Wer sich ein wenig mit Ernährungstrends auseinandersetzt, stößt vergleichsweise schnell auf das Fasten. Laut einer Statistik aus dem Jahr 2020 haben mehr als 60 Prozent der Deutschen in ihrem Leben schon einmal gefastet1Statista, https://de.statista.com/infografik/21021/einstellung-der-befragten-zum-thema-fasten/, abgerufen am 17.05.2023. Hieraus ergibt sich im Vergleich zu Umfragen aus den Vorjahren eine deutliche Steigerung um mehrere Prozentpunkte.
Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch, wie unterschiedlich der Begriff “Fasten” interpretiert werden kann. In der Fastenzeit verzichten beispielsweise viele Christen auf Süßigkeiten, Alkohol oder Fleisch.
Aber: Es gibt auch Fasteneinheiten, die nichts mit dem Glauben eines Menschen, sondern vielmehr mit dem Wunsch nach einem gesunden Lebensstil zu tun haben. Diese Art des Fastens wird häufig als “Kurzzeitfasten” bezeichnet und kann in zwei verschiedenen Varianten durchgeführt werden.
Die folgenden Abschnitte zeigen auf, worauf Sie beim Fasten achten sollten und welche Vor- und welche Nachteile mit dieser Art von Verzicht verbunden sein können. Gleichzeitig sollten Sie beachten, dass jeder Körper anders ist. Dementsprechend ist es wichtig, im Zweifel (und gerade bei bestehenden Vorerkrankungen) Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten und auf den eigenen Körper zu hören.
Warum fasten manche Menschen überhaupt?
Wer fastet, verzichtet über einen gewissen Zeitraum entweder auf bestimmte oder auf alle Lebensmittel. Und genau hieraus resultiert eines der wohl bekanntesten Vorurteile, die in diesem Zusammenhang kursieren. Viele Menschen sind der Meinung, dass diejenigen, die mehr oder weniger regelmäßig fasten würden, auf diese Weise an Gewicht verlieren möchten.
Hierbei handelt es sich jedoch um einen Trugschluss. Diejenigen, die sich ein wenig genauer mit dem Thema auseinandersetzen, erkennen schnell, dass es den betreffenden Personen oft um mehr geht. Manchmal möchten diese versuchen, ihre Zellen zu reinigen und ihren Körper auf diese Weise zu “reseten”.
Der Klassiker: Das Heilfasten nach Buchinger
Hierbei handelt es sich um eine der klassischsten Möglichkeiten, wenn es darum geht, zu fasten: Das Heilfasten nach Buchinger. Während der Fastenperiode sind hier nur:
- Wasser
- Tee (ohne Zucker)
- Gemüsebrühe
erlaubt. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass der Körper mit einem Grundpensum an Vitaminen und Kalorien versorgt wird.
Wie viel Energie der Körper braucht, um zu “funktionieren”, ist natürlich auch vom allgemeinen Tagesablauf der betreffenden Person abhängig. Wer beispielsweise Sport treibt und hierauf auch während seiner Fastenperiode nicht verzichten möchte, sollte seinen Ernährungsplan während des Fastens um bis zu 200 Gramm Joghurt erweitern. Auf diese Weise lässt sich Kreislaufproblemen häufig vorbeugen.
Auch die Psyche spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, das Fasten durchzuhalten. Buchinger beschreibt in seinem Buch, dass es nötig sei, auch den Geist entsprechend vorzubereiten – unter anderem deswegen, weil Geist und Körper eine Einheit bilden würden. Zudem kann es sinnvoll sein, Entspannungsübungen und Meditation in den Alltag zu integrieren, um auch auf psychischer Ebene “herunterzufahren”.
Ansonsten folgt das Fasten nach Buchinger einem mehr oder weniger festgelegten Plan. Das bedeutet: Der Körper erhält ausreichend Zeit, um sich auf das Fasten vorzubereiten und dieses ausklingen zu lassen. Danach sorgen vor allem Vollkornprodukte, Feigen, Trockenpflaumen und eine ausreichende Trinkmenge dafür, dass die Darmflora wieder langsam und schonend aufgebaut wird.
Wer sollte nicht fasten?
Auch wenn viele Menschen von den Auswirkungen, die das Fasten auf ihr Leben hat, begeistert sind, gibt es durchaus Personen, denen vom Fasten abgeraten wird. Auch das berühmte Bauchgefühl spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Besonders wichtig ist es, hinter dem Projekt zu stehen und wirklich fasten zu wollen. An dieser Stelle kommt erneut die Psyche ins Spiel.
Es gibt jedoch noch weitere Personengruppen, denen im Allgemeinen vom Fasten abgeraten wird. Hierbei handelt es sich um Menschen, die zum Beispiel:
- stark untergewichtig sind
- an Krebs oder an einer anderen, schweren Krankheit leiden
- Probleme mit der Schilddrüse haben
- unter einer Mangelernährung leiden
- Nieren- oder Leberprobleme haben
- schwanger sind oder stillen.
