Autor Vahidin Cerim

Vahidin Cerim

Schreibt seit Jahren leidenschaftlich zu Gesundheits- und Wohlfühlthemen, sowohl on- als auch offline. Hilft mit konkreten Tipps anderen dabei, ein gesünderes Leben zu führen und schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Obwohl er auch selbst kaffeesüchtig ist.

Gelenkentzündungen (Arthritis) können in mehrere Arten unterteilt werden. Gicht ist eine Gelenkentzündung, die durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken verursacht wird. Es handelt sich hierbei um eine der wenigen Arten von Gelenkentzündungen, bei denen die Ursache bekannt ist.

Die Symptome äußern sich in Rötungen, plötzlichen Schmerzattacken und Schwellungen der Gelenke, die die Gelenke des Beins, der Hand (kleine Fingergelenke), des Ellbogens und anderer Körperteile betreffen können. Gicht ist jedoch eine behandelbare Krankheit. Durch eine konsequente Ernährung und langfristige Änderungen des Lebensstils, lässt sich der Harnsäurespiegel kontrollieren und die Symptome lindern.

Erfahren Sie im Folgenden mehr über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten einer Gicht.

Was ist eigentlich die Gicht?

Mediziner definieren die Gicht als eine Stoffwechselerkrankung, die mit einer erhöhten Harnsäurekonzentration im Blut einhergeht. Bei gesunden Menschen beträgt der Gehalt an Harnsäure im Blut1Erhöhte Harnsäure/Gicht – https://dr-andres.de/infothek/erhoehte-harnsaeure-gicht.html – abgerufen am 20.04.2023 3,5 bis 7,0 mg/dl bei Männern und 2,5 bis 5,7 mg/dl bei Frauen. Wenn der Harnsäuregehalt im Blutserum die genannten Werte übersteigt, tritt eine als Hyperurikämie bekannte Erkrankung auf.

Bei der Gicht, die wie die Arthrose zu den rheumatischen Erkrankungen gehört, kommt es zu entzündlichen Prozessen in den Gelenken, die auch als „Arthritis urica“ bezeichnet werden. Am häufigsten ist das Grundgelenk des großen Zehs betroffen. In einigen Fällen betrifft die Entzündung die Gelenke des Mittelfußes sowie die Sprunggelenke. Gleiches gilt für die Gelenke in den Armen und Händen. Größere Gelenke wie Hüfte oder Schultern sind selten betroffen.

Nach den Angaben der deutschen Rheuma-Liga2Gicht  –  https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/gicht – abgerufen am 20.04.2022 sind in Deutschland etwa 950.000 Menschen von Gicht betroffen. Etwa 8 von 10 Erkrankten sind männlich. Diese Krankheit tritt am häufigsten nach dem 40. Lebensjahr auf, bei Frauen mit Beginn der Wechseljahre.

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Je nach Höhe der Harnsäurekonzentration im Blut wird zwischen angeborener und im Leben erworbener Gicht unterschieden. Die erworbene Art ist häufig auf die Lebensweise oder die Umweltbedingungen zurückzuführen.

Primäre Gicht (angeborene Stoffwechselstörung)

Die meisten Patienten, die mit der Krankheit zu kämpfen haben, sind diejenigen, die diese Stoffwechselstörung von Geburt an geerbt haben und bei denen die Harnsäure nicht ausreichend über die Nieren ausgeschieden wird. Bei der angeborenen Gicht handelt es sich um eine „primäre Hyperurikämie“ oder „primäre Gicht“.

In seltenen Fällen produziert der Körper so viel Harnsäure, dass die Nieren einfach überlastet sind. Hier ist von einer genetischen Störung die Rede, die in zwei Krankheitsformen unterteilt wird: das Lesch-Nyhan-Syndrom und das Kelley-Seegmiller-Syndrom.

Bei diesen Erkrankungen ist die Aktivität eines Enzyms, das für die Wiederverwertung der Purine zuständig ist, teilweise oder vollständig beeinträchtigt. Dadurch werden Purine vermehrt in Harnsäure umgewandelt. Purine sind ein Abbauprodukt bestimmter Teile des genetischen Materials (Nukleinsäuren) und entstehen, wenn der Körper Zellen abbaut.

Sekundäre Gicht (erworbene Stoffwechselstörung)

Bei der sekundären Gicht sind andere Erkrankungen die Ursache für überschüssige Harnsäure. Bei Leukämie werden beispielsweise weiße Blutkörperchen zerstört. Dabei werden Purine freigesetzt, die sich im Blut anreichern.

Auch Tumore verschiedener Art, Bestrahlung im Rahmen einer Krebstherapie oder die Einnahme von Chemotherapeutika, wie zum Beispiel Zytostatika, können zu einer erhöhten Harnsäureproduktion führen. Ähnlich steigt bei einer Nierenerkrankung oder unzureichend behandeltem Diabetes die Menge an Harnsäure im Blut, weil sie nicht ausreichend ausgeschieden wird.

