selenmangel und der Häufigkeit des Auftretens von Krankheiten wie Arteriosklerose, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck aufgestellt werden. Mit einem Selenmangel werden sogar Gemütsprobleme und Alzheimer in Verbindung gebracht.

Quellen & Verweise[+]