Wie bereits erwähnt, ist es jedoch immer sinnvoll, sich als Anfänger im Bereich Fasten vom Arzt durchchecken zu lassen. Spätestens dann zeigt sich, ob es gegebenenfalls grundlegende Faktoren gibt, die gegen diese Art von Verzicht sprechen.
Fasten und der berühmte Jojo Effekt
Keine Frage: Wer länger fastet und sich an die entsprechenden “Regeln” hält, wird rasch bemerken, dass er vergleichsweise schnell an Gewicht verliert. Kein Wunder! Immerhin wird der Organismus in eine Art Ruhephase gebracht und läuft dementsprechend im “Notfallmodus”.
Wie bereits weiter oben erwähnt, wäre es jedoch falsch, das Fasten lediglich zur Reduzierung des Körpergewichts zu nutzen. Dieser – im wahrsten Sinne des Wortes – “Effekt” hält nämlich in der Regel nicht lange an. In der Vergangenheit mussten bereits viele Menschen erfahren, dass der Jojo Effekt seinem Namen alle Ehre macht – auch und gerade nach einer längeren Hungerperiode.
Denn: Während des Fastens steht der Körper unter Stress. Er verbraucht weniger Energie, weil er versucht, seine Reserven zu schonen. Irgendwann werden das Fett, aber auch die Muskeln, abgebaut.
Wenn der/ die Fastende nach seiner/ ihrer individuellen Fastenzeit dann wieder mit der normalen Nahrungsaufnahme beginnt, kann es sein, dass umso mehr Energie wieder eingespeichert wird – unter anderem in Form von Fett. Bei dieser Vorgehensweise handelt es sich um ein Überbleibsel aus der Steinzeit. Frei nach dem Motto “Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal wieder etwas zu Essen bekomme!”, wird die zugeführte Energie direkt “abgespeichert”.
Wer dem Jojo Effekt bestmöglich vorbeugen möchte, sollte sich nach dem Fasten langsam wieder an das Essen gewöhnen. Und übrigens: Diejenigen, die ohnehin unter Übergewicht leiden, können die Gewichtsabnahme natürlich auch zum Start in ein bewussteres (Ernährungs-) Leben nutzen. Ein Gespräch mit einem professionellen Ernährungsberater hilft hier weiter.
Eine Abwandlung des Buchinger Fastens: Das Intervall Fasten
Das Intervall Fasten erfreut sich unter anderem deswegen einer besonderen Beliebtheit, weil es sich – mit ein wenig Übung – vergleichsweise leicht in den Alltag integrieren lässt. Wer vorhat, seinen Körper auf diese Weise zu reinigen, kann sich zwischen der 16:8 und der 5:2 Methode entscheiden.
Beide Varianten funktionieren nach demselben Prinzip. Entweder wird für 16 Stunden oder für 2 Tage auf Essen verzichtet. Die 16:8 Methode (16 Stunden essen, 8 Stunden fasten) eignet sich vergleichsweise gut für Anfänger, da es – auf der Basis eines entsprechenden Zeitplans – möglich ist, einen Großteil der Fastenzeit beispielsweise in die Nacht zu verlegen.
Doch auch, wenn während der verbleibenden 16 Stunden (oder 5 Tage) essenstechnisch “alles” erlaubt ist, ist es natürlich sinnvoll, auch hier allgemein auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Auf diese Weise lässt sich ganz nebenbei auch oft die Lebensqualität steigern.
Dennoch wäre es falsch, im Zusammenhang mit Fasten und Co. Heilversprechen oder ähnliches abzugeben. Wie jede Form der Ernährung hat auch das Fasten Vor- UND Nachteile. Wer diese kennt, kann oft noch ein wenig besser für sich abschätzen, ob er dem Ganzen eine Chance geben möchte oder nicht.
Hat das Fasten positive Auswirkungen auf den Körper?
Genau mit dieser Frage beschäftigt sich unter anderem auch die Wissenschaft. Mittlerweile gibt es Ergebnisse aus Tierstudien, die darauf hindeuten, dass regelmäßige Fasteneinheiten verschiedenen Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes (Typ 2) vorbeugen können. Zudem könnte es sein, dass die Gehirnfunktionen durch das Fasten positiv beeinflusst werden.
Leider lassen sich besagte Tierstudien nicht 1:1 auf den Menschen übertragen. Und gerade hier zeigen sich mitunter noch deutliche Lücken. Denn: Bisher gibt es vergleichsweise wenige Humanstudien, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Oder anders: Die Hinweise auf positive Effekte sind da. Es braucht jedoch definitiv noch weitere fundierte Forschungsarbeiten, um aussagekräftige Ergebnisse liefern zu können2Deutsche Gesellschaft für Ernährung, https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaeten-fasten/intervallfasten/?L=0, abgerufen am 17.05.2023.
Quellen & Verweise