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Von einer Gicht sind hauptsächlich Männer ab dem 40. Lebensjahr betroffen. Frauen sind wesentlich seltener betroffen, denn das weibliche Geschlechtshormon Östrogen schützt den Körper vor dieser Stoffwechselstörung.

Ursachen für die Entstehung

Der Körper kann die Harnsäure nicht auflösen, also wird sie über den Urin ausgeschieden. Bei genetischer oder krankheitsbedingter Gicht produziert der Körper entweder zu viel Harnsäure oder scheidet einfach zu wenig Säure über die Nieren aus. Bei hoher Harnsäurekonzentration im Blut bilden sich neben anderen Körperflüssigkeiten sogenannte Harnsäure-Salzkristalle. Diese lagern sich beispielsweise in Gelenken, Sehnen, Schleimbeuteln oder Ohrknorpeln ab und verursachen dort schwere Entzündungen – den sogenannten Gichtanfall.

Bis diese Krankheit entdeckt wird, kann von den ersten Symptomen viel Zeit vergehen. Meistens tritt sie aber plötzlich auf, besonders nach dem Verzehr einer großen Menge Fleisch und Alkohol. Auch Stress sowie andere Belastungen und Krankheiten können Auslöser für das Auftreten von Gicht sein.

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Die Gicht wurde früher als „Krankheit der Könige“ bezeichnet und ist inzwischen zu einer Volkskrankheit geworden. Wenn sie nicht genetisch bedingt ist, ist meistens eine bestimmte Lebensweise die Ursache dafür. Vor allem Fettleibigkeit und ungesunde Ernährung führen zu Gichtanfällen.

Somit stellen alle, die gerne viel Fleisch und Alkohol konsumieren, eine Risikogruppe für einen Gichtanfall dar. Auch wer zu viel Fruchtzucker zu sich nimmt, bleibt von dieser Stoffwechselstörung nicht verschont. Bereits wenige Minuten nach dem Verzehr von Fruchtzucker erhöht dieser den Harnsäurespiegel im Blut.

Zu diesem Ergebnis sind US-amerikanische Forscher gekommen3Auch zuviel Fruchtzucker erhöht das Risiko für Gicht – https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/auch-zuviel-fruchtzucker-erhoeht-das-risiko-fuer-gicht.html – abgerufen am 20.04.2023. Im Rahmen ihrer Forschung wurden 78.906 Krankenschwestern über 22 Jahre lang beobachtet. Im Vergleich zu Frauen, die fructosehaltige Getränke meiden, erkrankten diejenigen, die täglich ein fructosehaltiges Getränk tranken, um 74 % häufiger. Bei mehr Getränken am Tag stieg das Risiko für die Entwicklung der Gicht mehrfach an.

Symptome einer Gicht

Gicht – Ursachen, Symptome und Behandlung

Ein typisches Symptom der Krankheit4Gicht – https://www.gesundheitsinformation.de/gicht.html – abgerufen am 20.04.2023 sind plötzliche und starke Schmerzen in den Gelenken. Wird Gicht nicht behandelt, verschlimmern sich die Symptome und die Krankheit wird chronisch.

Wann genau die Symptome auftreten, hängt vom Stadium der Krankheit ab. Dabei werden vier Stadie von Gicht unterschieden:

Stadium I – Hyperurikämie

Im ersten Krankheitsstadium steigt die Harnsäurekonzentration im Blut an. Dieses Stadium verläuft zunächst oft ohne schwere Symptome und das kann jahrelang so bleiben. Die ersten klinischen Anzeichen sind Nierengrieß und Nierensteine, die aber auch keine weiteren Symptome verursachen.

Stadium II – Akute Gicht

Übersteigt die Harnsäure im Blut einen bestimmten Wert, kommt es zu einem akuten Gichtanfall. Symptome sind starke Gelenkschmerzen. Unbehandelt dauert ein Gichtanfall einige Stunden bis zu einigen Tagen, danach klingen die Symptome ab. In schweren Fällen treten Symptome wie Rötungen, Schwellungen und erhöhte Temperatur in den Gelenken auf.

Stadium III – Interkritische Phase

Mediziner bezeichnen den Zeitraum zwischen zwei Gichtanfällen als interkritische Phase. Unbehandelt treten Gichtsymptome in unregelmäßigen Abständen auf. Während der interkritischen Phase verspüren die Betroffenen zwar keine Beschwerden, doch der Harnsäurespiegel im Blut ist weiterhin hoch.

Stadium IV – Chronische Gicht

Wenn die Gicht fortschreitet und der Betroffene Bewegungsschwierigkeiten verspürt, handelt es sich um eine chronische Gicht. Gicht verursacht Schwellungen, Schmerzen, Rötungen und Deformität der Gelenke. Von der chronischen Gicht können verschiedene Körperteile und Organe betroffen sein.

