Dr Sören Reinhard

Dr. Sören Reinhard

Dr. Sören Reinhard ist Diplom-Lebensmittel­chemiker mit Berufserfahrung in Industrie und Wissenschaft. Seiner Promotion im Fach Pharmazeutische Biologie in München schloss sich ein Forschungsaufenthalt in den USA im Bereich Bioingenieurwesen an. Seit 2019 arbeitet er als freiberuflicher Autor und behandelt Themen der Gesundheit, Ernährung und Medizin.

Kalium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff, der in vielen Lebensmitteln enthalten ist. Kalium ist in allen Körpergeweben vorhanden und wird für eine normale Zellfunktion, Nieren- und Herzfunktion, Muskelkontraktion und Nervenübertragung benötigt. Zu den Quellen zählen viele Obst- und Gemüsesorten, einige Hülsenfrüchte und Kartoffeln. Fleisch, Geflügel, Fisch, Milch, Joghurt und Nüsse enthalten ebenfalls Kalium. Vollkornmehl und brauner Reis enthalten deutlich mehr Kalium als ihre raffinierten Gegenstücke, weißes Weizenmehl und weißer Reis1Potassium Fact Sheet for Health Professionals – https://ods.od.nih.gov/factsheets/Potassium-HealthProfessional/ – Abgerufen am 22.08.2022.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schätzt eine ausreichende Zufuhr bei Erwachsenen auf 4.000 mg (4 g) pro Tag. Für Stillende gelten höhere Empfehlungen von 4.400 mg pro Tag. Ein durch eine zu geringe Zufuhr über die Nahrung verursachter Kaliummangel ist selten. Mangelsymptome betreffen vor allem Nerven und Muskeln und  können sich durch Muskelschwäche, Lähmungen und Herzrhythmusstörungen äußern2Ausgewählte Fragen und Antworten zu Kalium – https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/kalium – Abgerufen am 22.08.2022. Laut Ergebnisbericht der Nationalen Verzehrsstudie II beträgt die mittlere Zufuhr von Kalium bei Männern bei 3.612 mg/Tag und bei Frauen 3.140 mg/Tag3Nationale Verzehrsstudie II – Ergebnisbericht Teil 2 – https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/NVS_ErgebnisberichtTeil2.pdf?__blob=publicationFile&v=2 – Abgerufen am 22.08.2022. Damit liegt die mittlere Zufuhr an Kalium bei Männern und Frauen unterhalb der von der DGE geschätzten ausreichenden Zufuhr.

Funktionen von Kalium im Körper

Kalium liegt als positiv geladenes Kation hauptsächlich innerhalb von Zellen vor und ist für eine normale Zellfunktion notwendig, da es zur Aufrechterhaltung des intrazellulären Flüssigkeitsvolumens und des elektrochemischen Gradienten an Zellmembranen beiträgt. Kalium steht in enger Beziehung zu Natrium, dem Hauptregulator des extrazellulären Flüssigkeitsvolumens. Der Mineralstoff Kalium spielt eine wichtige Rolle bei der normalen Nieren- und Herzfunktion, der Muskelkontraktion und der Weiterleitung von Nervenimpulsen.

Die Aufnahme von Kalium erfolgt vor allem im Dünndarm und die Ausscheidung hauptsächlich über die Niere. Täglich werden mindestens knapp 200 mg Kalium mit dem Urin ausgeschieden. In Verbindung mit anderen Verlusten deutet dies darauf hin, dass ein ausreichendes Kaliumgleichgewicht im Körper mit einer Zufuhr von weniger als 400-800 mg/Tag nicht erreicht werden kann4Potassium Fact Sheet for Health Professionals – https://ods.od.nih.gov/factsheets/Potassium-HealthProfessional/ – Abgerufen am 22.08.2022.

Die Rolle von Kalium in der Gesundheit ist Gegenstand der Forschung. Einige Bereiche, die womöglich durch Kalium beeinflusst werden, sind:

