Autor Marvin Gerste

Marvin Gerste

Marvin begeistert sich seit vielen Jahren für alles rund um die Gesunderhaltung. Er hat sich dabei auf gesunde Ernährung, Prävention sowie Wasserfiltersysteme spezialisiert.

Passend dazu betreibt er seit 2013 einen YouTube-Kanal sowie persönlichen Blog rund um die Themen Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden.

Eine gesunde Ernährung einzuhalten ist zuweilen schwierig. Jeder hat gute Ratschläge worauf geachtet werden sollte. Die Fülle an Informationen ist für Verbraucher verwirrend und es fehlt an einer klaren Orientierung. Hierfür wurde der sogenannte Nutri-Score entwickelt, welcher nun auf vielen Verpackungen von Lebensmitteln zu sehen ist. Doch wie viel Aussagekraft steckt in ihm und genügt er allein, um sich gesund zu ernähren?

Was ist der Nutri-Score?

Mehr als die Hälfte aller erwachsenen Europäer leidet an Übergewicht1Quelle: Übergewicht nach EU-Land, Statistisches Bundesland – https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Gesundheit/Uebergewicht.html – Abgerufen am 14.06.2022. Neben einem zunehmenden Bewegungsmangel, ist vor allem die Wahl der Lebensmittel schuld daran.

Mit dem Nutri-Score soll es Verbrauchern möglich sein, durch eine simple Farbskala bessere Kaufentscheidungen zu treffen. Die Farbskala verwendet dafür die fünf Buchstaben A, B, C, D und E. Wobei A die gesündesten Lebensmittel bezeichnet und E für Produkte mit schlechtem Nährwert steht.

Einerseits sollen mit dem Nutri-Score Waren aus einer Produktgruppe miteinander verglichen werden können. Andererseits erkennen Verbraucher damit besser, ob eine Produktgruppe prinzipiell besser für die eigene Gesundheit geeignet ist oder nicht.

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Ein Beispiel: Beim Kauf einer Pizza ist es somit möglich, jene mit den gesünderen Inhaltsstoffen zu wählen.

So erfolgt die Bewertung beim Nutri-Score

Die Idee hinter dem Nutri-Score ist sehr lobenswert und geht sogar ein wenig in die Tiefe. Als Basis für die Berechnung dienen stets die Nährwertangaben vom Hersteller. Die Einschätzung erfolgt auf Basis von 100 Gramm des jeweiligen Produktes. Alternativ 100 ml, wenn es sich um ein Getränk, eine Suppe o.Ä. handelt.

Das Verhältnis zwischen den Nährwerten ist entscheidend, um die Bestnote zu erhalten. Folgende Tabelle zeigt die Gegenüberstellung auf:

Positiv: Negativ:
  • Proteine
  • Ballaststoffe
  • Der Anteil von Obst, Gemüse & Nüssen
  • Gesättigte Fettsäuren
  • Hoher Energiegehalt
  • Zucker
  • Salz (Natriumchlorid)

Beim Anteil von Obst und Gemüse sowie Nüssen kommt es zudem darauf an, ob diese stark industriell verarbeitet sind oder nicht. Letzteres ist zu begrüßen, da in der Reinform mehr Vitalstoffe enthalten sind.

Lebensmittelampel (Nutri-Score)

Um nun das genaue Ergebnis vom Nutri-Score zu berechnen, werden Punkte vergeben. Dadurch lässt sich jedem Lebensmittel eine der fünf Noten zuordnen. Wobei es zur Unterscheidung zwischen fester Nahrung und Getränken kommt.

Lebensmittel Getränke
A -15 bis -1 Wasser
B 0 bis +2 -20 bis +1
C +3 bis +10 +2 bis +5
D +11 bis +18 +6 bis +9
E +19 bis +40 +10 bis +40

Bei Getränken erhält tatsächlich nur reines Wasser die Bestnote. Dabei spielt es keine Rolle, ob mit oder ohne Sprudel hergestellt. Die Sprünge bei Lebensmitteln sind meist größer als bei den Getränken. Es fällt auf, dass für die Note B nur ein sehr kleiner Spielraum gewährt wird.

Die Geschichte zum Nutri-Score

Erste Bemühungen für eine einheitliche Skala gab es in Frankreich. Allerdings brauchte der Gesetzgeber bis Ende 2015 dafür, um dies mit einer Modernisierung des Gesundheitssystems in die Wege zu leiten. Es wurden verschiedene Konzepte miteinander verglichen und im März 2017 fiel die Wahl auf den Nutri-Score. Vorrangig wegen dem leicht verständlichen Notensystem.

Die Forschung dazu lieferte der Franzose Serge Hercberg sowie den Nährwertprofilen von Mike Rayner. Das Urteil der Lebensmittelindustrie fiel zunächst harsch aus. Viele Unternehmen weigerten sich, den Nutri-Score einzusetzen. Doch Stück für Stück schlossen sich immer mehr Marken an und es kam zur flächendeckenden Verbreitung.

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Der Nutri-Score ist bis heute nicht verpflichtend anzugeben! Unternehmen entscheiden selbst, ob sie diesen auf den Verpackungen abbilden möchten.

Nach dem erfolgreichen Test in Frankreich, zogen Belgien, Spanien und Portugal nach. In Deutschland dachte die Politik erstmals 2018 über seine Einführung nach. Zunächst sollte ein eigenes System zur Bewertung von Lebensmitteln entstehen. Dann erkannte der deutsche Gesetzgeber jedoch, dass der Nutri-Score die beste Lösung darstellt.