Bei der Weichteile-Gicht kann die Krankheit auch andere Art von Gewebe befallen, unter anderem den Knorpel des Ohres, der Füße oder der Zehen. Nieren-Gicht wiederum führt zur Ansammlung von Harnsäurekristallen in den Nieren. Dies führt zur Bildung von Nierensteinen, die weitere Komplikationen verursachen können. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer starken Entzündung, wodurch das Organ vollständig versagt.

Diagnose und Behandlung von Gicht

Kommt es zu einem akuten Gichtanfall oder bestehen die Beschwerden bereits über einen längeren Zeitraum, ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Der Hausarzt kann die Diagnose anhand einer Blutprobe und durch Nachweis von Harnsäurekristallen in der Gelenksflüssigkeit stellen. Es sind auch typische Veränderungen mit Ultraschall oder Harnsäureablagerungen in der Dual-Energy-Computertomographie (DECT) sichtbar.

Nach einem akuten Gichtanfall können sich die Werte der Harnsäurekonzentration im Blut allerdings normalisieren, weshalb bildgebende Verfahren wie Röntgenbild, Gelenkultraschall und DECT zur Diagnose eingesetzt werden. Vor allem der Ultraschall kann oft frühzeitig Hinweise auf eine Gicht liefern.

Ein akuter Gichtanfall lässt sich durch die Verabreichung von Steroiden, nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID) oder mit Colchicin behandeln.

Der nebenwirkungsreiche Colchicin wird heutzutage kaum noch verwendet. Eine Kurztherapie mit einem Steroid ist hingegen effektiv und sicher. Besonders wirksam und gut verträglich sind moderne NSAID. Studien zeigen auch eine etwas bessere Verträglichkeit der COX-2-Hemmer wie Indometacin5Diagnose und Therapie der Gicht – https://www.aerzteblatt.de/archiv/39139/Diagnose-und-Therapie-der-Gicht – abgerufen am 20.04.2023

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Die Behandlung der Gicht beschränkt sich darauf, den Harnsäurespiegel im Blut auf normale und gesunde Werte zu senken.

Bei wiederholten Gichtanfällen, nachgewiesener Gichttophie, Gelenkschäden oder bereits eingetretenen Nierenschäden, ist eine medikamentöse Langzeittherapie notwendig. In diesem Fall werden zwei Arten von Medikamenten verwendet:

  • Benzbromaron, das den Körper dazu zwingt, die Harnsäure durch die Nieren auszuscheiden, und
  • Allopurinol, das den Abbau bestehender Ablagerungen von Harnsäuresalzen im ganzen Körper unterstützt.

Die konsequente Therapie der Gicht ist von großer Bedeutung für die Behandlung der Krankheit. Es ist jedoch nicht notwendig, nach dem ersten Gichtanfall sofort auf eine medikamentöse Therapie zurückzugreifen. Unter Umständen reicht schon eine Nahrungs- und Lebensstilumstellung.

Richtige Ernährung bei Gicht

Änderungen des Lebensstils können die Wahrscheinlichkeit eines (erneuten) Gichtanfalls verringern. Eine gesunde Ernährung ist dabei von großer Bedeutung. Das bedeutet einen Verzicht auf Lebensmittel, die hohe Konzentrationen von Purinen enthalten (mehr als 150 Milligramm pro 100 Gramm), da aus Purinen die Harnsäure im Körper gebildet wird.

Zu den Lebensmitteln mit einem hohen Purin-Gehalt zählen eine Vielzahl von Fleischsorten, Meeresfrüchten und auch Hülsenfrüchte. Lebensmittel mit hohem Fettanteil hemmen die Ausscheidung von Harnsäure. Bei Gicht sollten deshalb nicht mehr als 30 % der täglichen Kalorienzufuhr durch Fett gedeckt werden. Diese Grenze wird jedoch rasch überschritten, denn Fett hat von allen Lebensmitteln die höchste Dichte.

Der Konsum von Alkohol und mit Fruchtsäure gesüßten Getränken sollte möglichst eingeschränkt oder vermieden werden, da diese Getränke den Harnsäurespiegel im Blut erhöhen. Betroffene sollten ihre tägliche Flüssigkeitsaufnahme erhöhen und am besten Mineralwasser oder ungesüßten Tee trinken. Flüssigkeit hilft dem Körper, den Harnsäurespiegel niedrig zu halten und unterstützt dessen Ausscheidung über die Nieren.

Bei einem BMI über 25 wird eine Gewichtsabnahme empfohlen6Gicht – https://www.netdoktor.de/krankheiten/gicht/ – abgerufen am 20.04.2023, denn weniger Gewicht bedeutet automatisch einen niedrigeren Harnsäurespiegel im Blut. Doch auch beim Abnehmen ist Vorsicht geboten. Von extremen Diäten wird abgeraten, denn die dabei gebildeten Ketonkörper verringern die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren und können zu häufigeren Gichtanfällen führen.

Neben gesunder Ernährung sollten Betroffene auch möglichst viel Bewegung in ihren Alltag integrieren.

Quellen & Verweise[+]