  • Bluthochdruck und Schlaganfall: Bluthochdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten und Schlaganfälle. Aus umfangreicher Forschungsliteratur geht hervor, dass eine niedrige Kaliumzufuhr das Risiko für Bluthochdruck erhöht. Dies ist vor allem in Kombination mit einer hohen Natriumzufuhr der Fall. Eine höhere Kaliumzufuhr kann zur Senkung des Blutdrucks beitragen, indem es Blutgefäße erweitert und die Natriumausscheidung im Urin erhöht, was wiederum das Blutvolumen verringert. Dieser Effekt ist möglicherweise bei salzempfindlichen Personen am stärksten ausgeprägt. Die Ergebnisse der meisten klinischen Studien deuten darauf hin, dass eine Supplementierung mit Kalium den Blutdruck senken kann. Eine höhere Kaliumzufuhr wird mit einem geringeren Risiko für Schlaganfälle und möglicherweise andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Die amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA hat eine gesundheitsbezogene Angabe genehmigt, die besagt, dass eine Ernährung mit Lebensmitteln, die gute Kaliumquellen darstellen und wenig Natrium enthalten, das Risiko von Bluthochdruck und Schlaganfall verringern kann.
  • Nierensteine: Beobachtungsstudien legen einen Zusammenhang zwischen einer höheren Kaliumzufuhr und einem geringeren Risiko für Nierensteine nahe. Einige Autoren geben jedoch an, dass die Beweise nicht ausreichen, um festzustellen, ob Kaliumpräparate wirksam in der Prävention von Nierensteinen sind.
  • Gesundheit der Knochen: Beobachtungsstudien deuten darauf hin, dass ein erhöhter Verzehr von Kalium aus Obst und Gemüse mit einer erhöhten Knochenmineraldichte einhergeht. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die zugrunde liegenden Mechanismen zu klären und den individuellen Beitrag von Kalium herauszuarbeiten.
  • Blutzuckerkontrolle und Typ-2-Diabetes: Kalium wird für die Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse benötigt. Daher könnten zu geringe Kaliumspiegel die Insulinsekretion beeinträchtigen und zu Glukoseintoleranz führen. Beobachtungsstudien deuten darauf hin, dass der Kaliumstatus mit der Blutzuckerkontrolle und Typ-2-Diabetes zusammenhängt. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten, einschließlich randomisierter kontrollierter Studien, erforderlich, bevor der Zusammenhang zwischen Kalium und Blutzuckerkontrolle und Typ-2-Diabetes bestätigt werden kann5Potassium Fact Sheet for Health Professionals – https://ods.od.nih.gov/factsheets/Potassium-HealthProfessional/ – Abgerufen am 22.08.2022.

Empfohlene Zufuhr

Die Schätzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für eine angemessene Zufuhr von Kalium sind der folgenden Tabelle zu entnehmen6Kalium – https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/kalium – Abgerufen am 22.08.2022:

Alter Kalium

täglich empfohlene Zufuhr in Milligramm (mg)

Säuglinge
0 bis unter 4 Monate 400
4 bis unter 12 Monate 600
Kinder und Jugendliche
1 bis unter 4 Jahre 1.100
4 bis unter 7 Jahre 1.300
7 bis unter 10 Jahre 2.000
10 bis unter 13 Jahre 2.900
13 bis unter 15 Jahre 3.600
15 bis unter 19 Jahre 4.000
Erwachsene
19 bis unter 25 Jahre 4.000
25 bis unter 51 Jahre 4.000
51 bis unter 65 Jahre 4.000
65 Jahre und älter 4.000
Schwangere 4.000
Stillende 4.400

Die Referenzwerte für Kalium wurden von der DGE zuletzt im Jahr 2016 überarbeitet. Da keine experimentell ermittelten Daten zum Kaliumbedarf vorliegen, wurden sowohl die Zufuhr von in Deutschland lebenden Erwachsenen als auch präventive Aspekte hinsichtlich Bluthochdruck und Schlaganfall berücksichtigt7Ausgewählte Fragen und Antworten zu Kalium – https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/kalium – Abgerufen am 22.08.2022.

Wie ist die Versorgungslage in Deutschland?

Laut Ergebnisbericht der Nationalen Verzehrsstudie II beträgt die mittlere Zufuhr von Kalium bei Männern 3.612 mg/Tag und bei Frauen 3.140 mg/Tag. Die mittlere Kaliumzufuhr liegt damit bei Erwachsenen unter den Schätzwerten der DGE für eine angemessene Zufuhr8Nationale Verzehrsstudie II – Ergebnisbericht Teil 2 – https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/NVS_ErgebnisberichtTeil2.pdf?__blob=publicationFile&v=2 – Abgerufen am 22.08.2022.