Trotzdem entstand eine hitzige Debatte um den Nutri-Score, welche teilweise bis heute anhält.

Die zwei großen Ziele vom Nutri-Score:

  1. Verbraucher sollen mit wenigen Blicken besser darüber entscheiden können, welche Lebensmitteln einer gesunden Ernährung dienen.
  2. Hersteller sollen sich dazu angehalten fühlen, den Nutri-Score ihrer Produkte zu verbessern. Indem sie bspw. den Zuckeranteil reduzieren.

Der Nutri-Score ist nicht alles

Grundlegend ist das Konzept nützlich, um sich als uninformierter Verbraucher einen besseren Überblick zu verschaffen. Dank dem Nutri-Score ist es möglich sein bisheriges Kaufverhalten zu überprüfen und ggf. zu überdenken.

Doch ausgereift ist dieses System leider noch nicht. Folgende Nachteile vom Nutri-Score sind wissenswert:

  • Es kommt zu einer starken Vereinfachung in der Bewertung von Lebensmitteln. So bezieht der Nutri-Score unter anderem keine Vitamine, Mineralstoffe oder ungesättigten Fettsäuren mit ein.
  • Die Sprünge bei den Punkten der einzelnen Noten sind nicht gleichmäßig. Insgesamt lässt sich die Bewertung nur bedingt nachvollziehen.
  • Bislang ist der Nutri-Score nicht verpflichtend umzusetzen. Die gewünschte Transparenz bleibt damit zumindest teilweise auf der Strecke.
  • Zu viel Zucker führt zu einer starken Abwertung des Scores. Doch wie sieht es mit Zuckerersatzstoffen aus, welche mitunter ebenso bedenklich für die Gesundheit sind?
  • Der Nutri-Score trifft keine Aussage über Zusatzstoffe (Geschmacksverstärker, Aromen etc.).

Es wäre also wünschenswert, wenn beim Nutri-Score noch einige Punkte nachgebessert werden. Das sieht auch die Verbraucherzentrale Hamburg so2Quelle: Nutri-Score – Das sollte man wissen – https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/nutri-score-das-sollte-man-wissen#WelcheNachteileHatDerNutri-Score – Abgerufen am 14.06.2022.

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Mit dem Nutri-Score wurde eine gute Basis für die schnelle Einschätzung von Lebensmitteln geschaffen. Doch er allein genügt nicht, um eine umfassende Analyse zu ermöglichen.

Hinzu kommt, dass Menschen in ihren Bedürfnissen verschieden sind. Wer bspw. viel im Sitzen arbeitet, hat einen deutlich niedrigeren Energiebedarf als ein Handwerker auf seiner Baustelle. Dasselbe gilt für den Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Doch diese bezieht der Nutri-Score bislang gar nicht mit ein.

Noch ein Beispiel: Käse erhält über den Nutri-Score grundsätzlich eine schlechte Bewertung. Was auf seinen hohen Anteil gesättigter Fettsäuren zurückzuführen ist. Dabei wird die meist große Menge an Calcium vernachlässigt, welche der menschliche Körper dringend benötigt.

Obst und Gemüse brauchen keinen Nutri-Score

Im Lebensmittelhandel sind immer mehr leicht und stark verarbeitete Produkte zu finden. Hier setzt der Nutri-Score an, um diese zu bewerten. Von den fertigen Bratkartoffeln aus dem Karton, bis zum Eis an heißen Sommertagen, kann er fast überall zum Einsatz kommen.

Allerdings benötigen ihn Obst und Gemüse grundsätzlich nicht. Sie sind grundsätzlich als gesund zu betrachten, solange ihre Menge und das Verhältnis zueinander stimmen. Gemüse ist dem Obst zu bevorzugen, da es von Natur aus wesentlich weniger Fruchtzucker beinhaltet.

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Pro Tag werden mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse empfohlen. Wobei das Verhältnis 3:2 für das Gemüse ausfällt, um den Fruchtzucker-Anteil gering zu halten.

Fazit: Der Nutri-Score setzt ein erstes, richtiges Zeichen

Lange hat es gedauert, bis es zur Einführung vom Nutri-Score kam. Groß war der Widerstand der Lebensmittelhersteller. Wo er nun abgebildet wird, entscheiden weiterhin die Unternehmen. Dann jedoch auf Basis eines fixen Berechnungsmodells. Damit ist eine Manipulation ausgeschlossen und der objektive Vergleich zwischen den Produkten ist möglich.

Allerdings sollten sich Verbraucher nicht allein auf den Nutri-Score verlassen. Zum einen weil er wichtige Aspekte, bspw. den Vitamingehalt, nicht berücksichtigt. Zum anderen ergibt sich für jeden Menschen ein individueller Bedarf an Nährstoffen. Dieser begründet sich mit dem Maß an Aktivitäten sowie möglichen Erkrankungen.

Beim Einkauf gibt der Nutri-Score eine grobe Orientierung vor und ist gerade für Neulinge der gesunden Ernährung sehr wertvoll. Das Ziel sollte allerdings sein, sich darüber hinaus weiter zu informieren. Um eine optimale Ernährung, ganz nach den eigenen Bedürfnissen, zu realisieren.

Quellen & Verweise[+]

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