Quellen in Lebensmitteln

Kalium - Bedarf, Quellen und Mangel

Lebensmittel mit hohen Gehalten an Kalium sind Müsli (421 mg/100 g), Knäckebrot (436 mg/100 g), Speisekleie (1.380 mg/100 g), Bananen (382 mg/100 g), Forelle (413 mg/100 g), Heilbutt (446 mg/100 g), Pellkartoffeln (410 mg/100 g), Linsen (810 mg/100 g), Erbsen (936 mg/100 g), weiße Bohnen (1.320 mg/100 g), Sojabohnen (1.775 mg/100 g), Vollmilchschokolade (436 mg/100 g), Walnüsse (544 mg/100 g), Paranüsse (644 mg/100 g), Kakaopulver (1.500 mg/100 g), Feldsalat (420 mg/100 g), Grünkohl (490 mg/100 g), Lammkeule (380 mg/100 g) oder Gans (420 mg/100 g)9Lebensmittel Kalium – http://www.vitalstoff-lexikon.de/Mineralstoffe/Kalium/Lebensmittel.html – Abgerufen am 22.08.2022.

Der Schätzwert der DGE für eine ausreichende Kaliumzufuhr bei Erwachsenen und Schwangeren von 4.000 mg/Tag kann beispielsweise durch zwei Scheiben (100 g) Vollkornbrot, 60 g Camembert, zwei Stück (90 g) Kiwi, ein Stück Banane, 200 g gegarte Kartoffeln, zwei Stück (200 g) rohe Karotte, ein Stück (100 g) rohe Kohlrabi, zwei Stück (100 g) rohe Tomaten, ein Stück (150 g) gegarten Lachs, 20 g Mandeln und einen kleinen Becher (150 g) Fruchtjoghurt (1,5 % Fett) erreicht werden10Ausgewählte Fragen und Antworten zu Kalium – https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/kalium – Abgerufen am 22.08.2022.

Was passiert bei Unter- oder Überversorgung mit Kalium?

Unterversorgung

Eine Unterversorgung mit Kalium wird selten allein durch eine niedrige Zufuhr mit der Nahrung verursacht. Die folgenden Personengruppen sind häufiger als andere von einem Kaliummangel betroffen:

  • Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen: Bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kommt es zu einer erhöhten Kaliumausscheidung. Zudem kann sich durch chronischen Durchfall die Kaliumausscheidung weiter erhöhen.
  • Menschen, die bestimmte Medikamente, einschließlich Diuretika (entwässernde Medikamente) und Abführmittel, einnehmen: Bestimmte Diuretika (z. B. Thiazid-Diuretika), die üblicherweise zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden, erhöhen die Kaliumausscheidung im Urin. Hohe Dosen von Abführmitteln und die wiederholte Anwendung von Einläufen können ebenfalls einen Kaliummangel verursachen.

Eine leichte Hypokaliämie, die sich durch leicht erniedrigte Kaliumspiegel im Blut auszeichnet, ist durch Verstopfung, Müdigkeit, Muskelschwäche und Unwohlsein gekennzeichnet. Eine mäßige bis schwere Hypokaliämie kann zur Ausscheidung von großen Mengen an verdünntem Urin (Polyurie), Enzephalopathie bei nierenkranken Patienten, Glukoseintoleranz, Muskellähmung, beeinträchtigter Atmung und Herzrhythmusstörungen führen, insbesondere bei Personen mit einer zugrunde liegenden Herzerkrankung. Eine schwere Hypokaliämie kann aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Muskelkontraktion und damit auf die Herzfunktion lebensbedrohlich sein11Potassium Fact Sheet for Health Professionals – https://ods.od.nih.gov/factsheets/Potassium-HealthProfessional/ – Abgerufen am 22.08.2022.

Überversorgung

Eine Kaliumüberversorgung (Hyperkaliämie) kann bei gestörter Ausscheidung über die Nieren auftreten. Auch abbauende Prozesse und Schädigungen von Körperzellen, beispielsweise nach großflächigen Verbrennungen, können zu einem erhöhten Ausstrom aus den Zellen und damit zu erhöhten Kaliumspiegeln im Blut führen. Die Folgen einer Kaliumüberversorgung können Darmverschluss, Muskelschwäche und -lähmung, Lungenversagen und Herzrhythmusstörungen sein.

Eine Überversorgung durch die Nahrung ist bei intakter Nierenfunktion unwahrscheinlich. Bei Einnahme von Kaliumpräparaten kann es jedoch zu einer Überversorgung kommen, sodass hochdosierte Kaliumpräparate nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden sollten12Ausgewählte Fragen und Antworten zu Kalium – https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/kalium – Abgerufen am 22.08.2022.

Quellen & Verweise[+]